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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Telefon. Sie wagte nicht, sich vorzustellen, welche Botschaft in
dem Umschlag war, noch wie er überhaupt auf ihren Schreibtisch gelangt sein konnte. »Können Sie zu mir rüberkommen?« fragte Anne im gleichen Moment, als der Hörer am
anderen Ende abgenommen wurde. »Es ist etwas passiert…«
»In fünf Minuten«, antwortete Mark Blakemoor. »Ist das
schnell genug? Soll ich den Notruf alarmieren?«
Anne schaute stumm auf den Umschlag. »Nein«, keuchte
sie. »Ich… Es geht schon.« Sie hängte auf und bemerkte erst
jetzt, daß Kevin an der Türschwelle stand und sie besorgt
ansah.
»Stimmt etwas nicht?« fragte der Junge und klang dabei viel
jünger als er wirklich war. Er ging zu seiner Mutter, legte die
Arme um sie, und sie drückte ihn an sich, ohne dabei den
Umschlag aus den Augen zu lassen.
Als fünf Minuten später die Türklingel ertönte, saß Anne
noch immer auf dem Sofa im Wohnzimmer und hielt ihren
Sohn im Arm. Erst beim zweiten Klingeln machte sie sich sanft
von ihm frei und ging zur Tür. Aber bevor sie dort war, war
Kevin auch schon an ihr vorbeigeflitzt und riß die Tür weit auf.
Verdutzt starrte er auf Mark Blakemoor. »Ich kenne Sie«, sagte
er. »Sie sind gekommen, als ich Kumquat im Hof gefunden
habe.«
»Tolles Gedächtnis«, meinte Mark. Er ging in die Hocke, um
Kevin in die Augen schauen zu können. »Und jetzt stelle ich
dir eine Frage als Kommissar. Woher hast du gewußt, daß ich
es bin, als du die Tür geöffnet hast?«
Kevin war verdattert. »Wa… was meinen Sie?« stammelte
er.
»Nun, du mußt doch gewußt haben, wer es ist. Sonst hättest
du die Tür doch nicht gleich aufgerissen, oder? Also, warum?
Hat es dir deine Mutter gesagt?« Kevin schaute sich nervös zu
seiner Mutter um. »Oder hast du erst gespickt, wie ich es selbst
auch getan hätte?«
»Ja, genau«, rief Kevin und nahm diesen Vorschlag von
Mark dankbar an.
»Gut für dich«, sagte Mark, strich ihm über das Haar und
erhob sich. »Es ist nämlich immer besser, wenn man weiß, wer
draußen ist, bevor man die Tür öffnet.« Schließlich wandte er
sich Anne zu. »Was ist passiert? Am Telefon klangen Sie…«
Dann bemerkte er, daß Kevin jedes Wort mitbekam und
berichtigte sich: »…ein wenig besorgt.« Es tat ihm außerordentlich gut, daß Anne ihn dankbar ansah, weil er es vermieden hatte, in Gegenwart ihres Sohnes auf ihre offenkundige
Furcht einzugehen. Auch hatte sie ihm anscheinend seine
Theorien verziehen, die er während des Essens geäußert hatte.
Das ließ schlagartig seine Depression verfliegen, in die er
gefallen war, als er sie vom Parkplatz vor dem Lokal hatte
wegrasen sehen.
»Es ist eine Menge passiert«, begann Anne. Während sie den
Polizisten zu ihrem Arbeitszimmer führte, erzählte sie ihm
rasch von dem Messer, das Glen gefunden hatte und das von
Sheila Harrar als Eigentum ihres Sohnes identifiziert worden
war. »Als Kevin und ich heimkamen, war das Wohnmobil
verschwunden, aber das da lag auf dem Schreibtisch.« Sie
zeigte auf den Umschlag, den Mark vorsichtig hochhob.
»Haben Sie es nicht gelesen?« erkundigte er sich. Seine
Stimme verriet nicht, woran er dachte. Anne schüttelte den
Kopf, und er öffnete den Umschlag, der nicht zugeklebt war
und holte das einzige Papierstück, das darin steckte, behutsam
heraus. Er stellte fest, daß es dieselbe Papiersorte war wie die,
auf der die letzte Nachricht an Anne geschrieben worden war.
Die war allerdings mit der Post gekommen… »Haben Sie eine
Plastiktüte oder etwas Ähnliches?« fragte er.
»Ich hol’ eine«, Kevin erklärte sich sofort dazu bereit. Als er
aus dem Zimmer schoß, nutzte Anne die Gelegenheit, rasch mit
Mark Blakemoor zu reden.
»Das ist alles völlig verrückt«, begann sie mit jetzt bebender
Stimme. »Der Keller ist tipptopp aufgeräumt, fast so steril wie
ein Labor, und Kevin hat erzählt, Glen habe sich heute in den
Bergen ganz komisch benommen.«
»Was heißt ‚komisch’?«
Anne zuckte die Schultern. »Er hat nur gesagt, daß Glen ihn
auf eine Art und Weise angeschaut habe, die ihn nervös
gemacht hat. Dann habe er ihn allein zum Angeln geschickt.
Aber er weiß, wo sie gewesen sind, und er glaubt auch, daß er
weiß, wo Glen das Messer gefunden hat. Und als ich vom
Essen heimgekommen bin…« Sie verstummte, als ihr Sohn mit
einer Packung Plastiktüten ankam.
Der Junge sah Mark fasziniert dabei zu, wie er das Papier
behutsam in eine Plastiktüte steckte, bevor er es las.

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