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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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war.
    „Das ist eine verlassene Plantage“, erklärte der Beamte, „um diese Jahreszeit nichts weiter als ein Mangrovensumpf. In der Trockenperiode ist das Gelände ausgetrocknet, die Vegetation verdorrt.“ Alec sah hinunter auf die grünen Mauern von Busch und Dschungelpflanzen, die undurchdringlich schienen. „Ist das umherirrende Pferd dort gesehen worden?“ fragte er.
    „Ja, noch etwas weiter unten dem Strand zu!“ Die eine Seite der verlassenen Plantage zog sich bis zum Meer hinunter. Die auslaufenden Brandungswellen der Karibischen See reichten bis an die dunkelgrüne Mauer des Dschungels.
    „Wer hat denn Meldung vom Auftauchen des Pferdes gemacht? Gibt es dort eine Siedlung?“ wollte Henry wissen.
    „Wir haben in dem ehemaligen Farmhaus unsere Versuchsstation für Viehzucht eingerichtet. Die Gebäude können Sie von hier aus nicht sehen. Es ist ein Teil unseres veterinärpolizeilichen Gesundheitsdienstes. Von dort wurde uns das Auftauchen des Pferdes gemeldet, nachdem einige Bauern es in unmittelbarer Nähe des Dorfes gesehen hatten!“ Der Polizist wies auf ein Stück bebauten Landes auf halbem Weg zu dem Dschungel. „Es ist das Dorf Crane. Wir wollen hinfahren, um uns nach Einzelheiten zu erkundigen.“
    Das Dorf erwies sich als eine Ansammlung von Palmhütten zwischen Kokospalmen. Es war sehr ärmlich. Magere Kinder und Tiere liefen herum. Männer und Frauen hockten vor Bananen, Mangofrüchten und Kokosnüssen.
    Der Beamte brachte den Wagen vor einer Hütte zum Stehen. Im Nu waren sie von einer quirlenden, heftig gestikulierenden Menschenmenge umringt. Die Amerikaner verstanden nicht, worum es ging; der Polizist aber hatte es verstanden. Er stieg schnell aus und folgte den Männern hinter die Hütte, wo eine tote schwarze Ziege lag.
    Henry und Alec waren mitgegangen. Der Polizist kniete neben dem Kadaver nieder und betrachtete eine winzige Wunde am Hals der Ziege. Dann sah er zu den Leuten auf und fragte: „Ist sie auf die gleiche Weise verendet wie neulich die Kuh?“
    Ein hochgewachsener Mann nickte heftig. „Wir haben gebetet, sie möchte nicht auch eingehen, aber sie ist doch gestorben. Gott will uns strafen, das muß es sein.“
    Der Polizist stand auf und ließ die tote Ziege in den Kofferraum seines Autos legen, damit er sie zur Untersuchung in die veterinärpolizeiliche Station mitnehmen konnte. „Dann wissen wir wenigstens genau, woran sie eingegangen ist.“
    Er gab sich Mühe, gleichmütig zu scheinen; aber seine Augen verrieten, wie betroffen er war. „Letzte Woche ist nämlich eine Kuh unter denselben Erscheinungen verendet“, erzählte er Henry und Alec.
    „Was für Erscheinungen denn?“ fragte Henry.
    „Der Befund ergab Tollwut“, war die Antwort. Henry und Alec schwiegen; beide wußten, daß Tollwut bei Mensch und Tier zum Tode führte, wenn nicht gleich nach der Ansteckung eine Impfung erfolgte.
    Der Beamte fuhr fort: „Wir wissen auch, wer die Seuche verbreitet, da wir die Bißwunde gefunden haben.“
    „Ein Hund wahrscheinlich? Haben sie ihn erschossen?“ fragte Henry.
    „Nein, es war kein Hund, und leider ist der Seuchenträger noch am Leben und streicht umher...“
    „Er muß so schnell wie möglich getötet werden!“ unterbrach ihn Henry eindringlich. „Er kann ja auch Menschen anfallen und infizieren!“
    „Das wissen wir natürlich“, antwortete der Beamte geduldig, „das Problem für unsere Gesundheitsbehörde ist nur, wie seiner habhaft werden. Es ist nämlich ein geflügelter Seuchenträger, der sich vom Blut warmblütiger Tiere ernährt: eine Vampir-Fledermaus! “
    Alec warf einen erschrockenen Blick auf die Palmhütten, die dem Wind Einlaß gewährten, und auf die Ställe, die lediglich aus einem Dach bestanden, das von vier Pfosten getragen wurde. Da gab es freilich nirgends Schutz vor nächtlichen Blutsaugern. Und auch Blitz — vorausgesetzt, er befand sich tatsächlich hier in der Gegend — war ihnen preisgegeben.

Kind der Finsternis

    Der Polizeibeamte lenkte den Wagen an den Strand hinunter zur Versuchsstation. Es war Ebbe; eine steife Brise wehte vom Meer her, und im Azurblau des tropischen Himmels standen einzelne blaßrosa Wölkchen.
    Sie fuhren an einer kleinen Gruppe bunt angestrichener Boote vorbei, aus denen Männer dem Beamten zuwinkten. Er winkte zurück, hielt sich aber nicht auf, sondern fuhr mit ernstem Gesicht weiter. „Bisher hatten wir hier auf Antago noch nie einen Vampir“, sagte er zu seinen Gästen. „Vermutlich ist

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