Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
sagte ich mit eisiger Stimme. »Zwei gute Gründe dafür, dass Sie diese Wohnung genauso schnell wieder verlassen, wie Sie sich
hier hereingedrängt haben.«
Meine Mutter hasst es, wenn ich schnippisch bin, Sabine hasst es, und Jasmin lacht sich schlapp. Ich war froh, dass keine
der drei jetzt hier war und mich hören konnte.
»Nun sei doch nicht so zickig, Mädel. Das mögen die Männer nicht.«
Wie bitte? Da stand dieser Hippie in meiner (okay, Sabines) Wohnung und wollte mir Lektionen darin erteilen, was Männer (oder
solche Wesen, wie er eins war) an Frauen mögen und was nicht? Mein Leben würde glücklicher verlaufen, wenn Typen wie er nichts
an mir mögen und mir deshalb, und darauf kam es an, aus dem Weg gingen. »Raus!«
Er grinste mich an. Wippte auf den nackten Fußballen, die Hände in den Taschen vergraben, den Kopf schief gelegt. »Lange keinen
Sex gehabt?«, fragte er.
Ich schnappte nach Luft.
»Ein Jahr? Oder sogar noch länger?« Er schüttelte den Kopf. »Ja, das kann einem echt die Stimmung vermiesen.«
»Raus, oder ich rufe die Polizei.«
Er grinste anzüglich. »Ich glaube nicht, dass der Notruf für diese Art von Bedürfnis gedacht ist.«
Ich spürte, wie ich rot wurde.
»Also, Lulu«, er hauchte den Namen in einem eindeutig zweideutig stöhnenden Tonfall, »ich habe gern eine leidenschaftliche
Frau über mir. War nett, dich kennenzulernen. Bis bald.«
Ich hatte die Tür gerade fest zugeknallt, als mein Handy endlich klingelte.
»Wo zum Teufel bist du?«, fragte Jasmin ohne Einleitung.
»Ich habe eine Ohrenentzündung und einen Riss im Trommelfell und bin somit fluguntauglich«, erwiderte ich, von dem neuen Nachbarn
immer noch schwer genervt.
»Oh, du bist schnippisch«, kicherte Jasmin. »Wer hat dich denn auf die Palme gebracht?«
Ich atmete tief aus. »Habt ihr schön gefeiert?«
Sie gluckste, räusperte sich. »Wenn du so krank bist, solltest du zu Hause sein und dich schonen.«
»Ich bin zu Hause und schone mich.«
»Dann mach die Tür auf.«
Ich wollte bereits aufstehen und den Türdrücker betätigen, als mir dämmerte, dass Jasmin nicht vor dieser Tür stand. Ich erklärte
ihr meine Situation und konnte sie eine halbe Stunde später endlich hereinlassen.
»Wow, was für eine Bude«, rief sie aus, während sie sich im Kreis drehte.
Recht hatte sie.
Sabines Wohnung war ein hundertachtzig Quadratmeter großes Penthouse, das aus vier Räumen bestand: dem riesigen Wohnzimmer
mit integrierter Küche, dem Schlafzimmer, einem Arbeits- und einem Gästezimmer mit eigenem Bad. Natürlich gab es noch ein
zum Schlafzimmer gehörendes Duschbad, ein Wannenbad und drei Toiletten, außerdem einen Abstellraum und einen rundumlaufenden
Balkon. Leider lag sie nicht direkt am Rhein, und die Aussicht ging vor allem über die Dächer der Stadt.
»Nun erzähl endlich von meiner Geburtstagsfeier«, drängte ich Jasmin, die noch ihre Uniform trug, aber aus den Schuhen gestiegen
war, die nun mitten im Wohnzimmer neben ihrer Tasche lagen.
»Es war einfach himmlisch. Wir hatten einen Kellner, der …«
»Jasmin!«
»Okay.« Sie lachte mich fröhlich an. »Was willst du wissen?«
»Alles«, entgegnete ich aufgeregt. Dann seufzte ich. »Bis auf den Kellner. Zu dem kommen wir später.«
»Der Geschäftsführer hat sich an Maike herangemacht, und sie hat ihm ein blaues Auge verpasst. Gina hat sich in ihrem String-Bikini
beim Schnorcheln einen gräßlichen Sonnenbrand auf den Pobacken zugezogen, sodass sie nicht mehr sitzen konnte. Zoe hat wegen
einer blöden Diätempfehlung von morgens bis abends Ananas gegessen und dazu Obstsäfte getrunken. Leider hat sie die Fruchtsäure
nicht vertragen und deshalb Bauchkrämpfe und Durchfall bekommen. Und Liliane ist nach zwei Tagen ohne Handyempfang verrückt
geworden, weil sie ihrem Schatzi nicht gute Nacht und guten Morgen wünschen konnte. Sie wollte sich abwechselnd das Leben
nehmen, den nächsten Flieger zurück oder einen Eingeborenen heiraten.Es fand sich aber keiner, den sie für geeignet gehalten hätte.«
Ich musste gegen meinen Willen lachen. Jasmin umarmte mich fest.
»Es war schön, aber du hast uns gefehlt. Wir haben uns Sorgen gemacht, und wir haben die ganze Zeit darüber geredet, wie sehr
wir dich vermissen. An deinem Geburtstag haben wir uns zusammengesetzt und alles aufgeschrieben, was wir an dir mögen. Das
ist dabei herausgekommen.«
Jasmin fischte in ihrer Tasche nach einem gefalteten
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