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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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senkte und zu grasen begann. Alec ging zu ihm und griff nach dem Halfter. Der Fohlenkopf fuhr wild herum; Alec hatte Mühe, den gebleckten Zähnen zu entgehen. Schnell und geschickt löste er den Karabinerhaken des Führriemens vom Halfter; dann legte er die Hand auf des Fohlens seidenweichen Hals: »Nun bist du frei!« sagte er, »nun kannst du springen nach Herzenslust, das hast du dir doch lange gewünscht!«
    Das Pferd entfernte sich langsam, es glaubte sich noch vom Riemen gehalten; auf einmal merkte es, daß es wirklich frei war, und jagte in weiten Sätzen davon. Es galoppierte über das Feld. Alecs Herz schwoll vor Stolz und Freude über seine Schönheit. Bald würde es schnell und stark sein wie Blitz! Alec war dessen gewiß. Noch waren seine Bewegungen die eines unbeholfenen, noch lange nicht ausgewachsenen Wesens; aber nicht viele Monate würden ins Land gehen, und sie würden den gleichen herrlichen, raumgreifenden Schwung haben wie die seines unvergeßlichen Vaters.
    Alec hielt unwillkürlich den Atem an, als Vulkan auf den Zaun am östlichen Ende zujagte, ohne seine Schnelligkeit zu vermindern. Er würde doch wohl nicht versuchen, den Zaun zu überspringen — selbst auf die Gefahr hin, sich zu verletzen oder gar zu töten? Gleich darauf sah Alec zu seiner Beruhigung, daß das Pferd bremste, vor dem Zaun stehenblieb, sich umwendete und den Kopf schüttelte. Es wieherte laut, rannte mit schön gewölbtem Hals, weniger schnell diesmal, am Zaun entlang, als betrachtete es neugierig, was es auf der anderen Seite gäbe, und verschwand dann in der Senke hinten am entferntesten Ende des Feldes. Einige Minuten später war Vulkan wieder zu sehen; er kam an der Westseite des Feldes zurück. Als er Alec erblickte, hielt er an und rannte dann mitten übers Feld davon, das er mehrmals durchmaß. Nachdem er sich ausgetobt hatte, wurde er langsamer. Vermutlich hatte ihm die freie Bewegung gefehlt; vielleicht würde er danach zugänglicher sein.
    Die Sonne stand tief im Westen, als Alec entschied, für diesen Tag wäre es nun genug. In der Zwischenzeit hatte er über die Situation nachgedacht und sich entschlossen, am Abend seinen Vater zu bitten, ihn noch einige Tage zu Hause bleiben zu lassen, um Henrys Rückkunft zu erwarten. Sollte sein Vater nicht einverstanden sein, würde er trotz allem Tony bitten müssen, das Fohlen so lange zu füttern, bis Henry kam.
    Vulkan weidete in der Mitte des Feldes, als Alec zu ihm ging. Er hob den Kopf, drehte sich um und trottete auf die Senke zu. »Eine Stelle so gut wie die andre«, sagte Alec zu sich und folgte ihm. Vulkan lief in die Senke hinab, und gleich darauf erreichte Alec deren Rand. Unten graste Vulkan, schnaubte, als er ihn erblickte und entfernte sich am Zaun entlang. Langsam ging Alec die kleine Anhöhe hinunter, mit der Absicht, Vulkan in die südwestliche Ecke der Einzäunung zu treiben. Er sprach zu ihm, während er sich näherte; die wild flackernden Augen folgten jeder seiner Bewegungen. Das Fohlen ließ ihn ziemlich dicht an sich herankommen, stürzte dann aber keineswegs, wie Alec vermutet hatte, an ihm vorbei, sondern direkt auf ihn zu, mit der Absicht, ihn zu überrennen. Nur seine Gelenkigkeit — er warf sich zur Seite — bewahrte ihn davor, verletzt zu werden. Blaß vor Schreck, stand er wieder auf, als das Fohlen gerade oben auf dem Rand der Senke verschwand. Er folgte ihm und sah es am nördlichen Ende des Feldes sich dem hölzernen Lattentor nähern, durch das man zum Stall gelangte. Der in der Nähe angebundene Hund bellte aus Leibeskräften. Alec beschleunigte seine Schritte, sosehr er konnte, denn das Tor war ein wenig niedriger als der Zaun, und es war nicht ausgeschlossen, daß es dem Fohlen gelang, hinüberzuspringen. Alec wagte nicht, sich auszumalen, was dann mit Sebastian geschehen würde! Vulkan stampfte vor dem Tor hin und her, den Kopf hoch erhoben und die Augen auf dem bellenden Hund. Alec war noch ziemlich weit weg, als das Fohlen sich umwendete, einige Meter zurücklief, wie um eine Anlaufstrecke zu haben, wieder wendete und die Höhe des Tors abschätzte. Jetzt war es deutlich, Vulkan hatte tatsächlich vor, über das Tor zu springen. Alec rannte, so rasch er konnte, und schrie dabei laut, um Vulkans Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ganz sicher war das Fohlen seiner Sache zum Glück doch wohl nicht, denn es blieb wieder stehen und stampfte mit den Hufen. Der Wind wehte von Norden; das war für Alec günstig, weil er sich so dem

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