Blitz und Vulkan
mäßigte er seine Gangart, Alec setzte sich zurück und nahm die Hände von seinem Hals. Henry sah Blitz nach einem Vogel aus-schlagen, der sich nur wenige Schritte vor ihm vom Boden erhob, jedoch er tat das, ohne aus dem Takt zu kommen.
Kurz vor der Senke brachte Alec Blitz zum Stehen. Der Hengst senkte den Kopf zum Grasen.
Henry wandte sich vom Fenster fort und sah sich nach seinen Schuhen um. „Wenn ich ihn nur vor allen Weiterungen bewahren könnte, damit er sein Glück in Frieden genießen kann“, sagte er vor sich hin, während er die Schuhe anzog. „Doch sobald die Reporter merken, daß Blitz wieder in Amerika ist, werden sie ihr verdammtes Geschrei erheben und fordern, daß Alec ihn auf die Rennbahn bringt. Und wenn dieser Teufel auf der Bahn die Witterung anderer Hengste in die Nase bekommt, wird er völlig vergessen, daß Alec auf seinem Rücken sitzt. Das möchte ich nicht mitansehen müssen. Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu verhüten.“
Er starrte, tief in Gedanken versunken, auf den Boden. Als er endlich aufsah, glänzten seine Augen. „Ich glaube, ich habe eine Lösung gefunden“, murmelte er. „Ich meine, so müßte es gehen.“ Eilig verließ er das Zimmer.
Alec und Blitz waren noch am hinteren Ende des Feldes, als Henry den Zaun erreichte. Errief, aber Alec hörte ihn nicht. Dann quietschte das Eisentor, und Herr Ramsay kam herbeigerannt. Offensichtlich hatte er sich genauso hastig angekleidet wie Henry, denn sein Haar war ungekämmt und an den Füßen hatte er Slipper.
Da Henry Bestürzung in seinen Augen las, beeilte er sich, ihm zu versichern: „Mit Alec ist alles in Ordnung.“
„Das will ich hoffen!“ Ramsays Blick suchte Alec und Blitz, ehe er sich Henry wieder zuwandte. „Sicher hat er keine Anstände mit ihm“, fügte er hinzu, „aber, was meinen Sie, Henry, ist Blitz gefährlich?“
Der alte Trainer vermied es, Herrn Ramsay in die Augen zu sehen. „Jedes Pferd hat seine Eigenheiten, auf die man Rücksicht nehmen muß“, antwortete er ausweichend, „Alec kennt Blitz und beobachtet ihn ganz genau!“
„Das weiß ich, Henry“, antwortete Ramsay und machte eine Pause, bevor er fortfuhr: „Somit meinen Sie, daß Alec keinen Ärger mit ihm haben wird?“
Jetzt sah Henry ihn an: „Es gibt da einige Dinge, die man nicht erklären kann“, erwiderte er bedächtig. „Blitz’ Bereitwilligkeit Alec zu gehorchen, ist eins davon. Unter normalen Umständen hat Alec ihn jederzeit in der Gewalt.“
„Unter normalen Umständen? Was verstehen Sie darunter, Henry?“
Mit dem Kopf auf Reiter und Pferd deutend, erklärte Henry: „Wenn die beiden allein sind wie eben jetzt.“
„Aber so wird es doch immer sein“, meinte Herr Ramsay.
„Nicht, wenn die Presse Wind davon bekommt, daß Blitz wieder in Flushing ist“, erwiderte Henry. „Sobald die Reporter das hören, werden sie alle schreien, Blitz müsse auf die Rennbahn und gegen andere Champions laufen, vor allem gegen Vulkan. Und dann wird Alec ihn rennen lassen, um selber herauszufinden, welches das schnellere Pferd ist. Ich kenne ihn! Wahrscheinlich überlegt er schon jetzt, wie er die Probe machen könnte, und wenn ihn dann die äußeren Umstände sozusagen dazu zwingen, wird er zweifellos nicht widerstehen.“
„Und Sie meinen, Blitz sollte nicht auf die Rennbahn, nicht wahr, Henry?“
„Stimmt, denn ich weiß, daß wir dann große Schwierigkeiten haben werden, erstens wegen der Aufregung, in die ihn die ungewohnte Umgebung versetzen wird, und zweitens wegen der anderen Hengste! Und ich bezweifle sehr, ob seine Liebe zu Alec stark genug ist, seinen Kampftrieb einzudämmen. Ich mag mich irren... Genaues kann erst der Versuch lehren.“
„Ich fürchte, Sie haben recht, Henry“, sagte Herr Ramsay bekümmert, „aber schließlich braucht doch niemand zu wissen bekommen, daß er hier ist.“
„Ein so auffallendes Pferd wie Blitz können Sie nicht so versteckt halten, daß es nicht früher oder später einem Kenner auffallt“, antwortete Henry. „Aber mir ist vorhin ein rettender Gedanke gekommen, Herr Ramsay: Sie wissen doch von der Farm, die Alec und ich kaufen wollten, wenn Vulkan nicht mehr in Rennen laufen wird?“
Ramsay nickte. „Sie beide wollten sich dort ein kleines Gestüt aufbauen.“
„Jawohl. Jetzt brauchen wir aber damit nicht mehr zu warten, bis Vulkan seine Rennlaufbahn beendet hat. Jetzt haben wir Blitz. Und ich werde Alec vorschlagen, diese Farm sofort zu kaufen und Blitz
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