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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Blutsbrüder verraten und einen von ihnen umgebracht. Darauf steht der Tod.“
    Alec hatte still zugehört, dabei aber Abu und seine Männer nicht aus den Augen gelassen. Jetzt sah er, daß sie bereit waren, aufzubrechen. Sein Blick flog zu Vo-lence und Henry, die auf der Terrasse standen, dann zurück zu Raj.
    „Willst du sie begleiten?“ fragte Raj.
    Alec war so tief in Gedanken, daß er die Frage überhörte. Abu hob die Hand und drückte seinem grauen Hengst die Fersen in die Flanken. Seine Männer folgten ihm, und ohne besondere Gliederung durchquerten sie das Tal.
    „Auf Wiedersehen, Raj“, sagte Alec. „Ich reite mit!“ Ohne einen Blick zurückzuwerfen, schloß er sich der Reiterschar an. Jawohl, er wußte, was er tat, sagte er zu sich selbst; er wußte, daß er sich auf ein schweres Wagnis einließ! Aber Blitz war gestohlen worden, sein Pferd, und er mußte mit den Kriegern ausziehen, um es wiederzufinden! Er konnte nicht zurückbleiben und untätig abwarten! Blitz liebte ihn, und er konnte mit ihm umgehen. Vielleicht ergab sich für ihn eine Gelegenheit, ihrem Gastgeber zu helfen!
    Die Rücken der weißgekleideten Gestalten vor ihm hoben und senkten sich im gleichen Takt mit dem Körper ihrer Pferde. Da er genau so gekleidet war wie sie, würden sie zunächst kaum merken, daß er keiner von ihnen war. Im übrigen vertraute er auf die Güte des Scheichs, der Mut zu schätzen wußte, also würde er ihn kaum zurückschicken. Als die Beduinen einer hinter dem andern den schmalen Pfad hinaufritten, der zum Talausgang führte, war er der letzte. Dann hörte er auf einmal Hufschläge hinter sich und drehte sich um. Ein Beduine, der sich verspätet hatte? Doch nein, im Näherkommen erkannte er Raj.
    „Ich komme auch mit!“ sagte er. „Sonst kannst du nur mit Scheich Abu und nie mit einem andern reden.“ Sie mußten ihre Pferde antreiben, um den Haupttrupp nicht aus den Augen zu verlieren. Bald erreichten sie den Eingang zur Schlucht, wo man den toten Wachtposten gefunden hatte. Einer nach dem anderen passierten sie die Schlucht. Als sie draußen waren, ritten die Beduinen vorsichtig mit schußbereiten Gewehren. Ab und zu wurde gehalten, während Abu und einige seiner Männer am Boden nach Spuren forschten. Gelegentlich wurde danach die Richtung geändert.
    Als sie ihr Nachtlager aufschlugen, mochten sie etwa 40 bis 50 Kilometer von Abus Gebiet entfernt sein. Auch Alec und Raj sattelten ihre Pferde ab und streckten sich dann am Boden aus.
    „Ich glaube, es wäre richtig, wenn wir uns jetzt meldeten“, schlug Raj vor. „Schließlich müssen wir essen und trinken.“
    Alec nickte, während sein Blick Scheich Abu suchte, der zwischen seinen Männern umherging und alle Gewehre prüfte. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß sie in gutem Zustand waren, gab er sie zurück. Als er sich ihnen näherte, flüsterte Raj: „Jetzt kommt’s, ob wir wollen oder nicht.“
    Der strenge Ausdruck in Abus Augen veränderte sich nicht, als er der beiden ansichtig wurde und sie erkannte. Er verriet keine Überraschung und fragte ruhig: „Warum seid ihr mitgekommen?“
    „Weil ich helfen möchte, Scheitan wiederzufinden!“ erwiderte Alec, dem Blick des Scheichs offen und ehrlich standhaltend.
    „So wichtig kräht der junge Hahn! Er will sich seine Sporen verdienen, will Abu und seinen Kriegern helfen! Hör zu, junger Freund: wir reiten nicht durch friedliches Land. Es kann sein, daß wir kämpfen müssen. Aber sei’s drum, denn ich glaube, du bist aus dem richtigen Holz.“
    Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen, und seine Augen verloren die Strenge, als er hinzufügte: „Und ich weiß ja, wie sehr du Scheitan liebst; es ist ein gutes Zeichen für deine Sinnesart. Trotzdem würde ich euch von hier aus zurückschicken; aber dann müßte ich euch einen meiner Männer mitgeben, und — Allah weiß es! — ich kann nicht einen einzigen entbehren!“ Er hielt inne. „Somit ist es das beste, ihr kommt mit uns. Du wirst viel vom Leben des Volkes der Wüste dabei lernen.“
    Noch zwei weitere Tage ritten die Beduinen ohne Formation; erst am dritten änderte sich das. Jetzt bildeten sie eine lange Kette und ritten immer zehn bis fünfzehn Meter voneinander entfernt, einer hinter dem anderen. Als Raj sich hinter Alec einordnete, erzählte er, daß er erfahren hatte, die Spur von Scheitan wäre verlorengegangen. Man nähere sich jetzt dem Gebiet Abd al Rahmans, und die Männer nähmen an, Abu wolle ihn persönlich nach dem

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