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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ging er die Stufen zur Küche hinauf, und er war
schon halb oben, als er plötzlich rasende Kopfschmerzen
bekam.
    Ihm schoß ein derart stechender Schmerz durch den Kopf,
daß er gegen die Wand taumelte und auf die Knie sank.
Gleichzeitig schien ein Licht in seinem Gehirn zu explodieren,
das ihn furchtbar blendete.
    Ein Gehirnschlag! Er hatte einen Gehirnschlag. Aus dem
Nichts kamen ihm Franklin Roosevelts letzte Worte in den
Sinn: »Ich habe schreckliche Schmerzen in meinem Hinterkopf.« Unmittelbar darauf war der Präsident ins Koma gefallen
und gestorben.
    Und da geschah es. Er fühlte sich, als fiele er in einen dunklen Abgrund, in ein schwarzes, bodenloses Loch.
Er wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Dann
hörte er plötzlich tief in sich Gelächter.
Böses, spöttisches Gelächter.
Das Lachen eines Wahnsinnigen.
Während er noch tiefer in den lichtlosen Abgrund sank, hörte
er das Lachen wieder, und jetzt erkannte er es.
Es war die Stimme – die Stimme in seinem Kopf, die ihm
das Böse eingeflüstert hatte.
Die Stimme, die erst heute verlangt hatte, daß er den Brustkorb seines Sohnes aufschlitzen sollte, um sein Herz in die
Hand nehmen zu können.
Nein!
Er konnte und wollte nicht nachgeben! Er kämpfte gegen die
Schwärze um sich an, drängte sie zurück. Er wollte nicht in der
Grube verschwinden, die um ihn herum gähnte. Dann hörte er
ein tiefes Dröhnen, das langsam anschwoll und das höhnische
Gelächter übertönte. Er konzentrierte sich auf diesen Klang,
verbannte das Lachen aus seinem Kopf, bis die Schwärze
schließlich zu weichen begann. Sein Sehvermögen klärte sich,
und allmählich stellte er fest, daß der Schmerz verflogen war.
Er war nicht nur schwächer geworden – er war jetzt völlig
verschwunden.
Aber er fühlte sich so abgekämpft, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. Seine Beine waren wie aus Gummi. Doch
als er sich langsam aufrichtete, mit einer Hand nach dem
Geländer griff und sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die
Wand stemmte, fühlte er, wie die Kraft in ihn zurückkehrte,
und er konnte seinen Weg in die Küche fortsetzen. Er sah, wie
der Regen gegen die Scheiben klatschte – und dann erschien
plötzlich ein Blitzstrahl, der ihn blendete.
Wieder spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Kopf,
als hätte jemand einen Speer auf ihn geschleudert. Und wieder
zwang ihn dieser Schmerz in die Knie. Daß das Licht der
Küchenlampe kurz flackerte, merkte Glen gar nicht, denn der
schwarze Abgrund hatte sich aufs neue vor ihm aufgetan. Der
Donnerschlag, der eine Sekunde später die Fensterscheiben
vibrieren ließ, schleuderte ihn zu Boden, und aus der Tiefe um
ihn erscholl wieder das grauenvolle Gelächter.
Ein teuflisches Antlitz tauchte nun in der Dunkelheit auf, ein
Gesicht, dessen Züge eine derart scheußliche Unmenschlichkeit ausstrahlten, daß Glen davor zurückwich. Als der
schreckliche Schmerz in seinem Gehirn noch stärker wurde,
suchte Glen Deckung in dem schwarzen Nebel, der ihn immer
enger umhüllte. Er kämpfte jetzt gegen die Schwärze und die
Schmerzen an und suchte nur noch Schutz vor den Qualen, die
ihm zugefügt wurden.
Und während die Kraft von Glens Geist immer mehr
erlahmte, brach jäh der Geist Richard Kravens hervor. Er
schien seine Stärke direkt aus den elektrischen Entladungen des
Gewitters, das draußen wütete, zu beziehen. Der Geist Richard
Kravens versuchte, die endgültige Kontrolle über den Körper
zu erlangen, den er bis zu diesem Moment zu teilen gezwungen
war. Aus jedem Blitzstrahl, der über den Himmel zuckte,
schöpfte er weitere Kräfte und trieb Glen Jeffers immer tiefer
in den Abgrund.
So tief, daß bald keine Spur mehr von ihm übrigbleiben
sollte.
Nie mehr würde Richard Kraven warten müssen, bis Glen
Jeffers schlief, nie mehr würde er die kurzen Momente abwarten müssen, wenn die Wut – jene Wut, die nur sein Bruder oder
seine Mutter hatten auslösen können – ihm zumindest für eine
kurze Zeit die Kraft gab, Glen zu überwältigen.
Jetzt war Richard Kraven endlich völlig frei, das zu tun, was
ihm gefiel.
Richard Kraven erhob sich vom Boden. Durch seine Befreiung ermuntert, ging er in aller Ruhe durch das Haus.
Er kam zu Annes Computer in ihrem Arbeitszimmer,
schaltete ihn ein, um die Unterlagen einzusehen, mit denen sie
sich beschäftigt hatte.
Offensichtlich hatte sie keine Probleme gehabt, herauszufinden, wem das Taschenmesser gehört haben mußte.
Ob sie wohl

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