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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einem
malerischen Restaurant an der Küstenstraße war die Aussicht das einzige, was
ich genoß. Das Essen und die Rechnung waren gleichermaßen haarsträubend. Als
ich zum Bay Hotel zurückkam, war es später Nachmittag. Ich hatte das unangenehme
Gefühl, daß mein Erfolg bis jetzt gleich Null war.
    Ich fuhr mit dem Fahrstuhl
hinauf zu Morgans Suite und klopfte vorsichtig. Obister öffnete die Tür und
betrachtete mich ohne Freundlichkeit.
    »Mr. Morgan hat zu tun, Boyd«,
sagte er kurz und von oben herab. »Sie können in einer Stunde wiederkommen,
wenn es sich um etwas wirklich Wichtiges handelt .«
    »Wenn das Boyd ist, bring ihn
sofort her«, ließ sich Morgans Stimme ungehalten von drinnen vernehmen.
»Begreifst du nicht, daß er unbedingt dabeisein muß,
du Idiot ?«
    Obister wurde flammend rot, und
ich sah, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten. Ich schenkte ihm ein sonniges
Lächeln.
    »Es muß eine besondere Begabung
sein, George, ständig in so viele Fettnäpfchen zu treten !« Ich legte ihm die flache Hand gegen die Brust und schob ihn sanft zur Seite.
»Entschuldigen Sie !«
    Tyler Morgan und Leutnant
Schell standen sich gegenüber.
    Sie wandten sich beide um, als
ich über den dicken Teppich auf sie zuging. Morgan sah etwas ausgeruhter aus, aber
die überstandenen Aufregungen hatten tiefe Spuren auf seinem Gesicht
hinterlassen. Schell sah mich unbewegt an, und ich hätte viel darum gegeben, zu
wissen, was er jetzt dachte. Sehr erfreulich allerdings konnten seine Gedanken
nicht sein.
    »Sie sind gerade zur rechten
Zeit gekommen, Boyd«, sagte Morgan erschöpft. »Der Leutnant hat eine sehr
wichtige Nachricht für uns .«
    »Da Mr. Morgan Sie auf
Mörderfang geschickt hat«, sagte Schell mit verdächtig sanfter Stimme, »haben
Sie wohl ein gewisses Recht darauf, zu erfahren, was sich inzwischen zugetragen
hat. Mir scheint Mr. Morgan nicht sehr viel zuzutrauen .«
    »Unsinn !« fuhr ihm Morgan gereizt über den Mund. »Ich will nur, daß keine Möglichkeit
außer acht gelassen wird. Jede Chance, die sich
bietet, den Mörder meiner Nichte zu finden, muß man ausnutzen .«
    Schell zuckte die Achseln und
zündete sich mit einiger Umständlichkeit eine Zigarette an. Dann schnippte er
mit den Fingern das abgebrannte Streichholz zielsicher in einen entfernt
stehenden Aschenbecher.
    »Nun ?« fragte Morgan ungeduldig. »Wollen Sie es Boyd erzählen oder nicht ?«
    »Natürlich.« Der Leutnant sah
mich mit gletscherkalten Augen an. »Zeit: heute vormittag halb zwölf. Name: Frank Colby, Alter: dreiundzwanzig Jahre. Ohne festen
Wohnsitz. Seit langer Zeit geistige Störungen und Unterbringung in Anstalten.
Er kam von selber zu uns aufs Revier und gestand die Sittlichkeitsmorde an den
drei Frauen, die man erwürgt in öffentlichen Anlagen gefunden hat .«
    »Ich bin doch kein
Gerichtsstenograf«, beschwerte ich mich. »Können Sie sich nicht etwas
deutlicher ausdrücken ?«
    »Ich dachte, daß für ein Genie
wie Sie auch Stichworte genügen. Na schön, dann fang’ ich eben noch mal von
vorn an. Der Junge ist nicht zurechnungsfähig — das zeigt schon sein
Vorstrafenregister. Er hat ein ausführliches Protokoll unterschrieben. Wir
können Beweise beibringen, die jedes Gericht überzeugen dürften. Es steht
einwandfrei fest, daß er der gesuchte Mörder ist .«
    »Herzlichen Glückwunsch !« meinte ich zurückhaltend. Irgendeinen Pferdefuß mußte die
Geschichte noch haben. »Was sagte er denn zu dem Mord an Linda ?«
    »Das war er nicht«, antwortete
Schell entschieden.
    »Woher wollen Sie das so genau
wissen ?« mischte sich Morgan ein.
    »Weil — die Psychologen
benutzen dafür hochtrabende Worte, die ich nicht mal aussprechen kann. Gestern
jedenfalls war er normal. Er wußte, was er tat. Und er begriff auch, daß er die
drei Verbrechen begangen hatte .«
    »Und diese frommen Redensarten
nehmen Sie ihm so ohne weiteres ab ?« brüllte Morgan.
    »Ihm nicht«, gab Schell sachlich
zurück. »Aber dem Priester, der ihm zur gleichen Zeit, als Ihre Nichte ermordet
wurde, die Beichte abnahm.«
    Morgans Gesicht wurde
kreideweiß. Er schüttelte ein paarmal verwirrt den Kopf, dann straffte er mit
merklicher Anstrengung die Schultern.
    »Ich muß mich bei Ihnen
entschuldigen, Leutnant«, sagte er leise. »Ich bin ein Narr, ein ungeduldiger
Narr. Ich hätte...«
    »Machen Sie sich keine
Gedanken, Mr. Morgan !« Schell lächelte höflich. »Ich
weiß genau, daß Ihnen sehr viel daran liegt, den Mörder zu fassen. Wir

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