Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
sagen,
ob etwas fehlt.«
Ich fuhr mit den beiden zu meiner Wohnung und prallte in der Tür zurück. Ein derartiges Chaos hatte ich noch nie im Leben
gesehen. Jede Schublade war aufgezogen, jede Schranktür geöffnet, alles herausgerissen: Klamotten, Bücher, meine Aktenordner,
in denen ich Miet- und Arbeitsverträge, Versicherungspolicen und Korrespondenz mit Ämtern oder Krankenkassen verwahrte, lagen
in einem vollkommenen Durcheinander am Boden. In einer Ecke bildete das Bettzeug einen Wust, mit dem Kissen als Sahnehäubchen
obenauf. In der Küchenzeile häuften sich Besteck, zerbrochenes Geschirr und aufgeplatzte Pakete mit Spaghetti und Keksen,
die ich immer als Notration im Haus habe. Die Jacken waren von der Garderobe genommen, die Schuhe lagen auf einem Haufen,
selbst die Klorollen aus dem Bad fanden sich halb abgewickelt inder Wohnung verteilt. Der Deckel des Wasserkastens lag in der Dusche, wo sich auch alle Handtücher befanden.
»Haben Sie eine Ahnung, was der Einbrecher hier gesucht hat?«, fragte die Polizistin, die sich als Frau Becker oder Bäcker
oder Bender oder so ähnlich vorgestellt hatte. Mir war gleich, wie sie hieß, ich stand unter Schock.
Ich schüttelte den Kopf.
»Haben Sie gerade Ärger mit jemandem? Mit einem Exfreund vielleicht?«
»Nein.«
Sie stellte weitere Fragen, die ich alle mit Nein beantwortete. Ich konnte mir nicht vorstellen, wer meine Wohnung derart
auf den Kopf stellen sollte. Ich hatte mit niemandem Streit. Mir kam zwar kurz der Gedanke, dass dieser Einbruch mit der hektischen
Suche nach Millies Identität zu tun haben könnte, aber den wollte ich keinesfalls äußern, zumal mir auch die Verbindung nicht
sehr wahrscheinlich schien. Wie sollte jemand von Millie auf diese Wohnung kommen? Wenn es wirklich die Möglichkeit gab, Millie
anhand des von ihr genutzten Computers zu überführen, dann landete man in Sabines Wohnung, nicht in dieser hier. Außerdem
traute ich weder Susan Walker noch John Hunter zu, dass sie selbst oder jemand in ihrem Auftrag nachts in meine Wohnung einbrachen
und ein derartiges Chaos hinterließen. Die beiden waren vielleicht lästig, Susan noch mehr als Hunter, aber bestimmt keine
Kriminellen.
Ich fand einfach überhaupt keine Erklärung für diesen Vorfall.
Gegen Mittag war ich wieder in Sabines Wohnung, wo ich erschöpft auf die Couch sank. Frau Bäcker hätte es gern gesehen, dass
ich gleich in meiner Wohnung blieb,alles einräumte und noch einmal ganz genau nachschaute, was eventuell fehlte, aber immer, wenn ich mich bückte, wurde mir
schwindelig, und ich musste mich hinlegen. So kamen wir nicht weiter.
Die Spurensicherung hatte tausend Fotos gemacht, das aufgebrochene Schloss untersucht, etwas Dreck aus einer Fußspur gesichert
und versprochen, alle Spuren so schnell wie möglich auszuwerten. Sie hatten sogar Fingerabdrücke genommen. Vermutlich alle
von mir, aber das würde man eben erst in einigen Tagen genau wissen. Bis dahin würde ich auch meine Bestandsaufnahme gemacht
haben. Vorher war eine zielgerichtete Untersuchung nicht möglich.
Stefan bemutterte mich den ganzen restlichen Tag. Er kochte Nudeln, holte später Kuchen vom Bäcker und flößte mir unendlich
viel Wasser ein, weil der Arzt mir geraten hatte, viel zu trinken. Um Kaffee hingegen musste ich betteln. Ich lag auf der
Couch und dachte über den Einbruch nach oder las in dem Ratgeber von Vanessa Goodheart. Inzwischen machte mir die Lektüre
Spaß, denn ich war keine von diesen einsamen, frustrierten Frauen, die sich verzweifelt an die Briefkastentante wandten. Ich
hatte ja Thomas.
Frage von Lisa C.: Mein Freund sagt, er liebt mich trotz meiner Fehler. Ich habe aber gar keine.
Antwort von Vanessa Goodheart: Warum wollen Sie perfekt sein? Das ist doch furchtbar anstrengend. Gönnen Sie sich das Recht,
Fehler machen und Fehler haben zu dürfen. Fehler machen uns – in vernünftigen Grenzen – zu Menschen.
Frage von Wendy R.: Meine beste Freundin hat mir den Freund ausgespannt. Was soll ich tun?
Antwort von Vanessa Goodheart: An wem liegt Ihnen mehr – an dem Freund oder der Freundin? Davon hängt es ab, ob Sie Ihrer
Freundin den neuen Mann gönnen und sich weiter mit ihr treffen, oder ob Sie die untreue Freundin zum Mond schießen und den
Mann zurück in Ihr Bett locken. Verletzte Eitelkeit hilft hier jedenfalls nicht weiter.
Frage von Uli K.: Mein Mann hat eine sehr attraktive Kollegin.
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