Blitz und der Feuerteufel
Gelärm der Menge, die sich zu beiden Seiten des mit Seilen geschützten Weges über den Anspannplatz drängte.
Eine hohe Stimme schrie: »Wer gewinnt denn diesmal, Sil? Du?« Doch der alte Veteran im grün-gelben Renndreß hinter Alec antwortete nicht; er drehte nicht einmal den Kopf in Richtung der Menge. Statt dessen nahm er sein Gebiß aus dem Mund, wickelte es sorgfältig in ein Tuch und steckte es in die Tasche.
»Setz lieber deine Zähne wieder ein, Sil, bevor sie dich nachher im Siegerring fotografieren!« rief ihm eine Frauenstimme zu. Alle, mit Ausnahme Bauders, lachten.
Alec fand, daß dieses Gelächter irgendwie eine Hilfe war; es milderte die Spannung.
Die Rennbahnkapelle spielte, und Alec lauschte der Musik. Vielleicht half das mehr als alles andere. Sie spielte volkstümliche Lieder der verschiedenen Staaten, aus denen die teilnehmenden Pferde stammten. Alec hörte die Pennsylvania-Polka, die Feuerteufel und Princess Guy galt.
Jetzt passierten sie das Tor zur Bahn, und der Ansager kündigte den ersten Hambletonian-Lauf an. »Der heutige Siegerpreis ist der höchste in der langen Geschichte des Rennens: er beläuft sich auf 105 000 Dollar«, schloß er.
Alec fühlte Jimmys magere Hand auf seiner Schulter; aber der alte Mann brachte kein Wort heraus, ehe er beiseite trat. Henry entfernte sich von Feuerteufels Kopf, als der Hengst das Tor passierte. »Du kannst deiner Sache sicher sein!« sagte er aufmunternd.
Alec versuchte Henry zuzulächeln, aber es gelang ihm nicht. Sprechen konnte er ebensowenig, seine Kehle war wie ausgedörrt. Er lenkte Feuerteufel auf die Bahn. Jetzt waren sie beide allein...
Der erste Lauf
Auf jeder anderen Bahn würde er sich weniger allein gefühlt haben. Seine Augen glitten die Reihe der Traber entlang bis zu den beiden Marschällen, die auf ihren stattlichen Palominos an der Spitze der Kavalkade ritten. Sie waren für ihn die einzige Verbindung zu dem ihm gewohnten Bild; eine Sekunde lang wünschte er, er könnte Feuerteufel reiten, statt hinter ihm im Sulky zu sitzen.
»Nummer eins ist Silver Knight«, kam die Stimme des Ansagers wieder über den Lautsprecher, »ein Apfelschimmel von Volomite aus Gray Dream. Er gehört Herrn Peter Conover und wird gefahren von Paco Deblois.«
Ein bevorzugtes Pferd startet aus der besten Position, dachte Alec, das Glück aus der Nummerntrommel stand auf seiner Seite.
Alec sah auf die Nummer sechs, die Feuerteufel trug. Es war ein großes Feld, größer als bei den meisten Galopprennen, an denen er bisher teilgenommen hatte. Aber der Hauptunterschied war anderer Art: hinter den achtzehn Pferden fuhren noch achtzehn Sulkys...
Der Ansager war inzwischen bei Nummer fünf angelangt: »... ist Princess Guy, eine schwarze Stute von Mr. Guy aus Little Mary. Sie gehört Fräulein Elsie Topper aus Coronet, Pennsylvania, und wird von Frank Lutz gefahren.«
Der große, schwere Mann in dem Sulky unmittelbar vor Feuerteufel berührte dankend seine Kappe, als nach diesen Worten Applaus aufbrandete.
Und die Menschen sind ebenfalls sehr verschieden von dem, was ich gewohnt bin, sinnierte Alec weiter. Viele der Fahrer sind ebenso alt oder älter als Henry und nehmen trotzdem noch aktiv am Sport teil. Es sind Männer, die im Herzen jung geblieben sind und noch imstande, Nutzen zu ziehen aus den vielen Erfahrungen die sie im Lauf ihres langen Lebens gemacht haben. Mit uns Jockeys ist es anders; wir erhalten unsere Weisungen von solchen Männern und versuchen, ihnen nach bestem Wissen und Können nachzukommen. Ganz, wie ich es auch heute tue.
»Nummer sechs ist Feuerteufel, ein roter Hengst mit schwarzer Mähne von Blitz aus der Volo Queen. Er gehört Herrn Jimmy Creech aus Coronet, Pennsylvania, und wird gefahren von Alec Ramsay.«
Alec berührte seine Kappe, wie es üblich war, ließ aber die Augen nicht von Feuerteufel. Er wußte, daß er drei Freunde auf den Tribünen hatte; es war gleichgültig, ob ihn noch andere kannten. Diese Zuschauer waren auch von anderer Art als jene auf den Galopprennbahnen, aber er konnte den Unterschied nicht definieren.
Er schnalzte Feuerteufel zu und ließ ihn ein wenig schneller gehen, nachdem sie am Zielrichterturm vorüber waren. »Trotz allem fühle ich mich hier zu Hause, solange ich mit dir zusammen bin«, erzählte er dem Sohn seines Lieblings Blitz.
Hinter sich hörte er den Ansager fortfahren: »Nummer sieben ist Bear Cat, ein brauner Hengst von Phonograph aus der Meow. Er gehört Herrn Allan Ullman
Weitere Kostenlose Bücher