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Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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sein«, sagte Alec und beobachtete, wie die Stute versuchte, Manizales bei der Parade vor den Tribünen abzuwerfen.
    »Trotz all ihrer Nervosität kommt sie beim Start immer langsam in Gang«, fuhr Henry fort. »Sie zögert und läßt die anderen voraus. Achte auf Many im Startgatter; er war bisher nicht imstande, sie zu bessern.«
    Alec lächelte. »Ach, du meinst, ich soll auch durch anderer Leute Fehler lernen, nicht nur durch meine eigenen?«
    »Stimmt genau«, schoß Henry zurück. »Man kann auch aus fremden Fehlern Lehren ziehen. Wer klug ist, sucht auf jede Weise zu profitieren. Was Many hauptsächlich fehlt, ist die Bändigung seines südländischen Temperaments, während er ein Rennen reitet. Fast alles andere hat er, er reagiert blitzschnell und ist imstande, im Bruchteil einer Sekunde die richtige Entscheidung zu treffen, solange er nicht rot sieht. Er weiß den kürzesten Weg für sein Pferd und versteht sich auf die Kunst, es Kräfte sparen zu lassen. Kurz und gut, Many ist der beste Jockey in diesem Rennen, aber die Stute ist zu unerfahren.«
    Die Pferde gingen jetzt an den Start, die Stute schlitterte und rutschte, Manizales mußte höllisch aufpassen, daß sie nicht zu Fall kam.
    »Trotzdem ist sie willig und begierig, zu laufen«, fügte Henry hinzu. »Man kann nicht wissen, wie sich das auswirkt. Sie kann zwar in diesem Matsch nicht gehen; vielleicht beweist sie aber, daß sie darin galoppieren kann. Sonst hätte ihr Besitzer sie kaum starten lassen.«
    Alec hüllte sich fest in seinen Regenmantel. Es regnete ohne Unterbrechung; dauernd zuckten Blitze am Himmel, und der Wind nahm zu. Die Stute bäumte sich vor dem Startgatter.
    »Sie ist imstande, unter Many wegzuspringen«, bemerkte Alec. »Den anderen geht’s nicht besser«, gab der alte Trainer zurück.
    Es war jetzt sehr dunkel, und der Regen peitschte mit Sturmstärke über das Innenfeld. Ein gewaltiger Blitz zerriß den Himmel, der Donner grollte. Alec konnte in der zuckenden Helligkeit die Farben der Jockeyblusen erkennen, während sich die Pferde in den Abteilen der Startmaschine hoch aufbäumten. »Ich finde, der Starter sollte sie nicht ablassen.«
    »Wahrscheinlich ist es im Moment gar nicht möglich«, stimmte Henry zu.
    Einige Pferde hatten sich rückwärts aus ihren Abteilen hinausgeschoben, stiegen und tanzten und machten ihren Reitern Schwierigkeiten.
    »Das Feld ist zu groß für eine Bahn in diesem Zustand. First Command ist mit vollem Recht Favorit; er liebt die Distanz und galoppiert zuverlässig auf jedem Geläuf; aber er ist für meinen Geschmack zu steil in der Vorhand. Moonshot macht zu weite Sprünge für diesen schlammigen Boden; wahrscheinlich wird er Angst haben, sich zu strecken. Hayloft dürfte das Geläuf aus demselben Grund nicht Zusagen, aber Novice lebt auf in solchem Moder. Sieh ihn dir an; er erinnert an einen großen Vogel, der durchs Wasser watet. Hat auch eine nette Hinterhand...«
    Henry fuhr mit seinen Erläuterungen fort. Alec wandte kein Auge von Manys Stute, die Bitter Sweet hieß. Sie benahm sich wie toll, aber er wünschte ihr den Sieg.
    Sie duckten sich unter dem Zischen eines neuen Blitzes, ihren Nachbarn ging es ebenso. Die meisten Zuschauer blickten jetzt furchtsam zum Himmel auf und kaum mehr nach den Pferden. Alec richtete seinen Blick wieder auf die Startmaschine. Wenn acht Pferde in einem Rennen liefen, bestand selbst bei einwandfreiem Geläuf immer die Gefahr von Kollisionen, und heute wäre es geradezu ein Wunder, wenn es ohne Unfall abgehen würde. Jetzt waren alle Pferde in ihren Abteilen, Der Starter hob die Hand, und die Startglocke erklang. Die Tore flogen auf. Bitter Sweet hatte nur ein Pferd zu ihrer Rechten, da sie aus dem 7. Abteil gekommen war. Die Stute pflegte immer in fauler Manier vom Start abzukommen, doch diesmal schien sie ihre Untugend noch zu übertreiben: Obwohl Manizales mit Hacken und Peitsche arbeitete, ging sie fast im Schlenderschritt. Dann drehte sie sich plötzlich, stieg und torkelte an den Außenzaun, bevor Many sie nach vorn auf die Bahn richten konnte. Gleich darauf schrien die Zuschauer laut auf, als ein Pferd, das am Innenzaun lief und gleichfalls am Start zauderte, zu Boden ging. Der Jockey schoß einen Purzelbaum über den Kopf seines Pferdes und rutschte wie ein sich windender Aal unter dem Zaun durch aufs Innenfeld.
    Das Pferd versuchte sogleich, wieder auf die Füße zu kommen, hatte aber im Sturz sein rechtes Vorderbein durch die verknoteten Zügel

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