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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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der zu ihm trat, lächelnd in Richtung des Pferdes nickte und es dann rief: „Sagr!“
    Der Hengst reagierte sofort und kam zu ihm heran. Vor Alec stutzte er; man sah das Weiße in seinen Augen. Sein großer Körper zitterte, er scharrte mit dem Vorderhuf am Boden und wieherte laut. Der Scheich griff nach seiner goldenen Mähne; dann streichelte er den schlanken gebogenen Hals und den edlen kleinen Kopf, der dem von Blitz so sehr ähnelte. Alec überlegte unwillkürlich, daß ein Wettrennen zwischen diesen beiden herrlichen Tieren ein unerhörtes Erlebnis sein würde. Wer müßte wohl dabei siegen? Kurzerhand ließ sich die Frage keineswegs beantworten, doch Alec glaubte, es würde Blitz sein, dessen Kraft, Mut und Ausdauer er kannte.
    Wenig später ritten sie weiter. Das Plateau wurde in einem leichten Galopp überquert, doch dann begann ein ausnehmend steiler Anstieg. Die Pferde fielen in Tritt, und die Reiter ordneten sich einer hinter dem andern ein. Vor sich hatten sie turmhohe Gipfel, hinter ihnen lag gebirgiges, kahles Gelände. Weit drüben im Westen erblickte man ab und zu die Wüste, und Alec dachte daran, daß sie dort wieder hindurch mußten, wenn sie nach Haribwan zurückreisten.
    In dieser Nacht schliefen sie an der Flanke einer hohen Bergkette. Auf dem Rücken liegend, betrachtete Alec die Sterne. Später rollte er sich auf die Seite und beobachtete die Pferde, deren Silhouetten sich gegen den dunkelblauen Nachthimmel abhoben. Er hörte sie Gras rupfen und sah sie hin und wieder plötzlich anspringen. Der kastanienfarbene Hengst graste neben dem Schlafplatz seines jungen Herrn, dessen Namen keiner von ihnen kannte, auch Raj nicht, der sich danach erkundigt, aber keine Antwort erhalten hatte. Warum tat der Scheich so geheimnisvoll? Alec grübelte darüber nach. Schließlich fielen ihm die Augen zu.
    Den ganzen nächsten Vormittag kletterten sie weiter bergan, bis sie am Nachmittag den Kamm des Höhenzugs erreichten. Alec erblickte ein neues, geradezu riesiges Plateau und weit in der Ferne eine Bergkette von noch gewaltigerer Höhe als die, die sie eben erklommen hatten. Auf der Hochebene ließen die Beduinen ihre Pferde etwa anderthalb Kilometer weit galoppieren, dann aber in Schritt fallen. Der Scheich gab mit hochgeworfenem Arm ein Zeichen, woraufhin sich vier seiner Reiter zu ihm begaben. Zwei ritten von nun an rechts, zwei links an seiner Seite, und der ganze Trupp hielt die Gewehre schußbereit auf den Schenkeln. Offenbar befanden sie sich nun nicht mehr in so friedlichem Gebiet wie bisher, und diese Beduinen waren Krieger, die ihr Handwerk sehr gut beherrschten.
    Zwei Tage lang ritten sie durch eine gleichförmige Gegend, stets in derselben Formation, in gleichbleibend mittelschneller Gangart. Abends bei der Rast fragte Alec Raj, wie lange es denn nun noch so fortgehen würde.
    „Das weiß ich nicht, Alec! Der Mann, mit dem ich reite, will es mir nicht sagen.“
    „Weit entfernt kann unser Ziel jetzt eigentlich nicht mehr sein“, brummte Henry. „Wir reiten ja jetzt bereits vier Tage! Außerdem sind wir ja fast am Ende dieser Hochebene angelangt.“
    Volence lächelte: „Aber wir können immer weiter bergauf, Henry!“
    „Viel weiter nicht, sonst können wir nicht mehr atmen“, knurrte Henry und zog die dünne Höhenluft schnüffelnd in seine Nase.
    Sobald es hell wurde, brachen sie auf. Nach einem Galopp von etwa zwei Kilometern war das Plateau zu Ende, und der Scheich führte seine Schar durch eine Schlucht in die hier beginnenden Berge hinein. Trotz des unebenen Geländes kamen die Pferde rasch voran. Steil aufragende Felsen umgaben sie von allen Seiten. Den ganzen Morgen und den größten Teil des Nachmittags ging es dauernd bergauf, und immer noch erhoben sich gewaltige Berggipfel über ihnen. Als die Sonne hinter den westlichen Höhenzügen sank, hielten sie in einer Schlucht an und bereiteten ihr Lager für die Nacht. Dicht vor ihnen gabelte sich die Schlucht und führte in zwei verschiedenen Richtungen weiter. Den Amerikanern fiel die ungewöhnliche Stille auf, die im Lager herrschte. Niemand hatte ein Feuer entzündet, was sonst stets der Fall gewesen war, und die Wachen waren verdoppelt worden. Als Nachtmahl gab es getrocknetes kaltes Fleisch, das die Beduinen mit sich führten.
    Nach Einbruch der Dunkelheit trat der junge Scheich zu ihnen, sagte etwas zu Raj und entfernte sich dann wieder.
    „Wir sind jetzt nahe an das Gebiet Abu ben Isaaks herangekommen“, übersetzte Raj,

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