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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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herausgerissen.
»Eugene MacIntyre«, sagte Anne ruhig, als ihr Magen
angesichts der zerschundenen Leiche zu rebellieren drohte.
»Opfer Nummer sechs, wenn ich mich recht erinnere.«
Mark seufzte schwer. »Korrekt. Und das hat der Leichenbeschauer bei der Autopsie gefunden.« Er schob ein weiteres
Bild über den Tisch und drehte sich dabei reflexartig um, als ob
er sichergehen wollte, daß niemand sie beobachtete.
Anne nahm das Foto und drehte es so, daß sie es hochkant
betrachten konnte. Es war eine Zusammensetzung von vier
Einzelfotos, die die Brusthöhle Eugene MacIntyres in verschiedenen Vergrößerungen zeigten – die inneren Organe
fehlten. Das vierte Bild erregte Annes volle Aufmerksamkeit.
Es zeigte nur einige Quadratzentimeter des Inneren von
Maclntyres Brusthöhle. In das Gewebe waren zwei identische
Zeichen eingeritzt:
Schwarze Blitze. Sie sahen genau wie zwei winzige schwarze
Blitze aus.
    Während Anne still das groteske Monogramm betrachtete,
reichte Mark ihr noch drei Fotos. Alle zeigten das gleiche
Objekt, nur in unterschiedlicher Vergrößerung aus dem Inneren
des Brustkorbs. Und man erkannte das Zeichen des Mannes,
der vermutlich die Person getötet hatte. Eine groteske, in das
Fleisch geschnittene blutige Signatur.
    »Bei allen dasselbe?« fragte Anne matt. »Hat er das bei allen
so gemacht?«
Der Kommissar nickte. »Davon haben wir im Sonderdezernat nichts nach außen sickern lassen. Das war unser Trumpf,
deshalb haben wir es auch für uns behalten.« Er blickte ihr
wieder in die Augen. »Sagen Sie mir die Wahrheit, Anne.
Haben Sie jemals etwas davon gehört? Vielleicht auch nur über
Gerüchte?«
Anne mußte nicht lange eine Antwort überlegen: »Niemals.«
Ihr schnürte es die Kehle zu.
»Dann sehen Sie sich das mal an.« Blakemoor nahm das
letzte Foto aus dem Umschlag. »Das haben wir gestern nacht
bei der Autopsie von Rory Kraven gemacht.« Als er das Foto
über den Tisch schob, wünschte Anne sich, sie müßte es nicht
mehr anschauen. Dann drehte sie es um.
Sie sah dieselbe Zusammenstellung wie auf den anderen
Fotos, doch diesmal zeigte die erste Ansicht Rory Kravens
ganzen Körper. Dann folgten wieder verschiedene Stadien von
Vergrößerungen – und den krönenden Abschluß bildete die
Nahaufnahme des makabren Zeichens, das sie schon auf den
anderen Fotos gesehen hatte. Allerdings konnte das gar nicht
möglich sein.
»Aber wir haben doch gesehen, wie er gestorben ist«, flüsterte Anne mit zugeschnürter Kehle. »Um Gottes willen,
Mark, wir waren dabei!«
»Wir haben gesehen, wie Richard Kraven starb. Aber wir
haben nicht den Mann sterben sehen, der diese Morde begangen hat.«
Anne sank in das Polster. Was das bedeutete, war ihr klar:
sie hatte falschgelegen. Sie alle hatten falschgelegen. »Und was
ist mit der Nachricht?« fragte sie und griff verzweifelt nach
dem letzten Strohhahn. »Sie muß eine Fälschung sein. Und
wenn dieser Kerl in der Lage war, Richard Kravens
Handschrift zu fälschen, konnte er bestimmt auch…«
Sie verstummte, erkannte, daß diese Folgerung unlogisch
war.
»Der einzige Mensch, der von diesem Zeichen wußte, war
der, der die Morde begangen hat.« Mark sprach genau den
Gedanken aus, der Anne hatte verstummen lassen.
In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Es mußte
eine Erklärung geben! »Ein Komplize!« platzte sie heraus.
»Wenn Richard Kraven einen Komplizen hatte…«
»Das paßt nicht«, unterbrach Mark. »Ich habe schon darüber
nachgedacht. Serienmörder haben keine Komplizen. Es ist wie
Onanieren – man tut es ganz allein.«
»Bonnie und Clyde… Die Manson-Familie…«
»Das ist nicht dasselbe. Bonnie und Clyde waren nur Bankräuber. Gewalttätig zwar, aber eben nur Bankräuber. Die
Manson-Bande war eine Sekte. In Sekten bleibt nie etwas lange
ein Geheimnis. Früher oder später quatscht immer wer. Aber
über den hier haben wir keinen Pieps gehört, keine Gerüchte,
gar nichts. Wir haben nur Richard Kravens Beteuerungen, daß
er nie ein Verbrechen begangen hat.«
Anne sah ihn ernst an. »Und jetzt sieht es danach aus, als
hätte er die Wahrheit gesagt…« Aber das war unmöglich! Er
war überführt worden! »Was ist mit dem Prozeß? Was sagt der
Staatsanwalt in Connecticut?«
»Ich habe mit ihm gesprochen. Dort hat man dieselben
Markierungen in den Leichen gefunden, und sie haben dort
genauso Stillschweigen darüber bewahrt wie wir. Aus genau
denselben Gründen. Man muß etwas in der Hand

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