Blitz schickt seinen Sohn
getrennt sein! In wenigen Monaten kamen schon die Weihnachtsferien, und dann ging es nur bis zum Juni! Während der großen Ferien konnte er den ganzen Sommer mit seinem Pferd verbringen. Und hernach würde er auf ein New Yorker College übergehen. »Abgemacht, Vater!« sagte er, »der Handel gilt!« Sein Vater streckte ihm die Hand hin, und er schlug ein.
Als der Vater jetzt das Zimmer verlassen wollte, um zur Mutter zu gehen, bat Alec ihn, noch einen Augenblick zu bleiben. »Da ist noch etwas Wichtiges!« Er ging schnell an sein Schreibpult, setzte sich hin und schrieb. Herr Ramsay sah ihm dabei über die Schulter und las mit:
Kaufvertrag.
Ich, Alexander William Ramsay, verkaufe mit dem Datum des heutigen Tages mein schwarzes Fohlen Vulkan an William August Ramsay, meinen Vater, für den Betrag von einem Dollar.
Herr Ramsay sah seinen Sohn zögern, als er zum Schluß kam. Er blickte grübelnd durchs Fenster hinüber zum Stall, dann zurück aufs Papier, Unterzeichnete schnell mit seinem Namen und setzte Ort und Datum hinzu. »Ich habe das Datum von morgen hingeschrieben«, sagte er bedächtig. »Wir können dann morgen gleich zum Notar, damit er die Unterschrift beglaubigt.«
»Juristisch einwandfrei!« Sein Vater lächelte. Als er Alecs ernsthaftes Gesicht sah, setzte er, selbst wieder ernst, hinzu: »Meinst du denn wirklich, es wäre nötig, die Sache so ernst zu nehmen? Es handelt sich doch nur um eine Formalität. Im Grunde wird es ja doch immer dein Pferd bleiben!« Alec nickte und antwortete überzeugt: »Es ist sicher besser, die Formalitäten zu erfüllen, Vater! Eines Tages kann das vielleicht wichtig sein.« Damit händigte er seinem Vater das Schreiben aus und bat ihn, es gut zu verwahren. Herr Ramsay las es noch einmal durch, holte einen Dollarschein aus der Tasche, gab ihn Alec und verließ mit einem Gutenachtgruß das Zimmer.
SECHSTES KAPITEL
Der erste Tag in Freiheit
Eine Woche war vergangen seit der Ankunft des Fohlens — viel zu schnell nach Alecs Empfinden, denn morgen mußte er zurück ins College! Mit knapper Not und Mühe hatte er den Holzzaun fertigmachen können, der die Senke im hinteren Teil des Geländes, das dem Fohlen zum Auslauf dienen sollte, mittendurch abtrennte, damit das Pferd nicht in das dort wuchernde dornige Unterholz und Disteldickicht geraten konnte. Jetzt ruhte er sich im Gras nach getaner Arbeit aus. Ob Henry wohl noch vor dem Abend eintreffen würde? Sebastian, der im Schatten des großen Eichenbaums auf dem Rand der Senke geschlafen hatte, kam mit trägen Bewegungen auf die Beine, gähnte, streckte sich und trottete dann langsam an der neuen Einfriedung entlang bis zu Alec, der ihn an sich zog und streichelte. Was war er froh, daß es dem Hund wieder gutging und daß der unglückliche Zwischenfall keine schlimmen Folgen gehabt hatte.
Seine Gedanken wanderten wieder zu Henry. Er hatte in der Zwischenzeit kein einziges Mal geschrieben. Vielleicht war das gerade ein gutes Zeichen, denn Alec hatte das Gefühl, daß Henry sich gemeldet haben würde, wenn ihm etwas nicht nach Wunsch gegangen wäre. Aber was sollte werden, wenn Boldt darauf bestanden hatte, daß Henry seinen Kontrakt erfüllte und noch drei Monate blieb? Was sollte dann bloß mit Vulkan geschehen? Die acht Tage, die Alec jetzt mit dem Fohlen verbracht hatte, hatten genügt, ihn davon zu überzeugen, daß er es unmöglich allein lassen konnte, selbst wenn Tony ihm Futter geben würde. Aber der kleine Italiener mochte Vulkan nicht, weil er sich so feindlich gegen ihn und Napoleon zeigte.
»Tatsächlich«, murmelte Alec, »er haßt ja alles und jeden — sogar mich, nach seinem Benehmen zu urteilen!«
Er betrachtete noch einmal den Zaun, an dem er in diesen Tagen die meiste Zeit gearbeitet hatte. Es war nun alles getan, damit das Fohlen frei grasen konnte. Vielleicht würde das viel ausmachen; vielleicht rührte seine Aufsässigkeit von dem ständigen Angebundensein her. Wenn Alec das Fohlen am Führriemen hinausgebracht hatte, damit es im Freien war und weiden konnte, hatte es immer wieder versucht, auszubrechen; einmal hatte es ihn sogar angegriffen, mit derselben Wut, mit der es sich an jenem ersten Abend auf den alten Napoleon gestürzt hatte. Aber Alec wußte jetzt mit ihm umzugehen. Was ihm Sorge machte, waren die kommenden Monate, in denen das Fohlen ständig an Gewicht und Kraft zunehmen würde. Und wenn Henry nicht zurückkam, nicht zurückkommen konnte während der nächsten drei Monate,
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