Blitz legt los
seinen Sohn totbeißt, wie du es schon einmal getan hast.“
Damit wendete er sich zu dem zappelnden Bündelchen vor ihm am Boden, das nur aus Beinen, Kopf und Augen zu bestehen schien. Es war ein hübsches Hengstchen, nicht schwarz wie Blitz, sein berühmter Vater, sondern kastanienfarben mit einer Blesse, ganz wie Miz Liz.
Alecs Hände glitten über das nasse Körperchen. Zwei große, fragende Augen sahen ihn unerschrocken an. Er richtete sich auf und holte ein weiches, sauberes Tuch, mit dem er das Kleine trockenrieb. „Es ist zwar nicht die Zunge deiner Mutter“, sagte er, „doch es erfüllt auch seinen Zweck.“
Lange beobachtete er dann die Bemühungen des Hengstchens, mit seinen unproportioniert langen Vorderbeinen zurechtzukommen — sie gehorchten ihm noch nicht. Nun, es würde nicht lange dauern, bis das kräftige Kerlchen Herr über seine Glieder wurde. „Ich sage es dir nicht gerne“, murmelte Alec liebevoll, indem er das Fohlen wieder hochnahm, „aber du hast leider keine besonders freundliche Mutter. Aber kennenlernen muß sie dich; lange wird es nicht mehr dauern, bis sie zur Vernunft kommt.“
In diesem Augenblick wurde die Tür am andern Ende des Ganges aufgestoßen, und Alecs Vater kam mit großer Hast herein.
„Nanu, Vater, was willst du denn hier?“ rief Alec. Der Vater hatte es nicht nötig zu antworten; er brauchte nur die nach oben führende Tür zu öffnen, und eine dicke Rauchwolke wogte in den Stallgang! Im gleichen Augenblick erinnerte sich Alec daran, daß Snappy auf Henrys Herd Speck gebraten hatte, und daß er vergessen hatte, das Feuer zu löschen...
Jetzt war die Nacht nicht länger still. Als Alec auf die Treppe zurannte, um seinem Vater zu helfen, hörte er das Knistern der Flammen durch den Rauch. Jetzt war die Katastrophe da, und er hatte geholfen, sie auszulösen.
Eine böse Nacht
Der Rauch begann das Stallgebäude zu füllen, mit sanften Bewegungen, wogend, wehend, tanzend. Dann wurde die Nacht durch das ohrenbetäubende Aufheulen der Flammen erschüttert, denen der schwelende Rauch vorangegangen war. Aus den Fenstern des oberen Stockwerkes brachen lange Feuerzungen, die nach den benachbarten Bäumen leckten. Wie ein Echo antwortete dem Gebrüll der Flammen das Schnauben und Wiehern der Pferde, die draußen auf den Koppeln grasten. Von weither hörte man die Sirene der Feuerwehr, die ihre freiwilligen Helfer zum Dienst rief.
Drinnen im Stallgebäude kamen jetzt Alec und sein Vater die Treppe herunter; ihre Gestalten schienen in der dichten Qualmwolke zu schwimmen.
„Nimm du das Fohlen, Vater“, rief der Junge. „Ich werde die Stute holen!“ Bei diesen Worten ergriff er einen leeren Futtersack.
Vater Ramsay nickte; er ging zu dem Fohlen, nahm es hoch und wendete sich noch einmal zu seinem Sohn: „Sei vorsichtig, du weißt, wie Miz Liz ist!“ Er sah zu, wie Alec in die Box ging und so ruhig auf die Stute einsprach, als ob die flammende Hölle, die über ihren Köpfen tobte, gar nicht vorhanden wäre. Seine Stimme war so leise, daß Herr Ramsay nur hin und wieder ein Wort verstand, doch als er einen Blick auf das verängstigte Pferd warf, sah er sogleich, daß es Alec zuhörte. Er lief dem Ausgang zu, das Fohlen in den Armen tragend.
Alec befestigte den Führriemen an Miz Liz’ Halfter und band den Futtersack so um ihren Kopf, daß sie nichts sehen konnte. „So, nun komm“, sagte er und wendete sie zur Tür der Box. Mit dem Heulen der Flammen von oben in den Ohren und dem Rauch in der Nase war die Stute in keiner Weise mehr gefährlich, nur entsetzlich verängstigt. Weder ihm, noch ihrem kleinen Sohn würde sie jetzt mehr etwas tun, dachte Alec. Aber der Preis, den er dafür zahlen mußte, war hoch.
Plötzlich brach die Decke genau über Alecs Kopf zusammen, und brennende Holzstücke stürzten um ihn herum in das Stroh am Boden, das sogleich aufflammte. Er sprang mit dem Pferd im gleichen Impuls durch die Tür in den Gang, drückte den Kopf der Stute nieder und lehnte sich mit dem Körper über sie, um sie zu schützen. Nur einmal blickte er in die Höhe und schauderte vor dem Anblick des rotglühenden Baldachins über sich. Dann zog er mit aller Gewalt das Pferd, das vor Furcht nicht mehr weiterwollte, auf den rettenden Ausgang zu. Mehr und mehr brennende Holzstücke fielen herunter, und Alec mußte sich drehen und wenden, um ihnen zu entkommen. Die Gluthitze war kaum noch zu ertragen. Miz Liz schrie auf, sprang mit einem Satz vorwärts durch das Tor
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