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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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gegenüber tatsächlich dieses Gefühl hegte? Alec war beunruhigt darüber. Über dies und noch über manches andre! Wie würde sein Vater reagieren, wenn er ihn bat, sich als Eigentümer des Pferdes auszugeben?! Was würde er sagen, wenn er ihm außerdem mitteilte, daß er nicht mehr aufs College gehen wollte? Er entschied sich, die Aussprache auf morgen zu verschieben. Morgen war Sonnabend, der Vater mußte nicht ins Büro, und bis dahin würden die Eindrücke, die er heute empfangen hatte, vielleicht doch schon ein wenig verblaßt sein.
    Alec wußte nicht, wie lange er so grübelnd gelegen hatte, als er Schritte die Treppe heraufkommen hörte, die er bald als die seines Vaters erkannte. Sie waren rasch und sicher im Vergleich zu den sanften, zögernden seiner Mutter. Er hörte, wie sein Vater auf dem oberen Treppenpodest ankam, auf das Elternschlafzimmer zuging, zögerte, wieder einige Schritte tat und dann zu seiner Zimmertür kam. »Bist du noch wach, Alec?« fragte er von draußen.
    »Ja, Vater!« Alec richtete sich auf und saß nun im Bett, als sein Vater eintrat.
    »Du überdenkst wohl gerade alles noch einmal?« fragte er freundlich.
    Alec nickte.
    Der Vater ging zum Fenster und schaute eine Weile in die Nacht hinaus. Dann drehte er sich um und sah seinen Sohn an: »Was hast du mit Henry verabredet? Was habt ihr nun vor?«
    Das kam für Alec unerwartet, aber er faßte sich sogleich und sah seinem Vater gerade in die Augen: »Wir möchten gern ein Rennpferd aus dem Fohlen machen, wenn... es die Anlagen dazu besitzt!« Der Klang seiner eigenen Stimme kam ihm fremd vor.
    »Das hatte ich mir schon gedacht«, antwortete sein Vater, kam an sein Bett und setzte sich neben ihn. »Glaubst du denn, daß das Pferd ebenfalls so außergewöhnlich schnell wird wie Blitz?«
    Alec war über diese Frage überrascht, fast bestürzt. Was sollte er daraus schließen? Hatte sein Vater tatsächlich Interesse für Pferde? »Ich... ja, ich glaube es...« stotterte er, »Henry auch.«
    Der Vater bückte sich, um ein Fädchen von seinem Hosenbein zu zupfen. »Ich habe mal irgendwo gelesen, daß die arabischen Pferde zwar ungewöhnlich ausdauernd wären, aber durchaus nicht so schnell wie die englischen und amerikanischen Vollblüter. Blitz war vermutlich eine Ausnahme, sowohl bezüglich seiner Schnelligkeit wie im Hinblick auf seine Größe, denn in dem Bericht, den ich gelesen habe, wurde gerade die geringe Größe der arabischen Pferde betont.«
    Alec lächelte, denn er dachte an Abu Jakub Ben Isaaks verborgenes Reich weit hinten im letzten Ostzipfel der Großen Arabischen Wüste: »Scheich Abu hält nichts von >Publicity<, Vater, seine Zucht ist sein Geheimnis!« sagte er und fuhr, ernst werdend, fort: »Wir haben erfahren, daß Blitz kein reinblütiger Araber war! Seine Mutter war eine reinblütige arabische Stute, aber sein Vater war kein Araber.«
    »Was war er denn?«
    »Seine Abstammung hat uns Abu nicht verraten, aber Henry hat erzählen hören, daß der Vater bald, nachdem er zur Welt gekommen war, entsprungen ist und sich wild in der Wüste und im Gebirge herumgetrieben hat, ehe Abus Männer ihn nach über einem Jahr wieder einfangen konnten. Dann, wenige Monate, nachdem Blitz geboren war, ist er erneut entsprungen und hat Blitz mitgenommen. Es dauerte wieder etwa ein Jahr, bis sie beide entdeckten, und dann gelang es ihnen nur, das junge Pferd zu fangen, meinen Blitz.«
    »Das ist eine hochinteressante Sache!« erwiderte Herr Ramsay. Alec sah ihn an, es war für ihn neu, in dieser Weise mit seinem Vater sprechen zu können, genauso vertraulich, wie er mit Henry sprach. Sein ganzes Leben lang bis heute hatte er seinen Vater immer nur wie jemanden betrachtet, den man bewundert und dem man Respekt zollt. Heute empfand er ihn zum ersten Male als Kameraden, der sich für dasselbe interessierte wie er selbst. »Soso, und nun wollt ihr also den Sohn von Blitz für die Rennbahn trainieren... Aber sag mal, wie verträgt sich denn das mit Henrys Anstellung in dem großen Gestüt?«
    »Er gibt die Stelle auf«, berichtete Alec. »Er fliegt morgen früh noch einmal zurück, um alles zu ordnen, und hofft, in etwa zehn Tagen wieder hierzusein.«
    Der Vater schwieg lange, bevor er sagte: »Wie ich dir heute mittag erklärte, hatte ich gehofft, daß von Rennen und Rennbahnen nicht mehr die Rede sein würde...« Er machte eine Pause, bevor er schloß: »...trotzdem haben Mutter und ich die ganze Zeit geahnt, daß nun wieder alles von vorn

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