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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Fohlen nähern konnte, ohne daß es Witterung von ihm bekam. Durch Sebastians Gebell war es ohnehin abgelenkt. Es gelang Alec, sich heranzupirschen, den Halfter zu fassen und die Führleine einzuhängen. Vulkan stieg in wilder Wut und zog Alec mit, mußte dann aber nachgeben und herunterkommen. Alec gab ihm einen leichten Klaps aufs Maul und sprach ihn an: »Du mußt nun endlich lernen, daß du mein Pferd bist, Vulkan!« Die Antwort bestand in wütendem Auskeilen und Zerren, um wieder loszukommen; aber Alecs Griff war eisern. Es gelang ihm, das Pferd nach einigen weiteren Kapriolen zu beruhigen. Er machte das Tor auf und führte es zum Stall.
    Sebastian bellte unaufhörlich, als sie näher kamen. Mit einem Wutschrei machte das Fohlen seinen Gefühlen Luft. »Still, Seb!« schrie Alec. Der Hund gehorchte; er winselte nur noch und wedelte mit dem Schwanz. »Ist schon gut, Seb!« beruhigte Alec ihn und konzentrierte dann seine Aufmerksamkeit ganz auf sein Pferd. Er führte es in den Stall und dort zu seiner Box.
    Nachdem er den Ungebärdigen sicher in seiner Box eingeschlossen hatte, verließ Alec den Stall. Er befreite den Hund von der Leine und ging dann schnell die Auffahrt entlang durch das eiserne Tor. Er war eben an der Tür seines Elternhauses, als er drinnen das Telefon klingeln hörte. Seine Mutter meldete sich. Er schloß schnell die Tür auf und hörte sie sagen: »Einen Augenblick bitte; ich glaube, er kommt gerade, da können Sie gleich mit ihm selber sprechen, Henry!«
    Alec rannte, so schnell er konnte, durch die Veranda und fragte seine Mutter voller Aufregung: »Von wo telefoniert er denn? Er ist doch wohl nicht noch in Kalifornien?«
    Seine Mutter gab ihm den Hörer, und Henrys Stimme antwortete: »Nein, nein, Alec, ich bin hier! Auf dem Flugplatz in New York! Alles ist in Ordnung!« Mit dem Alec wohlbekannten Kichern fügte er hinzu: »Warst wohl schon mächtig in Sorge, was werden sollte, wenn ich’s nicht geschafft hätte?«
    »I bewahre!« schwindelte Alec vergnügt, »ich wußte doch, daß du Wort halten würdest!«
    »War Ehrensache!« brummte Henry zurück, »ich hab deinen Brief bekommen und mich sehr gefreut, daß du wieder in dein College fährst! Es ist ganz bestimmt das beste so!«
    »Ich würde viel lieber hierbleiben, Henry.« Er sprach leiser weiter: »Das Fohlen... es lehnt sich nach wie vor auf... es wird viel schwerer zu erziehen sein, als wir gedacht hatten.« Am andern Ende der Leitung blieb es still. »Bist du noch da, Henry?« fragte Alec.
    »Jawohl, mein Junge! Mach dir nur keine Sorgen... mit der Zeit werden wir Vulkan schon zur Räson bringen«, erwiderte Henry tröstend. »Fährst du morgen?«
    »Ja, Henry, in aller Frühe.«
    »Dann werd’ ich heut abend kurz bei euch hereinschauen, gleich nachdem ich mich bei meiner Frau gemeldet habe.«
    »Gut, Henry! Ich bin ja heilfroh, daß du da bist! Und — wirst du mir denn auch immer schreiben, wie es geht?«
    »Aber ja, sei sicher, das tu ich!«
    »Weihnachten bin ich ja wieder hier... es sind nur ein paar Monate bis dahin!«
    »Gewiß, Alec, mach dir keine Sorgen. Auf Wiedersehn!«
    Alecs Mutter stand noch da, als Alec den Hörer auflegte. »Ist alles in Ordnung?« fragte sie besorgt.
    »Ja, Mutter!« versicherte er und nahm sie liebevoll in die Arme, als er ihre ängstlichen Augen sah. »Nichts zu befürchten, alles geht glatt!«

    SIEBENTES KAPITEL

Schwelende Glut

    Der Zug näherte sich New York. Alec streifte das Gummiband von dem kleinen Briefpäckchen, das auf seinem Schoß lag. Sein Gesicht wurde traurig, er blickte zum Fenster hinaus. Die schneebedeckte Landschaft mit den hellerleuchteten Häusern und den unzähligen bunten Lichtern der Weihnachtsbäume flog vorüber, ohne daß er sie bewußt wahrnahm. Erst als der Schaffner den Gang entlangkam und rief: »Zentralbahnhof New York! Endstation!«, kehrte Alecs Blick zu den Briefen auf seinem Schoß zurück. Daß Henry Sorgen mit dem Fohlen hatte, wußte er — nicht sosehr durch das, was dieser ihm in den letzten drei Monaten, während er im College war, geschrieben hatte, als aus dem, was er zwischen den Zeilen las. Den größten Teil der Briefe hatten die kleinen Neuigkeiten von Tony, seinem Napoleon und Bekannten in Flushing eingenommen. Wenn Henry Vulkan erwähnt hatte, dann nur, um Alec mitzuteilen, daß er von Woche zu Woche schwerer und kräftiger wurde und nun demnächst ein besonders großer Jährling sein würde. Alec kannte Henry zu gut, um nicht zu wissen,

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