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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ende des Raumes. In ein paar Sätzen war ich dort und warf
mich dagegen. Ich hörte einen gellenden Schrei und gleich darauf Krachen von
zersplitterndem Geschirr. Den Kellner, den ich in voller Fahrt mit seinem
Tablett getroffen hatte, konnte ich gerade noch auffangen und wieder auf die
Füße stellen. Zu Entschuldigungen hatte ich jetzt keine Zeit mehr.
    Ich packte den Küchenchef beim
Kragen, der mich mit offenem Munde ansah und am Rande eines
Nervenzusammenbruches stand. »Haben Sie den Mann gesehen, der eben vom Strand
gekommen ist ?« fragte ich.
    »Nein«, stotterte er. »Ich habe
niemanden gesehen .«
    »Reden Sie kein Blech, Mann !« Ich schüttelte ihn ein paarmal wie einen jungen Hund. »Er
ist doch geradewegs hier hereinspaziert. Ich saß am Fenster — und ich habe gute
Augen !«
    »Lassen Sie mich los«, keuchte
er. »Ich habe ein schwaches Herz! Wollen Sie mich hier in meiner eigenen Küche
umbringen ?« Er atmete einmal tief durch. »Beruhigen
Sie sich doch, Sir !« Mit seiner weißen Schürze wischte
er sich den Schweiß vom Gesicht. Ich beschloß, meine Mahlzeiten in Santo Bahia
von jetzt ab nicht mehr in der Bayside Tavern einzunehmen. »Am Strand befindet sich auch noch ein
Privateingang zu den oberen Räumen. Eine Treppe führt direkt zum Büro des
Geschäftsführers. Kapiert, Sie Berserker ?«
    »Kapiert !« Ich ließ ihn so unvermittelt los, daß er in ein Tablett mit dampfend heißen
Steaks hineinstolperte, das ein schmächtiger Pikkolo gerade an uns vorübertrug.
Wieder gab es einen Höllenlärm und ein großes Geschrei, als Pikkolo, Tablett
und Küchenchef gemeinsam zu Boden stürzten. Ich hechtete über das Gekrabbel auf den Küchenfliesen hinweg und stürzte ins
Freie. Tatsächlich lag direkt neben der Küchentür noch ein Eingang. Die Tür war
zum Glück nicht verschlossen. Ich hastete die Stufen hinauf.
    Als ich zum zweiten Absatz kam,
sah ich den Kerl vor mir. Er hatte die Schritte gehört und wandte sich um. Den
Bruchteil einer Sekunde lang sah ich in Johnnys verblüfftes Gesicht. Dann
wirbelte er herum. Er hatte sich für die Flucht nach vorn entschlossen. Oben
befand sich ein kurzer Gang, von dem zwei Türen, eine links und eine rechts,
abgingen. Ich versuchte zunächst mein Glück an der rechten. Sie war
verschlossen.
    Ich hämmerte gegen die
Türfüllung. »Mach auf, Johnny !« schrie ich. »Hier
kannst du dich auf die Dauer nicht verstecken — ich erwische dich todsicher,
und wenn ich dazu die Tür einschlagen muß .«
    Nach zehn Sekunden wurde die
Tür aufgerissen. Vor mir stand mein besonderer Freund — George Obister. Sein
Gesicht war gerötet, und sein alberner kleiner Schnurrbart schien sich bei
meinem Anblick zu sträuben.
    Einen Augenblick lang verschlug
es uns beiden die Sprache. Ich faßte mich zuerst wieder und schob ihn ohne
weiteres beiseite. Das Zimmer war eine eigenartige Mischung aus betonter
Sachlichkeit und plüschener Eleganz. An einer Wand standen eine
überdimensionale Couch und zwei große Klubsessel, daneben eine kleine, aber
bemerkenswert gut ausgestattete Bar.
    Aber von Johnny, dem
Sandpapiergesicht, war keine Spur zu entdecken.
    »Sagen Sie mal, Boyd«, bellte
Obister ärgerlich. »Was fällt Ihnen eigentlich ein, hier so hereinzuplatzen?
Sind Sie verrückt geworden ?«
    Ich schenkte ihm einen wenig
freundschaftlichen Blick. »Wo ist der Kerl ?«
    Er starrte mich verständnislos
an. »Wer?«
    »Mit diesen Tricks kannst du
bei mir nicht landen, George«, sagte ich kurz. »Oder soll ich erst andere Saiten
aufziehen? Wo ist dieser Gorilla namens Johnny ?«
    »Hier ist niemand außer mir«,
sagte er und betrachtete mich mit aufgerissenen Augen. »Sie haben ja wirklich
den Verstand verloren, Mann. Ich werde einen Arzt holen .« Er ging zum Telefon, das auf der Bar stand, aber bevor er zwei Schritte hatte
tun können, packte ich ihn bei den Jackenaufschlägen und schob ihn unsanft
gegen die Wand.
    »Ich bin hinter ihm die Treppe
heraufgekommen«, erklärte ich, jede Silbe betonend. »Er muß hier sein !« Dann fielen mir die beiden anderen Türen ein, die links
vom Gang abgingen. Ich ließ Obister plötzlich los.
    Die erste Tür führte zu einem
kleinen Büro. Es war leer. In einem der schmalbrüstigen Aktenschränke konnte
sich ein Kerl wie Johnny ja schwerlich verkriechen. Hinter der zweiten Tür lag
ein Lagerraum mit einem großen Fenster. Dieses Fenster stand sperrangelweit
offen. Ich lehnte mich hinaus. Unter dem Fensterbrett lief die Feuerleiter
entlang.

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