Blitz schickt seinen Sohn
Dann sah er die Schulbücher auf Alecs Pult und blieb nochmals stehen. »Hast du schon alles vorbereitet für dein College?« fragte er, »es sind ja nur noch zehn Tage, bis du wieder hinfährst.« Er runzelte die Stirn. »Was wird denn dann mit dem Pferd?« Ohne Alecs Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Richtig, du hast mir ja gesagt, Henry würde bis dahin wieder hier sein.«
Alec entschied sich, daß nun besser gleich gesagt werden sollte, was er eigentlich erst später hatte Vorbringen wollen: »Ich... ich möchte nicht mehr zurück ins College, Vater. Ich möchte hierbleiben und Henry helfen.«
Der Vater schwieg lange und ging dabei hin und her. Als Alec aufblickte, sah er, daß der Vater wieder am Fenster stand und hinausstarrte. »In den letzten Jahren haben Mutter und ich dir stets erlaubt, selbst zu entscheiden, Alec«, sagte er endlich in ruhigem Ton. »Wir haben es getan, weil wir wußten, daß du ein gesundes Urteil besitzt. Unser Vertrauen in deine Fähigkeit, das Richtige zu tun, ist belohnt worden. Tatsächlich sind wir beide sehr stolz auf dich, obwohl deine Unternehmungen uns manchmal viel Unruhe und Sorge bereitet haben.« Er hielt inne, und Alec dachte schon, er wäre zu Ende, bis der Vater sich umwandte, ihn ansah und fortfuhr: »Aber diesmal bist du auf dem falschen Weg, ich weiß es, und du weißt es im Grunde genommen auch! Du liebst Pferde, und ich habe dafür Verständnis. Du willst Jockey und später Trainer werden und alles lernen, was Pferde betrifft. Im College kannst du Kurse belegen, die dir dieses Wissen vermitteln.«
»Henry hat nie ein College besucht und ist doch ein tüchtiger Trainer geworden!« sagte Alec, um sich zu verteidigen.
»Frag ihn gelegentlich einmal, ob er, trotz seiner praktischen Kenntnisse, nicht noch besser vorangekommen wäre, wenn er eine entsprechende Schulbildung genossen hätte!« gab sein Vater zurück.
Alec senkte die Augen. Henry hatte diese Frage vor einigen Stunden schon selbst beantwortet! »Aber«, sagte er kleinlaut, »findest du nicht, daß es sich einfach so gehört, ich meine, daß ich hierbleibe und Henry helfe? Verstehst du das nicht?«
»O ja, das verstehe ich, Alec! Aber so viel verstehe ich auch, daß ihr vorläufig mit dem Fohlen gar nicht viel anfangen könnt — es muß schließlich erst einmal ein erwachsenes Pferd werden!«
Alec schwieg und sah vor sich hin. Erst nach einigen Minuten blickte er wieder auf. »Vielleicht«, sagte er langsam, den Augen seines Vaters standhaltend, »könnte ich auf ein College in New York übertreten; dann könnte ich zu Hause wohnen und mich um mein Pferd kümmern!«
»Das wäre gut und recht, wenn ich das Geld hätte, dein Schulgeld zu bezahlen. Das kann ich vorderhand aber nicht ! Hast du vergessen, daß du auf deinem jetzigen College eine Freistelle hast für zwei Jahre? Und daß ich nur eben Geld genug habe, um nachher das Schulgeld für die letzten Jahre zu bezahlen?«
»Ja, Vater, das hatte ich vergessen!« murmelte Alec.
Der Vater wanderte langsam im Zimmer auf und ab und sprach dabei: »Aber es ist deine Freistelle, und du hast darüber zu entscheiden.« Er blieb lange in Nachdenken versunken an der Tür stehen, dann kam er zurück an Alecs Bett. »Ich würde es sehr gern sehen, wenn du auf dein bisheriges College zurückgingst«, sagte er. Seine Augen wurden scharf und die kleinen Glanzlichter in ihnen grau und kalt. »Ich bin bereit, ein Kompromiß mit dir zu schließen«, fuhr er fort. »Eben hast du mich gebeten, dein Pferd als mein Eigentum anzumelden, damit du es in Rennen reiten kannst. Gut denn! Ich bin damit einverstanden unter der Voraussetzung, daß du jetzt wieder auf dein College zurückgehst und dein Jahr dort fertig machst. Im nächsten Jahr, wenn das Pferd kräftig genug ist, so daß ihr mit dem Training beginnen könnt, trittst du dann auf ein New Yorker College über, und ich bezahle das Schulgeld. Was sagst du zu diesem Vorschlag, mein Sohn?«
Da habe ich ja erreicht, was ich mir so sehnlich gewünscht habe! dachte Alec mit klopfendem Herzen. Sein Vater stand vor ihm und wartete auf seine Antwort. Man konnte die Sache nach allen Seiten drehen und wenden — der Vorschlag war fair! Alec wußte, daß sein Vater und Henry recht hatten mit ihrem Rat, er solle weiter die Schule besuchen, er konnte nur ein noch besserer Trainer werden, wenn er die theoretischen Vorkenntnisse erwarb. Und, so tröstete er sich selbst, er würde ja nicht einmal für ein volles Jahr von Vulkan
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