Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
auszuwählen und zu bearbeiten, und mich zog es
trotz Kopfschmerzen zum Laptop.
Millie’s Magazine – 7. Juli
Ein Shoppingcenter an einem beliebigen Ort dieser Welt. Frauen bekommen glänzende Augen, wenn sie all die wunderschönen Dinge
sehen, die Augen der Männer glänzen tränenfeucht. Kleider anprobieren (welches steht mir besser?), Schuhe dazu suchen (passen
die denn farblich? Aber ich kann nicht drin laufen!), Handtasche (was
heißt hier, ich hätte schon zwanzig Taschen? Die passen nicht zum Kleid. Es muss eine Clutch sein). Und dann die Preise. Und
wer zum Teufel ist dieser Manolo Blahnix?
In immer mehr Städten wird den armen Teufeln nun geholfen. »Männer-Horte« boomen. Die Kerle dürfen entweder Männerdinge tun
(Autozeitschriften lesen, am Computer spielen oder mit anderen Kerlen über Fußball reden) oder am kostenlosen Kurs über Shopping-Vokabular
und Fashion-Regeln teilnehmen. Und nachher wissen sie, was Peeptoes sind und warum Frauen nicht mit drei Paar Schuhen auskommen.
Auch das Bloggen lenkte mich nicht lange ab. Mein Entschluss, Kommissar Stahl auf die Verbindung von Funk zu meinem Vater
zu stoßen, stand zwar fest, aber ich konnte ihn nicht einfach anrufen und sagen, der Mann auf dem
Bild sei übrigens ein gewisser Señor Todos los Santesy Borbón, denn er würde sofort fragen, woher ich das wüsste. Dann musste
ich eine gute Antwort parat haben. Und die richtige Antwort war in diesem Fall nicht geeignet.
Ich brauchte eine Ausrede dafür, dass ich ihm die Information erst jetzt gab, also würde ich ihm vorlügen müssen, dass ich
den Ring erst jetzt erkannt und daran den Mann identifiziert hatte.
Ich suchte ein Foto meines Vaters, auf dem man ihn und den Ring erkennen konnte. Irgendwo hatte es solch ein Foto gegeben,
denn sonst hätte ich selbst den Ring ja gar nicht gekannt.
Der Erfolg ließ auf sich warten, und ich wollte schon aufgeben und ins Bett gehen, als meine Suche endlich zum Ziel führte.
Es war ein Bild, das während des Admiral’s Cup in Valencia aufgenommen worden war. Mein Vater posierte auf einer Yacht, die
Hände lagen locker auf demriesigen Steuerrad. Dadurch befand sich seine Hand mit dem Ring direkt unter dem Kinn. Der Ring war deutlich zu erkennen.
Jetzt brauchte ich nur noch eine glaubwürdige Geschichte, wie ich das Wiedererkennen eines protzigen Schmuckstücks erklären
sollte, dann könnte ich Stahl auf die Spur nach Barcelona setzen. Ich war sicher, dass die Angelegenheit Werner Funk dann
in kürzester Zeit erledigt wäre.
Sollte ich darauf hoffen, dass Stahl um halb neun noch im Dienst war, oder am nächsten Tag anrufen? Nein, ich wollte diese
Geschichte hinter mich bringen, und zwar so schnell wie möglich.
Ich wählte seine Handynummer und schwankte zwischen der Hoffnung, er möge antworten oder er möge nicht antworten.
Er antwortete.
»Stahl.«
»Äh, hallo, hier ist Lulu Martin.«
»Hallo.«
»Ich habe etwas herausgefunden, was Ihnen die Suche nach Werner Funk möglicherweise erleichtern könnte.«
»Und was ist das?«
Seine Stimme klang nicht unfreundlich, obwohl er so kurz angebunden war. Vielleicht war er schon zu Hause oder saß im Restaurant.
Mit seiner Kollegin. Oder einer anderen Frau. Obwohl Stefan doch gesagt hatte, dass Stahl ganz allein in Düsseldorf …
»Sind Sie noch dran?«
»Äh, Entschuldigung, natürlich. Haben Sie auf dem Foto, das ich Ihnen heute Vormittag geschickt habe, die Hand auf Funks Schulter
gesehen? Von dem Mann, der ihn am Flughafen begrüßt?«
»Ja.« Jetzt klang er interessiert. Vielleicht hatte er selbst bereits versucht, den Inhaber des Rings ausfindig zu machen.
»Ich konnte mich schwach erinnern, diesen Ring schon mal gesehen zu haben, wusste aber nicht mehr, wo. Daraufhin habe ich
im Internet ein bisschen herumgesucht und bin auf den Träger gestoßen. Sein Name ist Juan Diego de Todos los Santes y Borbón.«
Eine ziemlich lange Zeit war es still.
»Der Name ist auch spanisch und ungefähr so lang wie Ihrer.«
Mist. Der Mann war nicht grundlos Kriminalkommissar, er schaltete ziemlich schnell. Diese Verbindung, die er da zog, war mir
natürlich gar nicht recht, denn ich hatte definitiv nicht vor, Stahl von meiner Blutsverwandtschaft mit dem Ringträger zu
erzählen.
»Äh, nein! Ich habe nur so viele Vornamen, weil meine Mutter damals einen Spanienfimmel hatte und auf Mallorca …«
»Ja? Was war auf Mallorca?«
»Da ist sie
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