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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Ganzen.
    Alec erriet, daß dies die Art von Beduinen sein mußte, von der ihm Coggins und Raj erzählt hatten: Abtrünnige, wegen begangener Verbrechen aus ihren Stämmen Ausgestoßene, die irgendwie durch List und Gewalt mit dem Leben davongekommen waren. Was aber taten sie hier? Daß Abd al Rahman Beziehungen zu einer solchen Horde haben konnte, erschien Alec unmöglich. Oder etwa doch?
    Jetzt sahen sie eine Gestalt aus einer der Hütten gegenüber der Pferdekoppel treten.
    „Raj, schau! Das ist ja Ibn!“ flüsterte Alec.
    Mit kurzen stampfenden Schritten, die seinen vierschrötigen Körper erstaunlich schnell vorantrugen, kam er auf die unter ihnen befindlichen Männer zu. Die Herumstehenden blickten ihm finster entgegen und dämpften ihre Stimmen. Ibn nahm keinerlei Notiz von ihnen. Unmittelbar unter dem Felsspalt, durch den Alec und Raj hinabspähten, blieb er stehen, wie unentschlossen, was er zuerst tun wollte. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn und rief mit barscher Stimme ein paar Worte. In einer der kleinen, mit Essen beschäftigten Gruppen entstand daraufhin eine Bewegung; ein magerer kleiner Beduine stand auf, kratzte mit dem Dolch einen letzten Rest aus seiner Schüssel und stopfte den Bissen in den Mund. Noch schluckend, ließ er die Schüssel fallen, wischte den Dolch an seinem schmutzigen Gewand ab und folgte dem Ruf.
    Alec krallte vor Überraschung seine Hand in Rajs Arm, denn der Beduine war der, der Blitz geritten und gestohlen hatte! Der, den Abu und seine Krieger suchten! Alecs Herz begann wild zu hämmern. Wenn dieser Verbrecher hier war — dann konnte auch Blitz nicht weit sein! Sein Blick flog zur Pferdekoppel, aber dort war Blitz nicht. Vielleicht hatte Ibn den Hengst schon getötet? Aber er war schließlich erst vor kurzem hier eingetroffen und konnte kaum Zeit dazu gefunden haben.
    Ibns Stimme klang hoch und schrill vor Wut, als er den aus Abus Stamm desertierten Beduinen vor sich hatte. Der Mann beugte sich unterwürfig tief vor ihm, aber Ibn packte ihn mit seiner einen Hand am Hals, riß ihm mit zornigem Griff eine Kette ab und stieß ihn rückwärts zu Boden. Dann stand er über ihm, die Kette baumelte in seiner fetten Hand.
    Alecs Kehle war wie zugeschnürt, denn an der Kette erblickte er ein Medaillon — das Medaillon mit dem seltsamen Vogel.
    Als Ibn zornbebend den sich am Boden krümmenden Beduinen beschimpfte, schlichen sich die anderen übel aussehenden Gesellen heran.
    „Raj“, flüsterte Alec, „übersetze mir doch bitte, was er sagt!“
    Der Freund nickte und sprach ebenso leise: „Er sagt, der kleine Beduine habe seine Befehle nicht befolgt, deshalb müsse er sterben. Er habe in Abus Tal bleiben sollen, bis das Rennen vorüber war. Er habe ihn beauftrag, Scheitan beim Rennen zurückzuhalten, damit Sagr leicht siegen konnte. Das alles habe er durch seine Flucht vereitelt.“
    Der kleine Beduine, die Augen vor Furcht geweitet, umklammerte Ibns Knie und verteidigte sich leidenschaftlich.
    Raj fuhr fort: „Er beteuert, daß es unmöglich gewesen wäre, Scheitan zurückzuhalten. Der beste Reiter wäre nicht imstande, dieses Pferd in seiner Schnelligkeit zu behindern; nicht einmal mit Kandare und Peitsche sei dieser Teufel zu zwingen. Und Abu habe bemerkt, daß er diese Mittel angewendet hatte, entgegen seiner strikten Weisung. Dadurch wäre er argwöhnisch geworden und hätte ihn sicher den Hengst nicht mehr reiten lassen. So sei ihm kein anderer Ausweg geblieben, als ihn zu stehlen. Und warum war es so nicht viel besser? Die Leute Abus würden nicht imstande sein, ihn hier zu finden, die Koppel war fest und hoch genug eingezäunt, um ihn sicher zu verwahren, und ihre Schlucht hier tief versteckt.
    Morgen früh würden die Stämme Abus und Abd al Rahmans kämpfen, und wenn die Schlacht zu Ende war, würden selbst die Sieger so geschwächt sein und so große Verluste an Kriegern und Pferden haben, daß es für Ibn und seine Schar leicht sein müßte, sie zu überfallen und sie vollends zu vernichten. War das nicht ihr Ziel von jeher gewesen?“
    Raj verstummte, denn Ibn versetzte dem Mann zu seinen Füßen einen Hieb, der ihn wie tot zurücksinken ließ. Danach wandte er sich den anderen zu, die miteinander murmelten. Seine tückischen kleinen Schlitzaugen musterten sie verächtlich. Er sprach mit rauher, drohender Stimme.
    Raj übersetzte wieder: „Er sagt, er wäre ihr Anführer, und seine Aufgabe wäre es, für sie zu denken! Wehe, wenn einer von ihnen seine

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