Blitz und der Feuerteufel
waren früh am Morgen mit einem Extrazug aus Pittsburgh angekommen. Tom hatte sich im Bereich der Ställe sehr behend auf seinen Krücken bewegt, aber Georg hatte darauf bestanden, daß sie später sogleich auf ihre Tribünenplätze gingen statt auf den überfüllten Sattelplatz, wo Tom gar zu leicht hätte zu Fall kommen können. »Es ist schon viel, daß du überhaupt herkommen durftest. Sei dankbar und versuche dein Glück nicht allzu dreist!« hatte der alte Pfleger gesagt, und Tom hatte sich gefügt.
Alec wandte sich zu Feuerteufel, der an seiner Halteleine zerrte und sich in Schweiß brachte. Der Hengst wußte, daß er heute ins Rennen ging, und wurde ungeduldig. Henry legte ihm eine Decke über.
In der benachbarten Box Nummer sieben stand Bear Cat und vor ihm Sil Bauder im Gespräch mit Freunden. Ein Fotograf zückte gerade seinen Apparat.
Alec sagte: »Angenehm ist es mir nicht, diesen Hengst so dicht neben mir zu haben.«
Henry nickte. »Du wirst dafür sorgen müssen, Feuerteufel gleich beim Start vor ihm auf die Bahn zu bekommen.« Er drehte sich zu der kleinen schwarzen Stute in der Box Nummer fünf um. »An der anderen Seite hast du nichts Besseres zu erwarten«, fügte er hinzu. »Prinzess Guy wird nicht Zurückbleiben; sie ist eine verteufelt flinke kleine Dame!«
»Wenigstens starten wir in der ersten Reihe und haben die Chance, als erste abzukommen«, meinte Alec.
»Stimmt«, sagte Henry lächelnd. »Also brauchst du in keiner Weise besorgt zu sein! Entspanne dich, Alec.«
»Ich bin entspannt, nur das Warten fällt mir schwer.«
Alec ging wieder in die Box, nahm sich eine Beschäftigung vor und sprach mit seinem Hengst, um sich und ihn zu beruhigen. Eine Stunde verging, und die Hambletonian-Anwärter verließen ihre Boxen, um ihre zweite Aufwärmerunde zu absolvieren. Diesmal blieb Bear Cat mit Feuerteufel zurück. Henry warf einen Blick auf das langbeinige braune Pferd, das still in seiner Box stand, und dann auf Sil Bauder, der mit seinen Freunden auf und ab ging.
»Mir scheint, Sil läßt diese Runde aus«, bemerkte er zu Alec, »es ist nett, Gesellschaft zu haben...«
»Mir wär’s lieber, er jagt Bear Cat tüchtig über die Bahn...«, erwiderte Alec spöttisch.
Ihre Seite des Anspannplatzes war leer und ruhig. Aber jetzt kamen Jimmy, Tom und Georg den Weg entlang.
»Wie ich vorhin bereits sagte: heute will jeder mitspielen...«, brummte Henry.
»Wer hätte mehr Recht dazu als sie?« fragte Alec. Er war nervös, aber er fand, er habe allen Grund dazu. Die Verantwortung, die man ihm aufgeladen hatte, drückte ihn. Das Beste aus dem Pferd herauszuholen war schon schwer genug. Jetzt war er wieder gezwungen, daran zu denken, was das Rennen für die drei bedeutete, die gerade vor Feuerteufels Box stehenblieben. Jimmy erklärte, Tom habe Feuerteufel noch einmal sehen wollen, bevor er ins Rennen ging, und er habe vermutet, jetzt wäre der richtige Augenblick, weil es hier nicht so von Menschen wimmelte.
»Ganz recht«, nickte Henry und betrachtete Tom, der sich mühelos auf seinen Krücken bewegte und zu Alec ging. Nach der Ankunft der drei hatten Tom und Alec lange miteinander geredet, aber jetzt war keine Zeit für Worte. Sie standen beide nur da und sahen Feuerteufel an.
Henry konnte seine Augen nicht von den jungen Leuten abwenden. Hier waren zwei Vertreter der jungen Generation, von denen die Zukunft des Rennsports abhing. Für ihn, die Jimmy Creechs und Sil Bauders war es an der Zeit, auf die Weide zu gehen wie die alten Rennpferde... Aber sie ließen ihren Sport in guten Händen — in jungen und fähigen Händen.
Tom besaß die Entschlossenheit und den Mut, die Voraussetzung für einen Fahrer sind, der an die Spitze gelangen will. Freilich brauchte er noch Zeit, um sich körperlich voll zu entwickeln und sich frei zu machen von dem Ungestüm und dem übertriebenen Gefühl für Verantwortung, die das Mißgeschick verursacht hatten, an dem er jetzt laborierte.
Wie er da neben Tom stand, war Alec ein in die Augen springender Gegensatz: ein schlanker Windhund neben einer starkknochigen Deutschen Dogge. Alecs Gesicht verriet genausoviel Verantwortungsbewußtsein, wie es Toms Gesicht ausdrückte. Aber der Unterschied war, daß Alec sich während des Rennens nicht damit belasten würde. Sobald Feuerteufel die Bahn betrat, würde sich Alec auf das vor ihm liegende Rennen konzentrieren und an nichts anderes mehr denken als an sein Pferd. Instinktiv würde er alles Erforderliche richtig
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