Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
Vom Netzwerk:
Blatt Papier, das sie mir in die Hand drückte. Ich faltete es auseinander,
     drehte und wendete es, aber das Blatt blieb jungfräulich weiß und leer.
    »Miststück«, rief ich und warf das zusammengeknüllte Papier nach Jasmin. Sie wich lachend aus.
    »Oh, da muss ich mich wohl vertan haben«, sagte sie. »Dann ist das hier wohl das richtige Papier.«
    Diesmal war es ein Briefumschlag. »Für Lulu«, stand darauf. Ich holte die Karte heraus, auf deren Vorderseite jemand ein Foto
     geklebt hatte. Prinz Felipe von Spanien mit seiner Frau Letizia vor dem Palast in Madrid. Ich kannte das Bild. Es war am 12.   Oktober, dem spanischen Nationalfeiertag, aufgenommen worden. Jemand hatte mein Porträt über Letizias Gesicht geklebt. Unter
     dem Bild stand: »Wir wissen, wer die rechtmäßige Prinzessin ist.« Daneben hatten alle sieben Kolleginnen mit guten Wünschen
     zum Geburtstag unterschrieben. Ich war gerührt.
    »Und außerdem habe ich dir ein Geschenk mitgebracht«, verriet Jasmin mit leuchtenden Augen. »Hier.«
    Es war eine Muschel, wie ich sie noch nie im Leben gesehen hatte.
    »Die Ausfuhr von Muscheln von den Malediven ist verboten«,sagte ich entsetzt. »Wie hast du die durch die Kontrolle geschmuggelt?«
    Jasmin tat so, als hätte sie meinen Einwand gar nicht gehört. »Es ist eine ganz besondere Muschel«, flüsterte sie ergriffen.
     »Sie bringt Glück.« Jasmin, die mit fünf Brüdern aufgewachsen ist und definitiv mehr als einen Lover pro Woche hat, ist hoffnungslos
     romantisch und glaubt an solchen Quatsch wie Glücksbringer, schwarze Katzen, Vorsehung und Kartenlegen. »Und sie bringt Reichtum
     und Liebe.«
    Ich schluckte. Mir war nicht wohl dabei, eine geschmuggelte Muschel zu Hause zu haben, aber Glück, Reichtum und Liebe waren
     genau die drei Dinge, die mir seit Jahren fehlten in meinem Leben.
    »Wann?«, fragte ich, um Jasmin die Freude nicht zu verderben.
    »Bald«, antwortete Jasmin mit einem Gesicht, als verrate sie mir ein großes Geheimnis. »Sehr bald.«
    Vielleicht litt die Muschel am Jetlag, oder auch Glücksmuscheln müssen sich erst akklimatisieren, jedenfalls ließ die Entwicklung
     der nächsten Wochen nicht darauf schließen, dass sie ihrer Bestimmung nachkommen wollte   …
     
    Am späten Nachmittag, Jasmin war schon lange zu irgendeinem Mann unterwegs, fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich konnte mich
     kaum daran erinnern, wann ich jemals mehrere Tage hintereinander zu Hause gewesen war und nichts zu tun hatte. Wenn ich von
     einem mehrtägigen Dienst nach Hause kam, machte ich die Wäsche, erledigte Papierkram und überspielte neue Fotos auf einen
     alten Laptop, den ich nur zu diesem Zweck besaß. Maike hatte mir das Ding zum Schnäppchenpreis überlassen, und mehr als Fotos
     archivieren konnte ich im Grunde auch gar nicht.
    Hatte ich mehrere Tage hintereinander dienstfrei, verbrachte ich sie häufig an schöneren Orten. London, Paris, Rom, Venedig,
     Mailand und Barcelona waren die Klassiker, aber auch Kopenhagen, Stockholm, Oslo, Tallinn oder Prag sind immer eine Reise
     wert. Gerade in den aufstrebenden Metropolen Osteuropas bekommt man Designerklamotten zu einem Spottpreis. Ich kannte die
     günstigen Hotels, bekam die Flüge praktisch geschenkt und flanierte in High Heels über die Prachtstraßen Europas, als gehörte
     ich dazu. Zu einer Welt, die eigentlich meine sein müsste. Die Welt, zu der mein Vater gehörte.
     
    Leider hatte seine Familie damals eine Verbindung mit der deutschen Bäckereifachverkäuferin rigoros abgelehnt und mit Enterbung
     gedroht. Ich fand seine Entscheidung gegen die Liebe und für das Familienerbe zwar zutiefst unromantisch, konnte sie aber
     in meinem tiefsten Innern verstehen. Wer tauscht schon einen Platz im europäischen Hochadel gegen eine Drei-Zimmer-Wohnung
     in Dorsten-Wulfen? Immerhin beruhigte er sein Gewissen damit, dass er uns die ersten achtzehn Jahre meines Lebens finanziell
     unter die Arme griff. Seine Zuwendungen führten nicht dazu, dass wir in Saus und Braus leben konnten, aber zusammen mit dem
     Einkommen meiner Mutter hatten wir einen akzeptablen Lebensstandard. Fand meine Mutter.
    Ich hingegen fühlte mich betrogen um ein Leben in einem Stadtpalais mit schattigem Innenhof, in dem ein Springbrunnen plätschert,
     um ein Leben mit Kleidern von den angesagtesten Couturiers der Welt, mit Angestellten, die morgens das Frühstück bereiteten
     und natürlich auch nachher den Abwasch erledigten, die die Wäsche wuschen und

Weitere Kostenlose Bücher