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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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seine braunen Augen blickten ruhig und selbstsicher. Raj flüsterte Alec zu, er sei wahrscheinlich der Scheich des Stammes. Wie Raj hatte er hohe Backenknochen. Sein Alter zu schätzen war schwer; offenbar war er jedoch noch ziemlich jung. Ein leichtes Lächeln spielte um seinen gutgeschnittenen, energischen Mund, als er die vier Fremdlinge betrachtete; dann redete er sie auf arabisch an. Seine Stimme klang freundlich.
    Als er geendet hatte, antwortete ihm Raj. Sie sprachen hin und her, beider Tonfall deutete auf eine friedliche Verständigung. Alec fiel auf, wie ähnlich Raj und der Beduine sich waren! Dieselbe hohe Stirn, dieselben Backenknochen, dieselben braunen, sanftglänzenden Augen, derselbe Mund! Auf einmal hörte Alec, wie Raj den Namen Abu ben Isaaks nannte. Des jungen Scheichs Miene wurde finster, erhellte sich jedoch bald wieder.
    Nachdem das Gespräch beendet war, wandte sich Raj zu seinen Freunden. „Ich habe ihm unsere Geschichte erzählt“, berichtete er. „Die Beduinen gehören zu einem Stamm, der im Gebirge lebt. Der Mann, mit dem ich sprach, ist das Oberhaupt. Er hat sich bereit erklärt, uns mit ins Gebirge zu nehmen.“
    „Zu Abu ben Isaak?“ fragte Alec aufgeregt. „Ich habe dich seinen Namen erwähnen hören.“
    „Nein“, entgegnete Raj, „den ganzen Weg nicht; aber er hat zugesagt, uns so nahe an Scheich Abus Gebiet heranzuführen, daß wir ihn dann allein finden können.“
    Henry rief schmunzelnd: „Das ist nett von ihm! Ich wußte gleich, als ich sie sah, daß es anständige Burschen sind!“
    „Ich hoffe, wir können ihnen wirklich trauen“, meinte Volence skeptisch.
    Raj zuckte die Schultern. „Wir befinden uns im Lande der räuberischen Beduinen, Sir, absolute Sicherheit gibt es hier nicht. Aber er hat uns seine Gastfreundschaft angeboten, und die wird er nie verletzen, so lange wir bei ihm sind.“
    Die Hufe des großen Hengstes schlugen gegen die Steine, während er nervös tänzelte. Sein Fell glänzte in der Sonne wie pures Gold. Der junge Scheich auf seinem Rücken hatte augenscheinlich Eile, weiterzukommen; er sprach wieder mit Raj, diesmal kurz und bündig. Raj dolmetschte seinen Freunden: „Er will nicht länger warten, hat er gesagt. Wenn wir mit ihm weiterwollen, muß das sofort geschehen.“
    „Gut“, erwiderte Volence. „Eine Wahl bleibt uns ja nicht. Also gehen wir mit.“
    Sie folgten dem jungen Scheich und seinem Begleiter zu den wartenden Reitern, die ihnen neugierig entgegenblickten. Vier von ihnen erhielten Anweisung, die Fremden mitaufsitzen zu lassen. Sobald sie die Pferde bestiegen hatten, setzte der ganze Trupp sich wieder in Galopp, dem Gebirge entgegen.
    Alec fand sich auf dem Rücken eines Graugescheckten, der trotz seiner doppelten Last mit den anderen Schritt hielt. Der Beduine, der ihn ritt, sah sich nach Alec um und lachte ihn freundlich an.
    Bald war die Wüste ihren Blicken entschwunden, denn eine enge, steinige Schlucht schloß sie ein. Hier mäßigten die Beduinen ihr Tempo. In der östlichen Richtung, die sie einhielten, stiegen die Berge immer steiler und höher zum Himmel hinan.
    Stunde um Stunde verging, ohne daß die Reiter hielten. Sie folgten keinem erkennbaren Weg, aber es war Alec klar, daß jeder der Reiter sich genau auskannte, weil er die Berge schon ungezählte Male durchquert hatte. An steilen Stellen, die häufig waren, ließen sie die Pferde ganz langsam gehen, um ihre Kräfte zu sparen. Am frühen Nachmittag erreichten sie ein weites Plateau, auf dem sie endlich zur Rast anhielten. Während die Beduinen ihre Pferde versorgten, trat Alec neben den kastanienfarbenen Hengst, um ihn zu betrachten. Wenn es irgendwo auf der Welt ein Pferd gab, das an Schönheit und körperlicher Vollendung Blitz ebenbürtig war, dann war es dieses! In der heißen Liebe zu seinem Schwarzen hoffte Alec geradezu, an dem Kastanienfarbenen etwas zu entdecken, in dem er Blitz unterlegen war. Aber er fand an ihm nicht den kleinsten Mangel. Der junge Scheich hatte seinem Hengst den Sattel abgenommen, und er ging am Boden schnuppernd seiner Wege. In einer kleinen Mulde rollte er sich auf den Rücken und wälzte sich voller Wohlbehagen und Lebenslust, die vier kräftigen, weißgefesselten Beine in die Luft reckend. Dann lag er einen Augenblick still, sprang auf, schüttelte sich, schnaubte und blickte umher, den Kopf hocherhoben, die Ohren gespitzt.
    Alec fühlte jemandes Blicke im Rücken, drehte sich um und begegnete den braunen Augen des Scheichs,

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