Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
tot! Er nahm sich
den Sportteil vor und blätterte danach im Wirtschaftsteil. Einer
kurzen Randbemerkung auf der zweiten Seite entnahm er, daß
während seiner Krankheit die Arbeiten am Jeffers Building
nicht nur fortgesetzt worden, sondern sogar mittlerweile dem
Zeitplan zwei Tage voraus waren. Er las den Artikel noch
einmal und fragte sich, ob die darin enthaltene Unterstellung,
die Arbeit ginge ohne ihn schneller voran, beabsichtigt oder
unbeabsichtigt war. Doch dann sagte er sich, daß er einfach
übersensibel reagierte. Trotzdem konnte es nicht schaden im
Büro anzurufen. Aber zuerst wollte er duschen.
    Glen legte die Zeitung beiseite, trank den Kaffee aus und
ging zur Treppe. Dabei hatte er wieder das eigenartige Gefühl,
nicht allein im Haus zu sein. Diesmal sah er sich in den unteren
Zimmern um, kam sich dabei aber lächerlich vor, denn sie
waren alle leer. Um ganz auf Nummer Sicher zu gehen, warf er
aber auch noch einen Blick in die Kinderzimmer.
    Nichts.
Im Schlafzimmer streifte er Bademantel und Schlafanzug ab
und ging ins Badezimmer. Er drehte die Dusche auf und trat
mit einem wohligen Seufzer unter das heiße Wasser, schäumte
sich reichlich ein und spülte dann seinen Körper ab. Dabei
entspannte er sich und wusch die letzte Spur Krankenhausgeruch von der Haut ab. Danach drehte er den Hahn
zu, trat auf die kalten Marmorfliesen und trocknete sich ab.
Ein Blick in den beschlagenen Spiegel machte ihm klar, daß
er im Krankenhaus mindestens fünf Kilo abgenommen hatte,
und darüber war er nicht gerade glücklich. Tatsächlich hatte er
Monate gebraucht, sich diese Pfunde mühsam anzutrainieren.
Jetzt hatte er sie verloren, und er sah nun fast wieder so mager
aus wie in seinen ersten dreißig Lebensjahren, was ihm immer
zuwider gewesen war.
Gut, dann mußte er eben noch einmal von vorn beginnen,
seine Form wiederfinden und seine Muskeln, die im Krankenhaus schlaff geworden waren, erneut stärken.
Er ging zum Waschbecken und putzte sich die Zähne. Glen
wischte einen Teil des Spiegels ab, beugte sich nach vorn und
betrachtete sein Gesicht. Mein Gott! Er sah ja furchtbar aus!
Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen lagen tief in den
Höhlen, und die Lachfalten um sie herum sahen eher aus wie
Altersrunzeln. Am schlimmsten aber war, daß seine Bartstoppeln grau geworden waren.
Zumindest das ließ sich sofort ändern.
Er öffnete den Medizinschrank, nahm seinen Rasierapparat
heraus und schaltete ihn an.
Schlagartig übermannte ihn wieder das Gefühl, daß er nicht
allein war, daß jemand bei ihm im Badezimmer war. Mit
angespannten Muskeln bereitete sich Glen darauf vor, diesen
Jemand zu stellen. Aber als er sich umdrehte, traf es ihn wie
ein Schock, und er taumelte wieder in jene Schwärze, die ihn
auch am Tag seines Herzinfarkts verschlungen hatte. Er verlor
das Bewußtsein.
    Der Experimentator betrachtete sich den Rasierapparat, der aus
Glen Jeffers’ Hand ins Waschbecken gefallen war, als er
bewußtlos wurde.
    Zögernd griff er danach und berührte ihn leicht mit einem
Finger. Dann nahm er das Gerät, drehte es in der Hand hin und
her und untersuchte es, wie er alles untersuchte, was ihm in die
Hände kam. Der Apparat schien vollkommen in Ordnung zu
sein – er hatte keinen Sprung bekommen; vom Plastikgehäuse
war beim Aufschlagen ins Waschbecken nichts abgesplittert
Zufrieden hielt er sich das Gerät an die rechte Wange und rieb
es sanft daran.
    Sofort kam es ihm vor, als ob tausend winzige elektrische
Nadeln aus dem Scherkopf auf seine Haut schössen.
Er nahm den Rasierer und wiegte ihn noch einmal in der
Hand.
Er mußte einen Sprung haben.
Wenn man genau genug hinsah, entdeckte man überall
Fehler. Das hatte er bei allen seinen Untersuchungen herausgefunden. Sogar bei den perfektesten Exemplaren hatte er
immer einen schwachen Punkt entdeckt. Er konzentrierte sich
wieder auf den Rasierapparat und suchte nach dem Grund für
die Stiche, die er ihm gerade versetzt hatte. Doch er konnte
keine Beschädigung entdecken.
Das Objekt in seiner Hand summte und vibrierte fast wie ein
Lebewesen.
Der Verstand des Experimentators begann wieder zu
arbeiten, und sein Verlangen wuchs, die Kraft darin begreifen
zu können.
Hatte er wirklich Elektrizität gespürt? Er drückte den
Rasierer noch einmal ans Kinn und spürte aufs neue das
prickelnde Zittern.
Diesmal empfand er es ganz anders. Anders und doch vertraut. Er ließ den Gegenstand über seine Gesichtshaut

Weitere Kostenlose Bücher