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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Tageslicht und versuchte, sich auf die restlichen Sätze in der dreckigen Morgenzeitung zu konzentrieren,
die sie mit einem fast halbvollen Pappbecher Kaffee auf einer
Parkbank im Pioneer Square gefunden hatte. Aber es war ihr
egal, was noch in dem Artikel stand – sie hatte schon genug
gelesen.
    Es gab mindestens eine Leiche, die man bis jetzt noch nicht
gefunden hatte, das war die von Danny. Und jetzt war es nicht
nur die Polizei, die sich nicht darum kümmerte, auch die Presse
tat es nicht. Sheila hatte den ganzen Tag auf den Rückruf dieser
Frau gewartet. Wie hieß sie doch gleich wieder? Dann
erinnerte sie sich daran, daß sie den anderen Artikel zusammen
mit wichtigen Papieren in einen Leinenbeutel gestopft hatte. In
der einen Hand hielt sie den Becher mit lauwarmem Kaffee,
mit der anderen stöberte sie in der Tasche, bis ihre Finger
endlich auf einen zerknitterten Zeitungsfetzen stießen. Sie
breitete ihn auf der Bank aus und überflog die Zeilen.
    Anne Jeffers. Ja, das war der Name der Frau, der sie eine
Nachricht hinterlassen hatte. Wann war das gewesen? Sheila
war sich nicht ganz sicher, sie wußte nur noch, daß sie den
ganzen Tag auf den Anruf gewartet hatte und nur kurz nach
draußen gegangen war, um etwas Eßbares zu schnorren. Aber
die Frau hatte nicht zurückgerufen, und Sheila wußte auch
warum.
    Weil sie Indianerin war.
Eine betrunkene Indianerin.
Sheila zerdrückte den Pappbecher in der Faust. An dem
    Morgen, als sie bei der Zeitung angerufen hatte, hatte sie sich
nicht sehr gut gefühlt. Nicht ganz so schlecht wie heute, aber
eben auch nicht gut. Vielleicht hatte die Frau doch zurückgerufen, aber sie war gerade nicht in der Halle gewesen. Und
falls jemand den Anruf entgegengenommen hatte, hätte man
sich bestimmt nicht die Mühe gemacht, ihr das auszurichten.
    Im Hotel scherte sich keiner einen Dreck um den anderen.
Plötzlich bekam Sheila Lust auf einen Drink. Sie wollte aufstehen, wurde aber sofort von Schwindel und Brechreiz übermannt. Mit beiden Händen hielt sie sich an der Banklehne fest,
beugte sich nach vorn und übergab sich.
Als sie wegging, fühlte sie sich keineswegs besser, denn jetzt
spürte sie außerdem noch den sauren Geschmack von
Erbrochenem im Mund. Am liebsten wäre sie im Boden versunken, doch dann schleppte sie sich zum Trinkwasserbrunnen
in der Ecke und nahm einen Schluck.
Wie weit war es mit ihr gekommen? Wenn sie jemals herausfinden wollte, was mit Danny geschehen war, mußte sie
sich zusammenreißen. Sie kramte wieder in ihrer Einkaufstasche und fand zwischen all dem Krimskrams einige versteckte
Münzen. Sie betrachtete das Geld und kalkulierte automatisch,
wieviel Wein sie sich dafür kaufen konnte.
Dannys Bild erschien vor ihrem inneren Auge, und sie
ignorierte ihr heftiges Verlangen nach Alkohol mit großer
Anstrengung. Sie ging zur First Avenue und betrat eines jener
Cafe´s, in denen menschliche Wracks abgespeist wurden, wenn
sie sich noch eine der billigsten Mahlzeiten leisten konnten.
Sheila bestellte sich einen Kaffee und einen Berliner. Obwohl
ihr Magen gegen die ungewohnt frühe Nahrungsaufnahme zu
rebellieren drohte, aß sie auf und spülte es mit Kaffee hinunter.
Während sie aß, führte sie ein stummes Zwiegespräch mit
Danny:
Vielleicht hat sie die Nachricht nie bekommen, gab ihr seine
Stimme ein.
»Ich habe gewartet«, murmelte sie, hielt sich dann aber die
Hand vor den Mund, weil sich jemand nach ihr umdrehte.
Vielleicht hast du nur ein paar Minuten gewartet, bist dann
weggegangen und hast dich betrunken. Danny blieb
unerbittlich. Sheila wollte nicht mit ihm debattieren; sie wußte,
daß er recht hatte. Möglicherweise hatte sie Anne Jeffers sogar
nicht einmal die richtige Nummer durchgegeben.
Vielleicht wäre es besser, nochmal anzurufen. Sie stand auf
und ging zum Münztelefon des Cafes. Beim Durchblättern des
Telefonbuchs auf der Suche nach der Nummer des Herald kam
ihr aber eine Idee. Was wäre, wenn Anne Jeffers ihre Nachricht
überhaupt nie bekommen hätte? Was wäre, wenn sie
verlorengegangen war, weil niemand das Band abgehört hatte?
Sie suchte nach der Privatnummer und fand sie. »Jeffers, Glen
& Anne«, war aufgeführt; eine Adresse im besseren Teil von
Capitol Hill.
Sheila warf eine Münze ein und wählte die Nummer. Nach
dem achten Klingeln, sie wollte schon wieder aufhängen,
meldete sich jemand.
»Hallo?«
»Bin ich hier richtig bei Anne Jeffers? Bei der, die bei der
Zeitung

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