Blitz und Pam
aus, Becky nicht auf dem Wege der Gewalt zu schlagen, sondern auf ihre eigene Art — die einzige, die sie kannte; indem sie mit ihrem Pferd eins war und es um alles bat, was es zu geben hatte — ohne unnötige grobe Behandlung.
Alec wußte, daß dem Hengst der Atem langsam ausging. Luft und Boden wurden knapp für ihn. Pam saß weiterhin ganz still und berührte ihn weder mit Händen noch mit Beinen. Alecs Liebe für Pam wuchs, weil er sah, wie sein Pferd unter ihr alles hergab, was es hatte.
Als Alec die beiden beobachtete, wie sie auf die Ziellinie zurasten, sah er, daß Pam ihr Gewicht auf dem Rücken des Hengstes verlagerte, als hoffte sie, ihn mit ihrem eigenen leichten Körper und ihrer kleinen Kraft nach vorn mittragen zu können. Und so unwahrscheinlich es schien — Blitz reagierte auf diese Gewichtsverlegung. Alec schrie laut auf vor Begeisterung, und sein Schrei ging tausendfach verstärkt über die Lautsprecher, doch er ging unter im gewaltigen Jubel, der sich von den Tribünen erhob.
Blitz hatte sich in einem einzigen, großartigen Schritt längsseits an Sun Dancer herangeschoben, und das führende Pferd gab plötzlich nach; seine Schritte stockten unter der Herausforderung des schwarzen Hengstes und der Prügelei seiner Reiterin.
Blitz lief donnernd ins Ziel ein, und der Applaus der begeisterten Menge erstarb in Ehrfurcht vor seiner fliegenden Gestalt. Selbst im Halbdunkel des heutigen Tages erstrahlte sein Glanz als Champion heller denn je. Wieder einmal hatte er seine Größe bewiesen, und diesmal mit jemand Fremdem auf dem Rücken.
FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Der Wind und das Firmament
Kurze Zeit nachdem das Rennen vorbei war, verließen sie Aquädukt und machten sich auf den Weg zur Farm. Alec fuhr Pams Wagen, der in seinem aufgemalten Blumenkleid prangte.
»Henry hat sich geändert«, sagte Alec zu Pam. »Er will unbedingt, daß du bleibst. Er mag nun weder Mike Costello noch sonst jemanden anstellen.«
»Ich bin froh, daß er seine Meinung geändert hat und nun Mädchen um sich duldet«, entgegnete Pam.
»Es ist nicht nur das«, erklärte Alec. »Ich glaube, Henry hat gesehen, daß er nicht zu alt ist, in vielen Belangen seine Ansichten zu ändern. Er wird für andere jetzt gewiß mehr Verständnis aufbringen, auch wenn ihre Wertsysteme völlig anders sind als das seine.«
»Das ist großartig«, meinte Pam anerkennend, »richtiggehend großartig.« Sie schwieg nachdenklich, dann fügte sie hinzu: »Aber in einem hat er recht gehabt: Ich weiß jetzt, wie zerbrechlich der Mensch ist. Ich habe Angst gehabt dort draußen.«
»Aber du bist geritten, als ob du keine gehabt hättest«, versicherte Alec. »Und das ist, was zählt.« Er nahm seine Augen vom Verkehr vor ihm und blickte zu ihr hinüber. »Kein Mensch hätte Blitz so reiten können, wie du es heute tatst.«
»Kein Mensch sonst hätte die Möglichkeit dazu gehabt«, gab sie zurück und sah ihn an. »Das weiß ich so gut wie du, Alec. Ich wußte es, als ich dich bat, ihn reiten zu dürfen. Ihn mir anzuvertrauen war das Größte, was du je für jemanden tun konntest.«
»Du bist nicht einfach jemand«, sagte er. »Ich liebe dich.«
»Und ich dich«, sagte sie. »Mehr denn je, denn ich weiß, was du für mich aufgegeben hast.«
»Und trotzdem willst du nicht bleiben?«
»Ich möchte, aber ich kann nicht«, meinte sie hilflos.
Alec fuhr schweigend weiter. Er wußte, daß er sie nun mit nichts mehr umstimmen konnte. Er mußte sich mit der Tatsache abfinden, daß ihr Zusammensein nicht andauern würde. Alles hatte er versucht, aber ihr Entschluß zu gehen war unumstößlich. Und er hatte trotz allem auch seinen Stolz und wollte sie nicht anflehen. Der Entschluß mußte von ihr kommen, wenn es zwischen ihnen beiden gut kommen sollte. Obschon er das genau wußte, spürte er, wie er in finsteren Trübsinn versank, und er begann dagegen anzukämpfen. Er wollte weder gegen sich selbst noch gegen Pam ins Gefecht ziehen. Er liebte sie zu sehr. Sie liebte ihn auch — das glaubte er, doch sie liebte das Leben mehr. Sie war ein rastloser Geist und jagte der Sonne nach, wohin sie sie auch führte, ständig auf der Suche nach neuen Erlebnissen, neuen Herausforderungen. »Woran denkst du?« fragte sie.
»An lauter schöne Dinge«, erwiderte er bitter.
Sie drehte den Kopf und sah ihn an. »Deinen Augen nach zu schließen wohl eher an die Hölle«, sagte sie. »Ich möchte dir nicht weh tun, Alec.«
»Was glaubst du denn, wie mir zumute
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