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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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war es, weil sie ihrer eigenen Erscheinung nicht allzu große Bedeutung beimaß und sie bestenfalls herunterspielte.
    »Ich werde jemanden in Maryland besuchen«, antwortete sie; dann, als sie Alecs Mißtrauen spürte, fügte sie hinzu: »Eine Sie, Alec, eine ehemalige Schulkameradin. Ich werde dir ihren Namen und ihre Adresse angeben.«
    »Aber mußt du denn heute abend gehen?«
    »Ich fahre gern nachts, und Nancy erwartet mich.« Sie hielt inne und blickte ihn eindringlich an. »Ich bleibe bei meinem Entschluß, Alec — also bleib auch du bei deinem, bitte!«
    Sie fuhr fort, ihre Sachen zu packen, und Alec trug die Schachteln zum Auto, sowie sie sie gefüllt hatte. In dem Hin und Her streiften sie sich öfters; es war beinahe wie eine Sprache zwischen Tieren, die keiner Worte bedurfte, um die Gefühle auszudrücken, die sie füreinander hegten.
    Als die Dunkelheit hereinbrach, machte Pam kein Licht. »Das wär’s«, sagte sie. »Wir sind fertig.« Sie nahm ihre schwarze Ledertasche, schlang sich das Schulterband über den Arm und stellte sich vor Alec hin.
    Er sah ihr Gesicht im Licht, das durch die offene Tür hereinkam. Sie sah so jung aus, so offen — zu offen. Er fühlte sich viel älter als sie, so alt wie Henry. Gehörten sie verschiedenen Zeitaltern an? Sie einem Zeitalter des Vertrauens, während er in einem Zeitalter des Zynismus erzogen worden war? Sie würde das Leben weiterführen, das für sie einen Sinn hatte. Sie lebte ihr eigenes Leben und ihre eigene Zeit.
    »Ich wünschte, du würdest deine Abreise auf morgen verschieben«, be-harrte Alec. »Du bist müde, und es könnte gefährlich sein, wenn du so weit fährst. Du wirst fast die ganze Nacht dafür brauchen.« »Ich fahre gerne dem Morgengrauen entgegen«, meinte sie.
    Er sah ein, daß alles nichts nützte, daß sie nach Maryland fahren würde und weiter, wie sie und ihr Schicksal es für gut hielten. Es tat nichts zui Sache, daß ihre Wege — wie die Nacht vor ihr — im dunkeln lagen.
    Sie legte ihm die Arme um den Hals und sagte: »Ich erwarte dich, wo ich auch bin, genau wie du gesagt hast.«
    »Und du wirst mich immer wissen lassen, wo du bist?«
    »Immer.«
    Der Duft ihrer Haut und der Klang ihrer Stimme weckten in ihm Gefühle, die so tief waren, wie er es noch nie erlebt hatte. Wie sollte er sie gehen lassen können?
    Er küßte sie und schloß sie eng an sich. »Ich komme mit dir«, sagte er. »Wir heiraten noch heute abend.«
    Sie stieß ihren Kopf zurück, und in ihm fiel etwas zusammen, als er ihr in die Augen sah.
    »Du würdest mich binnen kurzem dafür hassen, daß ich dich von hier weggerissen habe«, entgegnete sie. »Verstehst du denn gar nicht, was ich meine, Alec? Was ich vorhin zu sagen suchte? Ich bin für die Ehe nicht bereit — auch wenn du glaubst, du seist es. Und ich halte zuviel von der Ehe, als daß ich für sie nicht bereit sein möchte. Sie ist die größte Herausforderung, die ich mir denken kann, und ich will daraus etwas machen. Ich will dir mehr geben können, als ich dir jetzt zu geben habe. Ich bitte dich, Alec«, flehte sie, »versuche mich nicht umzustimmen. Laß mich erst etwas erwachsener werden.«
    Er ließ seine Arme fallen und wandte den Kopf ab. »Es ist ganz einfach sinnlos, Pam«, stieß er aufgebracht hervor. »Deine Welt liegt zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Siehst du das denn nicht? Das treibt dich so dahin, auf der Suche nach dem, was sein sollte, sein könnte, aber niemals sein kann. Es kann nur zu einem Albtraum für dich werden!«
    Als er zu Ende gesprochen hatte, schwang sie sich die Ledertasche über die Schulter und ging aus der Wohnung, ohne zurückzublicken. Er folgte ihr; sein Ausbruch tat ihm bereits leid. Aber es war ihm ernst mit dem, was er gesagt hatte. Er war genau wie all die andern, ob jung oder alt, die nicht daran glaubten, daß etwas, das nun einfach einmal so war, geändert werden konnte, und die überzeugt waren, daß jeder, der daran etwas zu ändern versuchte, nicht nur ein Narr war, sondern sich auch jämmerlich den Kopf einrennen würde. Er fürchtete recht eigentlich um Pams Leben, und so, wie er sie liebte, hatte er frei heraus sprechen müssen.
    Im Stall unten ging sie von Box zu Box und verabschiedete sich von den Zweijährigen, die sie trainiert hatte. Alec folgte ihr schweigend bis zu Black Sands leerer Box.
    »Möchtest du sehen, wo ich ihn begraben habe?«
    »Nein«, antwortete sie, ohne den Blick von der Box zu wenden. »Für mich ist er ohnehin nicht

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