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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Achtunddreißigers, dann sah
ich, wie die Pistole die Richtung änderte und mit unglaublicher Geschwindigkeit
wieder zu mir zurückschwang.
    »Ciao, alter Freund!« kreischte Lane
hysterisch.
    Der Achtunddreißiger war erst
halb aus der Halfter gezogen, als die Pistole wieder genau auf meinen Magen
gerichtet war, und ich spürte, wie sich unwillkürlich meine Muskeln anspannten.
Etwas Verschwommenes bewegte sich blitzschnell an mir vorbei, so daß ich es nur
undeutlich aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte, und den Bruchteil einer
Sekunde bevor Lanes Pistole losknallte, hörte ich einen wilden Schrei. Das
Geschoß fuhr dicht neben meinem Kopf in die Wand, und ein Regen von Putz
sprühte mir seitlich gegen das Gesicht. Ein weiterer krampfhafter Schrei,
gefolgt von einem knackenden Laut, zerriß mir beinahe die Trommelfelle. Der
Schrei erstarb plötzlich.
    Ich schüttelte den Kopf, um
klar sehen zu können. Und plötzlich erstand die Szene in aller Deutlichkeit vor
mir. Lloyd stand mitten im Zimmer. Seine Brust hob sich heftig, und Schweiß
rann ihm übers Gesicht. Lane lag zusammengekrümmt vor ihm auf dem Boden, sein
Kopf war auf unnatürliche Weise verdreht, so daß seine blicklosen Augen auf die
Biegung seines eigenen Rückgrats herunterstarrten.
    »Danke, Herman«, sagte ich.
»Sie haben mir das Leben gerettet.«
    Er holte tief Luft und atmete
langsam aus. »Das war nicht meine Absicht, Lieutenant.«
    »Haben Sie gehört!« fuhr ich
ihn an. »Sie haben mir gerade das Leben gerettet!«
    »Ja, danke«, keuchte er. »Ich
habe Ihnen gerade das Leben gerettet.«
    Ich blickte auf die Rothaarige
hinab, die zusammengekauert und mit vor Angst starren Augen im Sessel hockte.
»Wissen Sie, was Herman gerade getan hat, Natalie?« fragte ich sie.
    Ihre Lippen bewegten sich ein
paar Sekunden lang schweigend, dann japste sie: »Nein.«
    »Er hat mir gerade das Leben
gerettet.«
    Ihre Augen rollten matt, als
sie sich abwandte. Ich verpaßte ihr einen Schlag mit dem Handrücken über die
Wange, und ihr Kopf richtete sich mit einem Ruck wieder auf.
    »Wissen Sie jetzt, was Herman
gerade getan hat?« fragte ich im Ton der Unterhaltung.
    »Ja.« Sie nickte verzweifelt.
»Er hat Ihnen gerade das Leben gerettet.«
    Ich blickte zu Lloyd hinüber
und grinste. »Es erleichtert das Ganze sehr, wenn wir die Wahrheit erzählen — nämlich,
daß Sie mir das Leben gerettet haben. Polypen sind merkwürdige Leute; sie
werden nervös, wenn sie zwei Versionen einer einzigen Wahrheit hören.«
    »Sie müssen das wissen«, sagte
er.
    »Lieutenant —!« Natalies Stimme
schäumte vor gerechter Entrüstung über. »Sie haben mich gerade geschlagen!«
    »Na, und ist das nicht die
Wahrheit?« pflichtete ich bei.
     
    Eine Woche war seit dieser
Nacht in Thorpes Haus in den Bergen oben verstrichen, und die Wunden meines
Selbstbewußtseins, die mir Sheriff Lavers geschlagen hatte, begannen zu
vernarben. Es war nutzlos, ihm klarmachen zu wollen, daß es, sofern man schon
mit zwei Leichen aufwarten mußte, vergleichsweise besser war, wenn es sich um
die des Mörders und seiner Komplicin handelte. Ich mußte vor mir selber
zugeben, daß mir beim Gedanken an Liz Niall elend zumute war; und ich war
überzeugt, daß die anonyme telefonische Mitteilung über Thorpes Ermordung von
ihr gestammt hatte. Ihr tiefer Alt konnte leicht mit einer Männerstimme
verwechselt werden, vor allem, wenn die Verbindung schlecht war. Sie mußte
gewußt haben, daß Lane und Mercer spätestens gegen acht Uhr dreißig in Thorpes
Haus eintreffen würden. Und sie konnte nicht geahnt haben, daß die beiden dort
bereits Dumas vorfinden würden und warten mußten. Deshalb konnte ich nicht
umhin, mich zu fragen, warum sie so lange gewartet hatte, bevor sie anrief. Es
sei denn, sie wollte sicher sein, daß die Polizei, gleich nachdem alles
geschehen war, eintreffen und Lane und Mercer sozusagen auf frischer Tat
ertappen würde? Eins war gewiß: Ich würde das nun nie mehr erfahren.
    Dann beschäftigte mich noch ein
weiterer Gedanke. Der Sheriff hatte erst am Freitagmorgen wieder begonnen, mit
mir zu sprechen — zumeist in Knurrlauten —, und am Freitagnachmittag erklärte
er mir, ich könne das ganze folgende Wochenende bis Dienstag früh freinehmen.
Er bekam beinahe einen Schlaganfall, als ich versuchte ihm zu danken, und gab
irgendeine gespenstische Bemerkung von sich, wie »ich solle ihn bei meinen
Freunden im Rathaus in Erinnerung bringen!«
    Annabelle Jackson verbrachte
ihren Urlaub

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