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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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ist mir nicht danach. Heute bin ich nur klein und unbedeutend und schadenfroh, schadenfroh, einfach schadenfroh.« Sie deutete mit dem Kinn auf die Massen. »Ich habe mindestens zweihundert Leute gezählt.« Eine Übertreibung. »Bekommst du es schon mit der Angst zu tun? Eine Ladenkette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.« Benji Morton war der Manager vom Moonburst. Als Franks und Amandas Eltern letztes Jahr starben, hatte er Blumen geschickt. Frank verachtete ihn.
    Seine dünnen Lippen zogen sich zu einem Schmollmund zusammen. »Ich wollte etwas über Kampf und Krieg sagen, aber ich denke, das versteht sich von selbst. Eines sage ich dir, Francesca, entweder ich bin ein armer Irrer oder in wenigen Wochen wird es nur noch ein Café in der Montague Street geben.«
    »Da stimme ich dir voll und ganz zu.«
    »Ich habe nicht vor, ewig ein kleiner Manager zu bleiben«, stieß er hervor. »Ich habe keine Lust, mein Leben lang Kaffeesatz und verschüttete Milch aufzuwischen. Und ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht, was dir daran gefällt. Warum nimmst du diese ganze Rivalität so persönlich? Ich bin nicht dein Feind.«
    »Warum bist du hier, wenn nicht, um die Konkurrenz auszuspionieren?«, fragte sie.
    »Nein, so sehe ich dich nicht«, sagte er. »Ich möchte nur endlich schlau aus dir werden.«
    Flirtete er mit ihr? Ein ekelhafter Gedanke. »Mit Konkurrenz habe ich den Wettbewerb gemeint.«
    »Stimmt nicht«, gab er zurück. »Aber jetzt, wo du es sagst: Ich tippe auf den großen Typen da, der ist ein sicherer Kandidat.«
    Frank hatte nicht bemerkt, dass Clarissa bereits die Teilnehmer präsentierte und sie in der Mitte des Raumes wie Ponys im Kreis vorführte. Hinter ihr kicherte Benji, und Frank fühlte sich plötzlich unsäglich dumm, die ganze Wettbewerbsidee war so erbärmlich. Sie gab Benji die Schuld an ihrem Stimmungsumschwung.
    Jetzt arrangierte Clarissa die Männer in einer Reihe. »Gut«, sagte sie. »Ihr habt jetzt ausgiebig Gelegenheit gehabt, euch alle fünf Kandidaten genau anzuschauen. Allmählich wird es Zeit, den Gewinner zu ermitteln.« Sie hielt ihr Mikro über den Kopf des Redaktionsassistenten. Die Menge applaudierte schwach. Zu jung. Als Nächstes deutete sie auf den Bauarbeiter. Die Reaktion war schon enthusiastischer. Sie ging weiter zu dem großen Naturburschen. Donnernder Applaus, während anschließend der Dressman nur mehr lauen Zuspruch erntete, trotz Clarissas Anfeuerungsrufen — er wirkte einfach zu perfekt. Und auch dem affektierten Typ schenkte man nur einen kurz aufflackernden Applaus. So viel zur Prozedur der Wahl.
    Clarissa gab Amanda ein Zeichen, damit sie Charles »Chick« Peterson das Zepter überreichte, das sie aus Alufolie gebastelt hatten. Während sie ihn krönte — die Krone war ebenfalls aus Alufolie — , starrte sie Chick in die Augen. Und er starrte zurück. Sie fassten sich an der Hand, und Frank wusste, Amanda würde nicht von den Kandidaten lassen können. Selbst mitten in der Nacht in einer Höhle würde sich Amanda den bestaussehenden Mann herauspicken.
    Frank drehte sich um, denn sie wollte Benji auffordern, besser zu gehen, aber er befand sich bereits auf dem Weg zur Tür. Also wandte sie sich wieder den durstigen Gästen zu, die nach mehr Kaffee verlangten. Amanda bahnte sich einen Weg durch die Menge Richtung Theke, um ihrer Schwester zu helfen. Das Geklimper der Münzen in der Kasse klang auf einmal so hohl, dachte Frank. Was erwartete sie eigentlich vom Leben? Sich kratzend und beißend zu gebärden, um das Geschäft ihrer verstorbenen Eltern zu erhalten — war es wirklich das, was sie wollte? Sollte sie mit dreiunddreißig Jahren nicht eigene Pläne und Träume haben? Sollte sie sich nicht darüber Sorgen machen, dass sie seit der Trennung von Eric vor mehr als zwei Jahren keinen Sex mehr gehabt hatte?
    »Ist was mit dir?«, fragte Amanda.
    »Was sollte sein?«, gab Frank zurück.
    »Die Aura um dich herum ist eindeutig schwarz«, bemerkte Amanda. »Was ist los? Ich sehe dir an, dass etwas nicht stimmt.«
    »Da, zähl das.« Frank gab ihr eine Hand voll Fünfund-zwanzig-Cent-Münzen.
    »Sag schon, was mit dir los ist«, beharrte Amanda.
    Frank betrachtete Amandas verständnisvolles Gesicht. Sie sah so rosig, so frisch, so faltenlos aus. Frank wusste, ihrer Schwester lag an ihr, mehr als an irgendjemandem sonst auf der Welt. Aber sie würde nie Franks spezielle Art von Einsamkeit verstehen. Was es hieß, sich von allen Leuten weit und breit —

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