Blitz und Pam
umrundet, und der Zaun der hinteren Geraden sauste immer schneller an ihm vorbei. Keine Hände hielten ihn nun zurück. Er war frei, sein Hals lang ausgestreckt, die Ohren flach an den Kopf gelegt. Er donnerte den anderen nach und trug Pam nur noch als Passagier mit sich.
Artless, der an der Spitze kämpfte, begann nachzulassen, und sein Jockey griff zur Peitsche. Mit brutaler Plötzlichkeit fuhr sie auf den Rücken des Pferdes nieder, doch der Hieb wirkte als Bremse, nicht als Ansporn. Artless hielt so abrupt ein, als wären seine Hufe geradewegs in den Boden versunken. Becky Moore entging seinen Hufen um wenige Zentimeter und übernahm mit Sun Dancer die Führung.
Blitz holte das Feld ein, und Alec wurde es angst und bange, als er daran dachte, was geschehen konnte, wenn sich der Hengst in das Pferdedurcheinander vor ihm stürzte. Pam machte eine Anstrengung, ihn zu lenken, wenn sie ihn schon nicht mehr zurückhalten konnte, doch umsonst. Ihre Arme drohten ihr durch die Kraft des Hengstes vom Leib gerissen zu werden!
Blitz berührte Dark Legends Hinterhufe, und wenig fehlte, so wäre er gestürzt. Er erholte sich schnell, und im nächsten Augenblick stürzte er sich in eine Lücke zwischen Challenger und Sword Master.
Alec hielt den Atem an. Ein einziger Fehltritt, und Blitz und Pam wurden von den Hufen des Feldes begraben. Doch plötzlich hatte sich Blitz durchgezwängt und brach aus dem Rudel hervor. Sein Körper streckte sich tief über dem Boden; noch immer war sein Lauf ein überwältigender Ansturm. Und nur Sun Dancer war noch vor ihm!
Der Ansager holte tief Luft, bevor er seine Stimme in voller Lautstärke über die Mikrophone sandte: »Das Feld geht nun in den hinteren Bogen. Sun Dancer hält die Spitze; nur eine Länge zurück läuft Blitz. Sword Master ist dritter, Gallant Teddy vierter, Challenger fünfter, Royal Pharaoh sechster, Dark Legend siebter, und als letzter folgt Artless.«
Alec richtete seinen Feldstecher auf Sun Dancer. Er sah, wie Becky Moore sich nach Pam umsah und zur Peitsche griff. Sun Dancers Kräfte waren keineswegs erloschen, und unter Beckys Peitsche dauerte seine Laufkraft im Bogen an. Blitz wurde von seiner eigenen Geschwindigkeit hinausgetragen, und er verlor Boden an Sun Dancer, der hart am Zaun rannte.
Sie nahmen nun die Zielgerade in Angriff. Rechts von ihnen ragte die Haupttribüne dunkel auf. Die Zuschauermenge war außer sich. Pam saß in ihrem Sattel still, während Becky Moore mit Händen, Hacken und Peitsche drauflosritt, als ob ihr Leben davon abhinge.
Alec ritt jeden einzelnen Schritt mit Pam mit. Er wußte, daß sich für Blitz nun das schwere Zusatzgewicht langsam bemerkbar machte. Die Bleigewichte, die er zu tragen hatte, und seine unbändige Rennwut hatten ihren Tribut gefordert. Er hatte sich den Großteil seines Speeds und seines Durchhaltevermögens abgerungen.
Alec sah auch, daß Sun Dancer, dessen natürliche Kräfte durch Beckys gewaltsame Reiterei weit überfordert wurden, sich selbst übertraf; seine Schritte waren mit ihrer unglaublichen Länge denjenigen des schwarzen Hengstes gleich. Becky brauchte ihn nur so halten zu können, um zu gewinnen. Ihr Wille, den Champion zu schlagen, trug Sun Dancer dahin und verKeh ihm unwahrscheinliche Kräfte. Kräfte allerdings — das ahnte Alec voraus — , die ihn so viel kosteten, daß er schließlich als gebrochenes, leeres Pferd Zurückbleiben mußte. Doch was Becky jetzt wollte, war der Sieg — was morgen kam, hatte keine Bedeutung.
Die Schreie des Publikums stiegen zu ohrenbetäubender Höhe an, als der Herausforderer den Champion abwehrte und die Führung behielt. Becky Moores Peitsche hob und senkte sich ohne Unterlaß. Sun Dancer reagierte auf ihre Hiebe, indem er auf den letzten 200 Metern seine Schritte noch beschleunigte.
Alec ballte die Fäuste und trommelte damit auf die Fensterbank. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und seine Kiefer klebten aufeinander. Seine Augen starrten völlig gebannt auf die beiden auf und ab tanzenden Köpfe, die immer näher kamen. Sun Dancer hielt unter Beckys arg peitschendem Antrieb durch. Es wurde ihm mehr abverlangt, als er zu geben hatte. Er mußte zusammenbrechen. Er konnte das nicht durchstehen. Oder etwa doch?
Während der letzten Sprünge des Rennens kam Alec in den Sinn, was jetzt Pams wichtigster Trumpf war: die Erinnerung an einen jungen Hengst, der noch am Leben wäre, wenn nicht genau diese rücksichtslose Reiterei gewesen wäre. Und Pam ging nun darauf
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