Blond und gefährlich
dreckiges
Mundwerk laufen?« knurrte er.
»Ich höre«, sagte ich schnell.
»Ich arbeitete ein paar Jahre
lang mit Gil Lane bei einer New Yorker Agentur«, sagte er. »Er war der
schöpferisch Begabte, und ich habe mich um die Verwaltung gekümmert. Wir
arbeiteten gut zusammen und kamen auch außerhalb des Büros gut miteinander aus.
Schließlich beschlossen wir, uns selbständig zu machen und Partner zu werden.
Damals suchte die Hillbrand-Feinmechanik-Gesellschaft eine neue Agentur, und
wir bewarben uns. Es ist eine große Firma, die beste auf ihrem Gebiet; und wir
hätten nie gedacht, gegen einige der größeren und länger eingeführten
Agenturen, die sich ebenfalls beworben hatten, eine Chance zu haben. Aber wir
kriegten den Hillbrand -Werbeetat.«
»Ich habe immer was für Erfolgsstories übrig«, murmelte ich. »Wann kommen wir zu
dem Tag, an dem die Goldmine eingestürzt ist?«
»An dem Tag, an dem das Vakuum
einstürzt«, zischte er, »werden Ihre verdammten Ohren aneinanderkleben? Wenn
Sie wollen, daß ich etwas so erzähle, wie es ist, dann muß ich zuerst erzählen,
wie es war!«
»Na gut!« sagte ich.
»Schließlich habe ich noch nie einen Sonnenuntergang in Valley Heights erlebt.«
»Judson Hillbrand ist in der dritten Generation dieser Familie Präsident der Gesellschaft«, fuhr
er fort, »und persönlich gehören ihm ungefähr fünfundsechzig Prozent des
Aktienkapitals. Damals hatte er diesen Groll auf den Osten. Das Klima war
schlecht, alles war zu sehr gewerkschaftlich organisiert, die Moral
verschlechterte sich! Er hatte gerade eine neue Fabrik in Südkalifornien gebaut
und zog selber dorthin. Wir sollten den Auftrag unter einer Bedingung bekommen:
Wir sollten unsere Agentur in Pine City eröffnen, weil
das die seiner Fabrik nächstliegende größere Stadt war. Wir sind seit zwei
Jahren hier, und wir haben während dieser Zeit noch einige andere Aufträge
bekommen. Aber ohne Hillbrand säßen wir morgen auf der Straße.«
Lloyd warf mir einen
mörderischen Blick zu, nur für den Fall, daß ich daran dachte, ihn zu
unterbrechen. »Ich will Ihnen von Judson Hillbrand erzählen. Seine Frau starb vor ungefähr zwanzig Jahren, und sie hatten keine
Kinder gehabt. Deshalb betrachtet er die Firma als seine Familie, und er ist
ihr Großer Weißer Vater. Er ist ein fanatischer Puritaner, dessen Ansicht nach
Sex nur zwischen Ehemann und Ehefrau erlaubt ist, wenn sie sich ein Kind
wünschen. Jeden Mann mit mehr als drei Kindern betrachtet er als liederlichen
Menschen, und er findet immer eine Ausrede, ihn sofort zu feuern.«
»Und Iris Mercer?« sagte ich
geduldig.
»Die ist zufällig die Frau von
Hal Mercer, Hillbrands persönlichem Assistenten und
Herzensliebling.« Er gab mir mit einer abrupten Handbewegung das Foto zurück.
»Verstehen Sie nun, was ich mit dem >auf einer Zeitbombe sitzen< meine,
Wheeler? Drei von den vier Frauen, die für Thorpe nackt Modell standen, stehen
in direkter Verbindung zu der Firma Hillbrand. Wenn Judson Hillbrand jemals Wind von der Sache bekommt, wird Mercer hinausfliegen, und wir mit ihm.«
»Interessant!« gab ich zu.
»Mir wird das ein Magengeschwür
eintragen.« Er zog eine Grimasse. »Wissen Sie, was mich im Augenblick am
meisten bedrückt? Der Gedanke daran, wie die kleine Blonde in das Allgemeinbild
paßt? Wenn Thorpe je zu ihr über die anderen Frauen gesprochen hat!« Wieder zog
er eine Grimasse. »Dann gute Nacht, Lane, Lloyd und Garcia.«
»Danach wollte ich Sie
überhaupt noch fragen — Garcia?«
»Das war ein Gag. Gil Lane
fand, als wir anfingen, daß zwei so kurze Namen unwirksam seien. Also
entschieden wir uns, einen dritten Partner zu erfinden. Garcia — gekoppelt mit
Lane und Lloyd — klang ausreichend verrückt, um Interesse zu erwecken.«
»Wahnsinnig komisch«, sagte ich
mit hölzerner Stimme. »Da bin ich Ihrer Ansicht«, gab er zu. »Ich glaube, ich
war an dem Abend, an dem mir Gil das einredete, besoffen.«
»Wenn wir schon von Abenden
reden«, sagte ich. »Wo waren Sie gestern abend ?«
»Ich habe bis spät im Büro
gearbeitet.«
»Allein?«
»Ja, jedenfalls nach acht Uhr.
Ich bin gegen eins nach Hause gekommen.« Plötzlich ging ihm ein Licht auf.
»Verdammt noch mal! Sie verdächtigen mich doch nicht etwa, den Knilch
umgebracht zu haben?«
»Warum nicht? Der eifersüchtige
Ehemann, der sich alle Mühe gegeben hat, sich selber vor mir als eine Art
Säulenheiliger hinzustellen?« knurrte ich. »Der Bursche, der schon die ganze
Zeit
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