Blitz schickt seinen Sohn
dann wußte er wahrhaftig nicht, was geschehen sollte. Er hatte das Abkommen mit seinem Vater getroffen und war besten Willens, es einzuhalten. Weder Vater noch Mutter würden verstehen, warum er Vulkan nicht in Tonys Obhut lassen konnte, wenn Henry nicht zurückkam. Und die Gründe dafür wollte er ihnen auf keinen Fall bekennen! Sein Vater hatte das getroffene Abkommen genau eingehalten. Die Eintragungspapiere waren an den Jockeyklub geschickt worden, nachdem Dr. Hancock den jungen Hengst untersucht und für gesund erklärt hatte. Glücklicherweise war Vulkan unter Alecs festem Griff an jenem Tag ruhig gewesen, und der Arzt, der ein guter Freund seines Vaters war, hatte einen sehr günstigen Eindruck erhalten; denn als er mit der Untersuchung fertig war und den Stall verließ, hatte er geäußert, Alec wäre da zu einem ganz prächtigen jungen Pferd gekommen! Alec war ein Stein vom Herzen gefallen, denn er zweifelte nicht, daß der Tierarzt seinem Vater dasselbe sagen würde.
Hernach hatte der Vater die Formulare für die Beantragung der Eigentümerlizenz ausgefüllt und abgeschickt, auch war der Kaufvertrag notariell beglaubigt worden. »Ja, ja«, sagte Alec zu sich selbst, »Vater hat seinen Teil getan. Jetzt muß ich mein Versprechen ebenfalls halten. Wenn Henry nicht gleich zurückkommt, bleibt mir nichts übrig, als Tony zu bitten, Vulkan bis zur Ankunft Henrys zu versorgen.«
Nur — würde Tony ja sagen? Und würde er überhaupt imstande sein, mit dem wilden Fohlen fertigzuwerden? Alec wußte, wie sehr sich Tony vor Vulkan fürchtete. Übrigens mußte Tony ja um diese Zeit mit seinem Gemüsewagen von seiner Tagestour zurückkehren. Da konnte er ihn gleich fragen.
Alec stand auf, ergriff seinen Hammer und die Büchse mit den Nägeln und ging, von dem vergnügt bellenden Hund umsprungen, von der Senke hinüber zum Stall.
Schon von weitem sah er Napoleon durch das eiserne Tor hereinkommen. Tony saß auf dem Bock, die Zügel lose in der Hand. Alec pfiff, und Napoleon hob den schweren grauen Kopf und wieherte.
Tony hatte den Wallach gerade ausgeschirrt und führte ihn zur Stalltür, als Alec die beiden erreichte.
»Oh, ich bin froh, daß du da bist!« rief ihm der Händler erleichtert zu. »Ich gehe gar nicht gern allein in den Stall, seit dein Pferd drin ist!«
»Aber Vulkan ist doch in seiner Box, Tony!« antwortete Alec.
»Trotzdem macht er jedesmal einen großen Aufstand«, gab Tony zurück und schüttelte sich. »Er mag mich nicht und Nappy auch nicht! Wenn wir bloß still an ihm Vorbeigehen, zeigt er die Zähne — und was für Zähne der hat, der kleine Kerl! Er hat keinen guten Charakter, Alec!« Als er sah, daß Alecs Augen traurig wurden, fügte er schnell hinzu: »Aber er wird sich wohl bessern! Er kennt bloß mich und Napoleon noch zu wenig! Bald wird wohl alles, wie ihr es nennt, >in Butter< sein!« Tonys Blick folgte Sebastian, der zwischen Napoleons Beinen umherlief. »Da sieh dir Sebby an! Er hat schon wieder vergessen, was ihm mit dem Fohlen passiert ist!«
»Mir wäre es viel lieber, er hätte Angst«, erwiderte Alec. »Ich muß ihn jedesmal anbinden, wenn ich Vulkan herausnehme, sonst gerät er ihm in seiner Harmlosigkeit wieder unter die Hufe! Hierher, Seb!« rief er, das Hündchen greifend, »es ist besser, ich leg’ dich gleich an!« Er befestigte die Leine an Sebs Halsband und band ihn außen am Stall an einen Haken. »Willst du das Fohlen rauslassen?« fragte Tony ängstlich, als Alec zurückkam.
Der Junge nickte.
»Dann laß mich schnell erst reingehen mit Napoleon«, bat Tony.
Als sie den Stall betraten, schob das Fohlen seinen schmalen Kopf über die Tür seiner Box, wieherte kurz, schrill und böse und zog sich dann stampfend in den Hintergrund zurück. Tony seufzte tief. »Wenn er nicht herschaut, bin ich schon immer beruhigt; sieht er mich aber an — so wild und so wütend —, dann fürchte ich mich.«
Alec antwortete nicht. Er sah zu, wie Tony Napoleons Geschirr nach hinten m die dafür bestimmte Kammer trug und dabei seine Schritte beschleunigte, als er an Vulkans Box vorübermußte. So wie die Dinge standen, war es unmöglich, Tony zuzumuten, das Fohlen auch nur für wenige Tage zu versorgen, geschweige denn drei Monate lang, falls Henry nicht zurückkam. Er mußte eine andre Lösung ersinnen, auch auf die Gefahr hin, mit seinem Vater ein offenes Wort zu sprechen.
Als Tony aus der Geschirrkammer zurückkam, fragte er, ob Henry geschrieben habe.
»Nein«,
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