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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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und stellte sich vor, es sei etwas anderes.
Die Berührung einer Fingerspitze, die ihm zärtlich über das
Gesicht strich und ihn erregte.
Das Streicheln einer Frau.
Ja, das war es. Es fühlte sich an wie das Streichern einer
Frau, und er hatte es vorher schon gespürt. Es war dasselbe
erotische, liebkosende Gefühl, als ob eine elektrische Ladung
aus ihr entströme.
Aber wie konnte sie dem Ding in seiner Hand entströmen?
Es war ein Gegenstand, hatte kein Blut, keine Seele, keine
eigene Energie.
Es war ein völlig unbelebtes Objekt.
Doch das Prickeln, dieses Prickeln…
Nun mußte er wieder experimentieren. So, wie er es schon
immer getan hatte.
Er faßte den Rasierer so, wie er all seine Objekte anfaßte –
fest genug, um es sicher im Griff zu haben, aber nicht so fest,
daß es beschädigt wurde – und ging damit in den Keller.
Seine Erregung wuchs, es war dieselbe Erregung, die er
immer vor seinen Experimenten verspürte. Es war wunderbar,
sie wieder zu fühlen…
Zu lange schon war er untätig gewesen.
Er zog an der Schnur der fluoreszierenden Lampe, die über
der Werkbank hing und schaltete sie ein. Dann legte er den
Rasierer ab, sah sich um und fand einen Werkzeugkasten am
Ende der Bank. Er stöberte darin herum, nahm einen winzigen
Schraubenzieher heraus und machte sich an die Arbeit.
Wie immer war er dabei nackt.
Zwanzig Minuten später war der Rasierer in seine
Bestandteile zerlegt. Motor und Batterie lagen neben der Hülle,
die Drähte des Motors waren von der Batterie abgerissen. Die
Getriebeteile lagen verstreut auf der Werkbank herum. Der
Experimentator wußte, daß man sie nie mehr wieder
zusammenfügen konnte.
Wie alle seine früheren Versuche war auch dieser fehlgeschlagen.
Der Experimentator stand zitternd im Keller, schaute den
kaputten Rasierapparat finster an, und seine Enttäuschung und
Wut wuchsen von Sekunde zu Sekunde.
Warum hatte er nicht gefunden, wonach er gesucht hatte?
Warum hatte er nicht herausfinden können, woher die
Energie kam, die in dem Rasierer steckte?
Er hatte sie doch gespürt; sogar jetzt konnte er noch das
Prickeln auf seinem Gesicht spüren.
Eigentlich hätte alles so einfach sein müssen. Jeder Idiot
wäre in der Lage gewesen, den Apparat zu zerlegen, den Fehler
zu finden und ihn wieder zusammenzusetzen.
Schließlich war er kein Lebewesen!
Und jetzt war das Gerät zerstört und konnte nicht mehr
zusammengebaut werden. Jedenfalls nicht von ihm. Plötzlich
hatte er das Verlangen, das ekelhafte Ding loszuwerden – ein
Verlangen, das mindestens so stark war wie sein Drang, es zu
zerlegen. Der Experimentator sammelte die Stücke des Rasierers ein, ging die Treppe hoch und verließ das Haus durch die
Hintertür. Ging über den Hof zum hinteren Gartenzaun, wo die
vier Recycling-Tonnen standen.
Er hob den Deckel der ersten Tonne hoch, warf den Apparat
hinein, knallte den Deckel wieder zu und ging zum Haus
zurück.
Er war schon fast am Haus, als er jemanden erschrocken –
huch! rufen hörte. Er blieb kurz stehen und sah sich um: Im
Nachbarhaus hatte sich etwas bewegt.
Er wurde beobachtet.
Eine rotgesichtige Frau stand auf der Veranda. Der Experimentator sah sie kühl an, für einen Augenblick trafen sich
ihre Blicke. Dann lief die Frau puterrot an, als hätte sie Angst
bekommen und verschwand so plötzlich in ihrem Haus, wie sie
herausgekommen war. Sie knallte die Tür laut hinter sich zu.
Erst als sie weg war, ging der Experimentator in das Haus
zurück.
Den Rasierapparat hatte er schon fast vergessen.
Jetzt dachte er an die Frau im Nachbarhaus, und in seinem
Hirn formte sich eine Idee.
War es wirklich schon Zeit, wieder zu beginnen?
Und war die Frau überhaupt ein geeignetes Objekt?
Er wollte darüber nachdenken – nachdenken und Vorbereitungen treffen.
25. Kapitel
    »…ist die Polizei davon überzeugt, daß Richard Kraven der Alleinverantwortliche für die
Mordserie war, die erst mit seiner Verhaftung
geendet hatte. Aber der Kommissar wies auch
darauf hin, daß man endgültigen Aufschluss
darüber erst erhält, wenn die übrigen Opfer, die
man Kraven zuschreibt, gefunden werden.«
Auch wollte Blakemoor die Möglichkeit nicht
völlig ausschließen, daß Kraven seine
Verbrechen nicht alleine begangen hat.
    Sheila Harrar starrte mit trübem Blick auf den Artikel. Wegen
ihres Katers, den sie von der Party letzte Nacht hatte, fühlte sie
sich, als ob ihr jemand Nägel in den Schädel rammte. Sie
blinzelte ins graue

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