Blond und gefährlich
erzählen soll.«
Ich hatte ausreichend eigene
Probleme, deshalb sagte ich auf Wiedersehen und verdrückte mich. Als ich die
Tür meines Wagens öffnete, stellte ich fest, daß ich Gesellschaft auf dem
Mitfahrersitz bekommen hatte.
»Fahren Sie um den Häuserblock
herum«, sagte Lloyd mit barscher Stimme, »und parken Sie in der nächsten
Straße.«
Die nächste Straße sah genauso
aus wie die Dale Street, und so hielt ich vor einem Haus, das ausnahmsweise
einmal im Ranchstil erbaut war. Lloyd wandte sich mir zu und betrachtete mich
mit einem Ausdruck kalter Entschlossenheit in den grauen Augen.
»Ich habe draußen im Korridor
gelauscht und das meiste gehört — jedenfalls ausreichend genug.«
»Und?« brummte ich.
»Und deshalb will ich nichts
davon hören, weder von Natalie noch von Ihnen. Merken Sie sich das gut,
Lieutenant. Wenn ich ins Haus zurückgekehrt bin, werde ich ihr erklären, wir
hätten uns unterhalten und Sie hätten mir erzählt, Thorpe sei ermordet worden.
Der Grund, weshalb Sie Natalie hatten sprechen wollen, sei gewesen, daß Sie die
Liste der Leute, die kürzlich ein Bild von ihm gekauft hätten, durchgegangen
seien auf die Möglichkeit hin, daß einer der Käufer ihn persönlich gekannt habe.
Natürlich hat Natalie Ihnen erklärt, sie hätte ihn nicht persönlich gekannt,
und das sei alles gewesen.«
»Und wird sie Ihnen das
glauben?« fragte ich.
»Sind Sie schwachsinnig?«
knurrte er. »Sie können Gift darauf nehmen, daß sie das glauben wird.« Er steckte
sich eine Zigarette in den Mundwinkel und zündete sie mit einem goldenen
Feuerzeug an. »Als Ehemann bin ich ein reiner Versager, und das weiß ich auch.
Meine Arbeit nimmt so ziemlich mein gesamtes Dasein in Anspruch, und Natalie
muß sich mit den Überresten begnügen. Also hat sie sich in irgendeinen
professionellen Weiberhelden verschossen, und er hat sie schließlich dazu
erpreßt, diesen Schinken in Öl zu kaufen, den wir ins Gästezimmer gehängt
haben. Ich kann ihr’s nicht verdenken nach dem, was ich ihr zugemutet habe. Es
ist lange vorbei, und das beste für mich ist es, so zu tun, als ob es nie
geschehen wäre.«
»Ich bin überrascht«, sagte ich
langsam. »Ich hielt Sie für ein Großmaul, aber nicht für ein großherziges!«
»Es gibt Zeiten, in denen ich
sogar selber über mich erstaunt bin.« Er grinste etwas mühsam. »Nun lassen Sie
mich mal die Fotos sehen.«
»Der Voyeur in Ihnen?«
erkundigte ich mich düster.
»Ich habe nie geglaubt, daß ein
Polyp so blöde sein könnte«, schnaubte er. »Vielleicht kann ich ein paar von
den Ladys für Sie identifizieren.«
»Nicht nur großmäulig und
großherzig«, sagte ich, »sondern auch noch nett.« Ich nahm die Fotos heraus und
gab sie ihm.
Sein Gesicht wurde zur undurchdringlichen
Maske, während er ungefähr fünfzehn Sekunden lang das Porträt seiner Frau
betrachtete und es mir dann zurückgab.
»Liz Niall!« Er gab mir schnell
das Foto. »Von ihr hat Ihnen Natalie schon erzählt.«
Die nächste war die langhaarige
Blonde. Er gab einen leisen Pfiff offensichtlicher Bewunderung von sich, und
seine Lider senkten sich, um den Ausdruck plötzlicher Lust zu verbergen.
»Kennen Sie sie?« fragte ich.
»Nein«, sagte er schwerfällig.
»Aber ich wollte, ich hätte das Vorrecht! Ich hab’ eine Schwäche für diese
gutgepolsterten, reizenden kleinen Puppen.« Er reichte mir das Foto mit
offensichtlicher Überwindung. »Sie können mir nicht vielleicht den großen
Gefallen tun, Lieutenant, einen Abzug davon für mich machen zu lassen?«
»Nein«, knurrte ich.
»Es war nur so ein Gedanke.« Er
zuckte die massiven Schultern, dann weiteten sich seine Augen, als er auf das
letzte Foto starrte. »Iris Mercer, Donnerwetter!« Er holte tief Luft und atmete
lauthals aus. »Natalie, Liz und jetzt Iris Mercer! Haben Sie je das Gefühl
gehabt, auf einer Zeitbombe zu sitzen, Lieutenant?«
»Wieso haben Sie das Gefühl?«
»Das bedarf einiger
Erklärungen.« Er rieb sich gereizt das Kinn. »Aber wenn das je in die Zeitungen
gelangt, dann fliegt die ganze Agentur mit einer großen Rauchwolke in die
Luft!«
»Erklären Sie es also«, sagte
ich, »und ich höre zu. Ein Polyp verbringt den größten Teil seines Lebens
damit, Leuten zuzuhören, die sich auslaufen lassen. Sie sind also nichts Neues
für mich. Nur widerwärtiger als die meisten Leute, denen ich im Verlauf meiner
Arbeit begegne, Sexualverbrecher und Mörder zum Beispiel.«
»Wer läßt jetzt sein
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