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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Alec nicht sagen, jedenfalls jetzt noch nicht. Sollte er seine ungetrübte Freude haben, solange es irgend ging. Die Frist würde kurz genug sein. Leise öffnete Henry die Stalltür und trat in die Nacht hinaus, um Alec mit seinem wiedergewonnenen Liebling allein zu lassen.

Ein schneller Ritt

    Alec kehrte schon sehr früh am nächsten Morgen in den Stall zurück. Ohne zu verweilen, ging er zu Blitz in die Box. Liebevoll fuhr er mit der Hand durch die dichte Mähne, um die Strohhalme zu entfernen, die sich in den Haaren verfangen hatten. „Du hast dich in der Nacht niedergelegt“, sagte er sanft.
    Blitz folgte ihm zum Wassereimer, der in der einen Ecke hing. Alec nahm ihn vom Haken und verließ die Box, die Tür hinter sich schließend. Dann ging er zu Napoleon und ergriff auch dessen Eimer. Als er mit den gefüllten Eimern zurückkam, gab er erst Napoleon den seinigen, ehe er wieder zu Blitz in die Box ging. Anstatt den Eimer, an den für ihn bestimmten Haken zu hängen, hielt er ihn, auf sein Knie gestützt, während der Hengst seinen feinmodellierten Kopf zum Trinken senkte. Alecs Finger liebkosten inzwischen das seidenweiche Fell.
    Danach ging Alec in die Futterkammer und füllte die Futtersäcke mit Hafer für Blitz und Napoleon. Während der Hengst fraß, reinigte er die Box und streute frisches Stroh, das er gleichmäßig über den Boden verteilte. Dann lief er schnell an die Kommode in der Geschirrkammer, entnahm ihr die Bürsten und Striegel und war gerade dabei, die Schublade wieder zu schließen, als seine Augen auf das Tuch fielen, in das er vor einiger Zeit Blitz’ Bild gehüllt hatte. Sorgsam nahm er es heraus und hängte es wieder an seinen Platz. Seine Augen glänzten hell, als er die Kammer verließ.
    Blitz trat voller Unbehagen von einem Bein auf das andere, während Alec mit der Bürste über sein Fell fuhr. Alec bewegte sich immer mit ihm mit, welche Stellung er auch einnahm, ohne sich um seine wieder einmal auf-lammende Ungebärdigkeit zu kümmern. Geschäftig trat er hinter ihn, entfernte die Strohhalme aus dem langen Schweif, bückte sich dann und reinigte einen Huf nach dem anderen. Erst als er sich wieder aufrichtete, bemerkte er das zornige Funkeln in den Augen des Hengstes. Daraufhin trat er noch näher an ihn heran, hob die Bürste hoch und hielt sie ihm vor die Nase. „Hier, sieh sie dir genau an“, sagte er, als Blitz sie beschnupperte, „das ist nichts, wovor du dich fürchten müßtest. Und meinetwegen bist du doch wohl nicht böse? Ich gehöre hierher zu dir.“
    Er nahm ein Tuch und rieb damit erst den Hals, dann den Körper und die langen sehnigen Beine ab. Als er sich aufrichtete, sah er, daß Blitz behaglich die letzten Haferkörner aus seiner Krippe leckte. Seine Augen waren ruhig und sanft. Demnach hatte er sich wieder an das Striegeln gewöhnt. An der Hinterwand der Box befand sich eine Schiebetür. Alec ging darauf zu, um sie zu öffnen. Eben streckte er die Hand nach dem Riegel aus, als Blitz ihm bereits nachkam, die kleinen Ohren straff gespitzt, den Kopf hoch erhoben — er erinnerte sich offenbar genau. Alec schob die Tür zurück und trat zur Seite.
    Blitz verharrte einige Sekunden regungslos, geblendet von der hereinflutenden Morgensonne. Er schnaubte durch die weitgeöffneten Nüstern, dann schritt er vorsichtig hinaus, die Augen in ständiger Bewegung, die Ohren gespitzt und bereit, das geringste Geräusch zu registrieren.
    Ein schmaler Weg führte hinter dem Stallgebäude auf das freie Feld hinaus. Blitz ging auf das saftige grüne Gras zu, bei seinem Anblick vor Freude wiehernd. Dann trabte er leichtfüßig davon.
    Alec ließ die Boxentür offen und rannte durch den Stall zurück nach draußen. Dort stellte er sich an den hohen Holzlattenzaun, um zu beobachten, wie Blitz durch den schmalen Weg aufs freie Feld hinausgelangte. Er fiel jetzt aus dem Trab in einen leichten Galopp. Alec kletterte auf den Zaun hinauf und blieb oben sitzen. Zufriedenheit erfüllte ihn bei dem Bewußtsein, daß er jetzt wieder etwas besaß, das mit nichts anderem in der Welt zu vergleichen war.
    Der Hengst galoppierte an der Steinmauer entlang, blieb aber stehen, als er an die Senke am äußersten Ende des eingezäunten Geländes gelangte. Nach einem kurzen Augenblick des Verweilens schritt er auf dem Rand der Senke entlang und querte das Feld. Als er die Steinmauer an der entgegengesetzten Seite erreichte, blieb er stehen und sah durch die Bäume auf die Straße hinaus. Ein Auto fuhr

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