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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Okay?« Sie verabschiedete sich und
legte den Hörer auf, als der zweite Apparat klingelte. »Anne
Jeffers.«
    »Mark.« Er zögerte kurz, fügte dann hinzu: »Mark Blakemoor.«
Anne lächelte wegen seines Zögerns. Befürchtete er wirklich, daß sie nach all den Jahren, in denen sie über den Fall
Kraven berichtet hatte, seine Stimme nicht erkennen würde?
Dann wurde ihr Gesichtsausdruck ernst, als sie bemerkte, daß
es ihr angenehm war, seine Stimme zu hören. Es war das
Gefühl, das sie immer gehabt hatte, wenn Glen angerufen
hatte…
Angerufen hatte? Was dachte sie sich eigentlich? Verwirrt
versteckte sie ihre Nervosität hinter einem geschäftsmäßigen
Ton. »Ich habe Ihre Stimme schon erkannt, Mark. Um was
gehts?«
»Was haben Sie heute morgen vor?«
Anne war verwundert. Es sah dem Kommissar überhaupt
nicht ähnlich, um den heißen Brei zu reden. Außerdem glaubte
sie einen Unterton in seiner Stimme zu hören, den sie an ihm
noch nicht kannte. Er klang nicht nur unsicher, er klang
regelrecht nervös. »Ich weiß nicht recht«, sagte sie vorsichtig.
»Ich hab ziemlich viel zu tun…«
»Verschieben Sie’s«, sagte Blakemoor so kurz und bündig,
daß Anne fast ärgerlich wurde. Was glaubte er denn, wer er
war? Doch als er fortfuhr, verging ihr Ärger. »Passen Sie auf,
ich kann nicht telefonisch mit Ihnen darüber reden. Im Grunde
sollte ich eigentlich überhaupt nicht mit Ihnen darüber
sprechen. Aber ich schätze, in diesem Fall haben Sie ein Recht
darauf, es zu erfahren, zumindest inoffiziell. Klar?«
Anne hatte verstanden. Worüber er auch immer mit ihr reden
wollte, es hatte etwas mit dem Mord an Rory Kraven zu tun
und war mit Sicherheit nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
Aber warum rief er sie dann überhaupt an? Er wußte doch, wie
sehr sie es haßte, inoffizielle Informationen zu bekommen,
ohne sie dann verwenden zu dürfen.
»Anne, die Sache ist wichtig«, fuhr er fort. Er wußte genau,
wie er ihre Unschlüssigkeit zu deuten hatte und ließ sie das
auch wissen. »Glauben Sie mir, wenn Sie es nicht sofort wissen
müßten, hätte ich Sie gar nicht erst angerufen.«
»Wo und wann?« Anne war bereit, ihn zu treffen.
»Im Red Robin. In einer halben Stunde?«
»Gut. Bis dann.«
Als Anne zwanzig Minuten später das Restaurant in der
Fourth Avenue betrat, wartete Mark Blakemoor schon am
Eingang mit einem Briefumschlag in der Hand auf sie. Er
nahm ihren Arm und ging zur Wirtin, die beide zu einer Sitzgruppe im hinteren Teil des Raumes führte, dessen andere
Tische nicht besetzt waren. »Danke, Millie«, sagte er. »Heute
möchte ich ungestört sein.«
Die Wirtin lächelte. »Bitte. Aber ich kann die Tische nicht
bis zum Mittagessen freihalten.«
»Ist schon in Ordnung.« Er bestellte Kaffee für sich und
Anne, wartete, bis sich die Wirtin entfernt hatte und fixierte
Anne. »Wie geht’s Ihrem Magen?«
Annes Augen wanderten automatisch zu dem Umschlag, der
zwischen ihnen lag. Beim Gedanken daran, was er wohl
enthalten könnte, wurde ihr ein wenig mulmig. »Ganz gut,
glaube ich. Wieviel muß er denn aushallen?«
Der Kommissar warf ihr einen nichtssagenden Blick zu. »Ich
werde Ihnen ein paar Fotos zeigen, die außerhalb der
Dienststelle noch niemand gesehen hat. Es sind Fotos von
Leuten, die Richard Kraven angeblich umgebracht haben soll.«
»Angeblich?« Anne wurde aufmerksam. »Mark, was geht
hier vor?«
Der Kommissar sah ihr in die Augen. »Geben Sie mir Ihr
Wort, daß alles, was ich Ihnen sage, unter uns bleibt. Ich habe
Ihnen nichts gezeigt, Sie haben nichts gesehen, nichts gehört
und ziehen erst recht keine Rückschlüsse.«
»Warum reden Sie dann überhaupt mit mir?«
Sogar in dem gedämpften Licht des Restaurants sah Anne,
wie Mark errötete. »Weil ich mir Sorgen um Sie mache. Und
weil ich glaube, Sie haben ein Recht, das zu wissen, was ich
weiß.«
Anne fühlte, daß ihre Augen feucht wurden und mußte sich
zurückhalten, daß sie nicht ihre Hand auf seine legte.
»Einverstanden. Reden Sie. Ich verspreche Ihnen, daß alles
unter uns bleibt.«
Der Kommissar öffnete den Umschlag, zog ein Foto heraus
und reichte es Anne. Es war ein Farbfoto in Hochglanz.
Sie sah die Aufnahme eines Tatorts: Eine männliche Leiche,
deren Nacktheit nur teilweise durch Rhododendronblätter
verhüllt wurde, lag ausgestreckt am Boden. Ihre Arme waren
angewinkelt, ein Bein über das andere geschlagen.
Der Brustkorb war geöffnet, das Herz und die Lungen

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