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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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nicht wußte, wer die Anruferin
war und was sie von Anne wollte. »Kann ich ihr etwas
ausrichten?« fragte er.
Die Anruferin zögerte einen Moment, dann sagte sie: »Hier
spricht Edna Kraven.«
Kalter Schweiß lief Glen über den Körper, und er fühlte sich
benommen. Er hielt sich an der Küchentheke fest, um sich zu
stützen, aber als seine Finger das harte Holz umklammerten,
verschlimmerte sich das Schwindelgefühl noch. Ihm wurde
schwarz vor den Augen, als ob er gleich in Ohnmacht fallen
würde.
Die Stimme, die Edna jetzt antwortete, hatte sich verändert.
»Oh, Mrs. Kraven«, sagte die Stimme höflich. »Erst vor ein
paar Minuten hat meine Frau mit mir über Sie gesprochen. Ich
bin sicher, sie möchte sich mit Ihnen unterhalten. Vielleicht
könnten wir einen Termin ausmachen?«
Ein Summen… Glen hörte ein Summen im Ohr, und er war
völlig verwirrt. Dann klärte sich sein Verstand, das Schwindelgefühl verschwand, und er begann sich zu erinnern. Er hatte
Kaffee getrunken und Zeitung gelesen, als das Telefon
klingelte. Er hatte abgehoben, und eine Frau hatte ihn nach
Anne gefragt. Dann war ihm auf einmal schwindlig geworden,
und jetzt konnte er sich nicht mehr erinnern, ob er die Frau
nach ihren Namen gefragt hatte oder nicht.
»Hallo?« sagte er und drückte sich den Hörer fest gegen das
Ohr. Doch er hörte nichts als das Summen, das anzeigte, daß
der Anrufer längst aufgelegt hatte. Stirnrunzelnd legte er auch
den Hörer auf. Heute morgen, entschloß er sich, würde er
endlich Gordy Farber anrufen und ihm alles sagen, was passiert
war.
Die letzten Blackouts, die immer schlimmer werdenden
Alpträume, die Erinnerungen an Ereignisse, die er unmöglich
erlebt haben konnte… Wenn Gordy ihm dann riet, unbedingt
wieder ins Krankenhaus zu gehen, dann mußte es eben sein. Zu
viele seltsame Dinge waren mit ihm geschehen. Und gestern,
als er auf der Plattform seines Hochhauses zusammengebrochen war, hätte er sich um ein Haar selbst umgebracht.
Doch als Anne einige Minuten später von ihrem morgendlichen Jogging zurückkehrte, seinen gequälten Gesichtsausdruck und seine schweißglänzende Haut sah, ihn fragte, wie
es ihm ginge, zuckte er nur mit den Schultern und gab vor, daß
alles in Ordnung sei.
Und obwohl er ihre Sorge um ihn von ihren Augen ablesen
konnte, als sie eine Stunde später zur Arbeit fuhr, konnte er
nichts tun oder sagen, um ihre Sorgen zu lindern.
Gordy Farber wollte er auch nicht mehr anrufen.
51. Kapitel
    Anne schaute auf den Monitor vor sich. Sie wußte, daß die
Story, an der sie arbeitete, gut war. Es war ein Artikel über die
unterschiedlichen Charaktere von Rory und Richard Kraven, in
dem sie die Vermutung äußerte, daß die Brüder möglicherweise eine Art »Killer-Gen« gemeinsam hatten, was sie
beide zu Serienmördern gemacht hatte. Dennoch war es ihr fast
unmöglich, sich zu konzentrieren. Das hing nicht allein mit
ihrer Verwirrung über das, was mit Rory Kraven passiert war,
zusammen.
    Glen ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Sein eigenartiges
Verhalten machte ihr Sorgen. Alles hatte mit Joyce Cottrells
seltsamer Behauptung begonnen, sie habe ihn nackt gesehen;
dann war die Geschichte mit der Katze passiert. Sogar etwas so
Belangloses wie die künstliche Fliege gab ihr zu denken. Aber
mehr noch: Der Glen Jeffers, in den sie sich einmal verliebt
hatte, hätte sie heute morgen nicht zur Arbeit gehen lassen,
ohne ihr einen Kuß zu geben, geschweige denn, ohne mit ihr
überhaupt zu sprechen. Zwischen ihnen war eine Kluft
entstanden, die jeden Tag tiefer wurde.
    Anne griff zum Telefon und wählte Gordy Farbers Nummer.
Sie erwischte ihn noch vor seinem ersten Termin und
berichtete ihm rasch von ihren Ängsten. »Sie haben mich zwar
gewarnt, daß er vielleicht nicht mehr ganz derselbe wäre wie
früher, aber so etwas hätte ich dann doch nicht erwartet.
Manchmal komme ich mir vor, als ob ich mit einem Fremden
zusammenlebe. Und das hängt nicht nur mit seinem Verhalten
zusammen, Dr. Farber. Er macht Dinge, die…«
    »Ich rufe ihn an«, unterbrach Farber und sah auf die Uhr. Er
war mit seinem Zeitplan bereits im Rückstand, und Anne klang
so, als würde sie noch eine halbe Stunde weiterreden wollen.
»Ich ruf ihn gleich an. Vielleicht kann ich heute morgen noch
einen Termin für ihn einschieben.«
    Anne entspannte sich ein wenig. »Danke, Dr. Farber. Das
wäre mir sehr recht. Und rufen Sie mich bitte an, wenn Sie mit
ihm gesprochen haben.

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