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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Befehle nicht ausführen würde; er würde dasselbe Schicksal erleiden wie dieser Verräter. Hatten sie vergessen, daß sie allesamt Mörder wären und außerhalb dieses Verstecks nicht einen Tag ihres Lebens sicher? Waren sie blind geworden, daß sie die grausamen Narben an ihren Körpern nicht mehr sahen? Hatten sie die Peitschenhiebe und die Folterqualen vergessen, die sie zur Strafe für ihre Verbrechen erlitten hatten? Erinnerten sie sich nicht mehr, wie sie in schlotternder Furcht zu ihm gekommen waren und ihn um Schutz angefleht hatten vor denen, deren Rache sie mit Recht fürchteten!“
    Raj verstummte, als Ibn jetzt die Kette mit dem Medaillon hoch emporhielt, damit alle sie sehen konnten. Dann sprach er weiter, und Raj dolmetschte: „Er sagt, daß sie seit Jahren den Tag herbeigesehnt hätten, an dem sie wie der Phönix aus der Asche mit ausgebreiteten Schwingen wieder emporsteigen würden zu einem neuen Leben. Der Tag sei nahe, aber erst müßten sie die Stämme Abu ben Isaaks und Abd al Rahmans vernichten — das habe er den ersten von ihnen, die vor zwanzig Jahren zu ihm gestoßen seien, damals klargemacht. Damals seien sie nur wenige gewesen, jetzt aber seien sie stark, denn er, Ibn al Khaldun, habe alles weise vorausgeplant. Er habe befohlen, den Vater und die Mutter Abd al Rahmans in der Wüste zu ermorden und den Abu ben Isaak entwendeten Dolch in der Brust von Abd al Rahmans Vater stecken zu lassen, um so Zwietracht zwischen den beiden bis dahin befreundeten Stämmen zu säen. Jeder wisse, daß das gelungen sei, und jetzt sei die Zeit gekommen, die Früchte seines weitgesteckten Planes zu ernten.“
    Raj sah Alec an, beider Augen waren haßerfüllt, denn hier war ein Mensch, der zu jeder Untat fähig war! Ein Verbrecher, der sorgfältig, mit Heimtücke und Vorbedacht den Untergang der beiden Stämme Abu ben Isaaks und Abd al Rahmans geplant hatte. Wenn er Erfolg hatte, würde er vor nichts zurückschrecken und mit einer Bande von Gesetzlosen das Gebirge und die Wüste zu einem Land der Räuber und Mörder machen.
    Ibn sprach weiter. Raj flüsterte: „Er sagt, wenn der Beduine, der bewußtlos zu seinen Füßen liegt, seinen Befehlen gefolgt wäre, hätte Sagr das kommende Rennen gewonnen. Zu diesem Zeitpunkt hätten sie losschlagen müssen, denn er hatte genau geplant, wie Abd al Rahman umgebracht werden sollte. Danach wäre er, Ibn, der Vetter des Scheichs, der Führer des Stammes geworden. Dann wäre es für ihn leicht gewesen, sie in den Stamm aufzunehmen, und mit den besseren Pferden und Waffen, in deren Besitz sie damit gekommen wären, hätten sie den Stamm Abus vernichten können, desgleichen nach und nach die anderen Stämme, die hier im Gebirge lebten, bis der ganze Kharj-Distrikt in ihrer Hand gewesen wäre... Jetzt aber habe er seinen Plan ändern müssen, denn morgen würden sich die Krieger Abu ben Isaaks und Abd al Rahmans in der Ebene bekämpfen. Und selbstverständlich würde er dann mit seinen Leuten die Überlebenden angreifen, um sie zu vernichten. Bedauerlich sei nur, daß ihr Pferdematerial nichts taugte und daß auch ihre Bewaffnung unzulänglich sei. Doch wenn sie mit aller Wut kämpften, deren sie fähig seien, sei ihnen der Sieg trotzdem sicher, denn niemand rechne mit einem solchen Überfall. Und diese günstige Gelegenheit dürfe man nicht ungenutzt vorübergehen lassen. Zuerst würden sie Abu ben Isaak und Abd al Rahman töten müssen, falls sie noch am Leben wären. Und dann sei noch einer da, der auf keinen Fall lebendig entkommen dürfe: ein noch ganz junger Beduine, der einen Rotschimmel mit weißer Blesse reite...“
    Raj stockte. Alec sah ihn an, denn Raj war der einzige, der ein solches Pferd ritt. Aber seines Freundes Augen waren auf Ibn geheftet, und schon fuhr Raj mit seiner Übersetzung fort:
    „Es wird für euch nicht schwer sein, ihn herauszufinden, denn er hat hohe Backenknochen und ist größer als die anderen. Wer ihn im Kampf von nahem sieht, wird feststellen, daß er Abd al Rahman stark gleicht, und das ist nur natürlich, denn er ist sein jüngerer Bruder.“
    Raj erblaßte, und seine Lippen zitterten. Alec legte ihm die Hand auf die Schulter: „Bleib ruhig, Raj, im Augenblick können wir nichts tun!“
    Raj murmelte verstört: „Demnach war ich also das kleine Kind, das verschwunden war, als man die Toten fand.“ Mit Haß und Bitterkeit fügte er hinzu: „Und Ibn ist der Mörder meiner Eltern!“
    „Er hat es selbst gesagt“, erwiderte Alec.

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