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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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schüttelte er den Kopf. Niemals hätte er geglaubt, daß ein Pferd so schnell laufen könnte, selbst Vulkan nicht!
    Drüben auf dem Feld hörte der Hengst eben auf zu grasen und galoppierte zum Stall. Alec beobachtete seine langen mühelosen Sprünge. „Ich möchte wissen“, sagte er laut, „ob er Vulkan schlagen könnte?“
    Blitz wieherte, den hocherhobenen Kopf über den Zaun streckend. Sein Schrei wurde von einem hellen Wiehern auf der Straße beantwortet, und kurz darauf sah Alec Napoleon in seinem wackeligen Trott herankommen. Tony thronte stolz oben auf dem Kutschersitz und hielt die langen Zügel locker in seinen großen Händen.
    Alec rief hinüber, und Tony winkte zurück. Der Junge rannte die Treppen hinunter und durch den Vorgarten über die Straße, um das eiserne Tor für Tony zu öffnen. Die Augen des Straßenhändlers strahlten, als er sagte: „Siehst du, Alec, ich brauche Napoleon nicht im geringsten anzutreiben! Wenn er Blitz sieht, läuft er von selbst so schnell wie der Wind.“
    Alec rannte neben Napoleon her die Auffahrt entlang: „Vulkan hat soeben das Rennen in Chicago gewonnen, Tony! Und zwar in Rekordzeit!“
    Tony nickte bedächtig: „Na, was mich anbelangt, so bin ich darüber kein bißchen erstaunt, Alec. Ich erwarte von ihm, daß er stets gewinnt!“
    Als sie den Stall erreicht hatten, sprang Tony vom Bock und schirrte Napoleon aus, während Alec einen Eimer Wasser holte. Der alte Graue bewegte sich ungeduldig hin und her, und Tony schalt: „Wirst du wohl stillstehen, Nappy. Du denkst wohl, du bist wieder ein Fohlen?“
    Alec kam mit dem Wasser und hielt den Eimer hoch, damit der Wallach trinken konnte. „Aber Vulkan hat heute die besten älteren Pferde Amerikas geschlagen, Tony!“
    Der Italiener zuckte die Achseln: „Vulkan ist jung und unerhört kräftig, warum sollte er die älteren Pferde nicht schlagen, Alec? Es ist seine Jugend, die ihn gewinnen läßt.“ Seine schwielige, verarbeitete Hand fuhr liebevoll über Napoleons Hals, als er fortfuhr: „Nimm beispielsweise Nappy: als er jung war, konnte er die ganze Zeit schnell laufen, jetzt fühlt er sich nur hin und wieder einmal kräftig genug dazu. Oder nimm Blitz“ — beide wandten sich unwillkürlich dem Hengst zu, der ungeduldig hinter dem Zaun hin- und herlief — , „er ist auch nicht mehr so schnell wie damals, als er in Chicago siegte. Vulkan könnte ihn heute ebenfalls schlagen.“
    „Das glaube ich nicht!“ erwiderte Alec schnell. „Blitz ist ja erst sieben Jahre alt, Tony! Er ist noch genau so schnell, wie er immer war, kann sein, noch schneller!“
    „Das glaubst du, ich aber nicht.“ Tony drehte sich um, streifte Napoleon das Halfter über und sagte: „Nun bringe ich ihn aufs Feld.“
    Alec ging zum Zaun und schlüpfte durch die Latten. Blitz kam zu ihm und rieb sich an seinem Arm. Alec preßte seinen Kopf fest an ihn. „Stell dir vor, jeder denkt, du wärst mit deinen sieben Jahren ein alter Knabe“, flüsterte er zärtlich. „Dabei gibt es auf der ganzen Welt kein Pferd, das es mit dir aufnehmen könnte. Selbst Vulkan nicht! Er hat heute 1900 Meter in einer Minute und neunundfünfzig Sekunden bewältigt, Blitz, denke bloß. Aber, nicht wahr, du kannst noch schneller laufen?“ Der Hengst wandte seinen Kopf Napoleon zu, als Tony ihn zum Tor führte. Alec lockte Blitz mit einer Mohrrübe ein Stück weiter ins Gelände und hielt ihn fest, bis Tony das Gatter wieder geschlossen hatte.
    Der alte Graue ging nicht zu Blitz, sondern in einem kleinen Galopp an ihm vorbei hinaus aufs Feld. Blitz sah ihm einen Augenblick nach, dann schnaubte er und setzte hinter dem Alten her.
    Alec und Tony sahen den beiden Pferden zu. Blitz lief vergnügt im Kreis um Napoleon herum, derweil dieser schwerfällig weitergaloppierte, dann anhielt und den Kopf senkte, um sich am saftigen Gras gütlich zu tun. Blitz blieb ebenfalls stehen und beobachtete seinen Freund. Er wartete eine Weile, nur seine Augen bewegten sich. Dann umkreiste er den Wallach wieder, der sich jedoch beim Grasen nicht stören ließ, sondern tat, als bemerke er die übermütigen Kapriolen nicht. Doch als Blitz sich niederwarf und sich auf dem Rücken wälzte, hob Napoleon den Kopf, als ob er meinte, das wäre eine gute Idee. Nicht lange, und er tat sich ebenfalls langsam und vorsichtig mit seinen steifen alten Knochen nieder, drehte sich herum und sielte sich seinerseits gleichfalls mit Wohlbehagen im Gras.
    „Nappy fürchtet sich nicht im geringsten

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