Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
würde wie an einem Affenhintern.
Zum Schminken blieb keine Zeit, also auf zur Kaffeemaschine.
Kein Kaffee mehr da?, stand auf dem Zettel, der an der Maschine lehnte. Offenbar war Stefan irgendwann in der Wohnung gewesen.
Oder zurzeit noch da. Egal, jedenfalls hatte er den letzten Kaffee bekommen. Mist.
Das Telefon klingelte.
»Stahl hier, geht es jetzt besser?«
Seine Stimme klang nüchtern und kalt.
»Hallo.«
»Sie hatten versucht, mich zu erreichen?«
»Ja, genau. Ich habe eine Nachricht von einer Kollegin bekommen, die Werner Funk in Barcelona gesehen hat.«
Einen Augenblick blieb es still. »Ich hatte doch gesagt, dass Sie diese private Suche abblasen sollen.«
Langsam gingen mir der eiskalte Tonfall und die Betonung auf dem »Sie« mächtig auf die Nerven. Ich war doch kein kleines Kind,
das man beliebig zurechtweisen durfte. »Habe ich auch. Aber die Kollegin ist ihm zufälligerweise über den Weg gelaufen. Wenn
es Sie aber nicht interessiert, legen wir einfach beide wieder auf.«
Ich merkte selbst, dass ich zickig klang. Jasmin hätte sich wieder gekringelt vor Lachen.
»Nein, natürlich interessiert es mich.« Freundlicher war seine Stimme bei dem Spruch aber leider nicht geworden.
»Ich kann Ihnen das Foto auf Ihr Handy schicken.«
»Bitte.«
»Okay. Falls Sie noch Fragen haben, können Sie sich ja noch mal melden.«
»Danke.«
Ich sandte das Foto an seine Handynummer weiter, griff nach der Leine und verließ mit Sergeant Pepper die Wohnung. Das Handy
schaltete ich ab. Ich brauchte erst einen Kaffee, ein Croissant und dann einen ordentlichen Spaziergang, bevor ich weitere
Störungen verkraften konnte.
Auf dem Rückweg kaufte ich neue Kaffeebohnen für Sabines Kaffeemaschine, Milch und Obst, ging aber nicht sofort nach Hause,
sondern beschloss, bei Moritz zu Mittag zu essen. Sein hervorragendes Essen würde mir guttun, und mit ganz viel Glück träfe
ich Susan Walker und John Hunter und könnte sie belauschen, wenn sie über ihre Strategie zur Demaskierung von Millie sprachen.
Zunächst traf ich niemand Bekannten außer Moritz. Er begrüßte mich gewohnt freundlich, bot mir selbst gemachte Ravioli mit
Schafskäse und getrockneten Tomaten oder Lammspieße mit Ratatouille an und brachte mir eine große Apfelschorle und Sergeant
Pepper eine Schüssel Wasser. Ich ließ mich an der Theke nieder und schaute ihm bei der Arbeit zu.
Die Kneipe war nicht ganz so gut besucht wie sonst, immerhin war für viele Menschen Urlaubszeit. Ich konzentrierte mich auf
die Ravioli, die wirklich himmlisch schmeckten und mir wieder einmal deutlich vor Augen führten, wie schlecht ich selbst kochen
konnte. Vielleicht sollte ich Moritz nach dem Rezept fragen und kochen lernen. Aber sobald ich wieder fliegen könnte und in
meinem kleinen Ein-Zimmer-Apartment wohnte, würde ich über diese seltsame Anwandlung sicher lachen. Erstens verbrachte ich
die meiste Zeit im Flugzeug oder Hotel, und zweitens ist Kochen für eine Person ziemlich doof. Nein, da ging ich lieber aus.
Susan Walker und John Hunter kamen, als ich mit dem Essen fertig war und einen Espresso vor mir stehen hatte, der bei Moritz
wirklich so heiß serviert wird, dass man einen Moment abwarten muss, bevor man ihn trinken kann. Himmlisch!
Leider setzten sie sich an den von mir aus gesehen am weitesten entfernten Tisch. Dort konnte ich sie nicht hören. Ich suchte
verzweifelt nach einem Grund, mich an den freien Tisch daneben zu setzen. Mit einer Tasse Espresso. Sehr witzig. Allerdings …
Ich griff nach der Zeitung, die an einem Stock neben der Garderobe hing, und setzte mich wieder an die Theke. Wenn ich den
Zeitungsstock auf die Bar legte, ragte sie in Moritz’ Arbeitsfeld hinein.
»Ich setze mich mit der Zeitung da rüber, aber wenn du den Tisch brauchst, mache ich sofort Platz, okay?«
Moritz nickte. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich. Ob er mich durchschaute, konnte ich nicht feststellen. Vielleicht
fiel ihm auch gar nicht auf, dass ich mich vor dem heutigen Tag noch nie für die Tageszeitung interessiert hatte.
Ich nahm Espresso und Zeitung und ließ mich direkt neben Susan Walker nieder, aber mit dem Rücken zu ihr. Sergeant Pepper
legte sich zufrieden unter den Tisch. Dort hatte er den Platz ganz für sich allein und musste nicht fürchten, dass ihm jemand
auf den Schwanz trat. Ich schlug die Zeitung auf und starrte auf das Papier, ohne etwas zu sehen. Meine ganze Aufmerksamkeit
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