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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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anscheinend nur langsam.
    Amanda huschte in einem roten Kleid mit U-Ausschnitt vorüber. »Das ist der beste Abend in der Geschichte vom Romancing the Bean!«, rief sie Frank zu. Es war der erste Abend in der Geschichte des Romancing the Bean, aber Frank wollte nicht kleinlich sein. Amanda hatte Recht. Ihre Eltern hatten in all den Jahren im Barney Greenfield’s nie derartigen Andrang erlebt. Frank hatte Bestellungen über rund dreißig Pfund verschiedenster Sorten Kaffee eingetippt zu günstigstenfalls jeweils neun Dollar. Der Großhandelspreis betrug rund fünf Dollar pro Pfund, das machte einen Profit von vier Dollar. Je nach Witterungsverhältnissen und Lieferbarkeit kosteten manche Bohnen aber auch sehr viel mehr — Jamaica hatte eine kleine und schwierige Ernte hinter sich, deshalb kostete Blue Mountain um die fünfundzwanzig Dollar pro Pfund im Groß- und bis zu vierzig im Einzelhandel. Den eigentlichen Profit erzielte man mit einzelnen Tassen. An einer Tasse für einen Dollar fünfzig verdiente das Café einen Dollar dreißig. Frank musste pro Monat viertausend Tassen Kaffee — oder umgerechnet pro Tag 133 Tassen — verkaufen, um die Unkosten zu decken. Das ganze letzte Jahr über waren die Schwestern durchschnittlich auf klägliche vierzig Tassen gekommen.
    Im Laufe der letzten Stunde hatte Frank schon mindestens hundert verkauft. Sie hatte sich gefragt, ob ein neuer Anstrich den Umsatz um mehr als dreihundert Prozent steigern konnte. Jetzt hatte sie die Antwort.
    Sie gab sich Mühe, sich über das Getümmel von Menschen in dem vollen Café zu freuen und nicht dem Ganzen still und heimlich zu misstrauen. Tatsächlich war es so voll, dass kein Mensch die neuen Tische und den neuen Anstrich beachtete. Ausnahmsweise war sie einmal in ihrem Leben zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das Klimpern von Geld auf der Theke klang wie eine Droge fürs Ohr. Frank nahm das Geld mit einer Miene, die fast an ein Lächeln erinnerte. Die Gäste schienen ihre neue Haus-Mischung zu mögen: etwas Kaffee aus Guatemala, Costa Rica und eine Idee Indonesia für den Kick.
    Endlich, um 20 Uhr, bahnte sich Clarissa in der Mitte des Raumes eine freie Fläche. Die Frauen an den Tischen applaudierten. Frank fragte sich, warum sie wohl klatschten — wegen Clarissas kunstvollem Outfit, einem streng geschnittenen limonengrünen Kostüm, das ihre Wespentaille zusätzlich betonte, hauchdünnen Strümpfen und hochhackigen Lackpumps, oder damit der Wettbewerb endlich begann.
    In der einen Hand hielt Clarissa einige Karteikarten, in der anderen ein Mikrophon. Dann legte sie los: »Achtung, meine Damen und Herren. Im Namen des Romancing the Bean-Teams möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie gekommen sind.« Die Gäste applaudierten verhalten. »Die Regeln für den Wettbewerb sind einfach. Ein Mann wird als Mr Coffee of the Week gekrönt. Als Preis bekommt er sieben Tage lang Getränke und Muffins gratis für sich und zehn seiner Freunde. Und am nächsten Freitag wandert die Krone an seinen Nachfolger.«
    Frank stand in ihrer Arbeitskleidung, einer schwarzen Stretchhose und schwarzem Rolli, an der Theke und fragte sich, wie lange das wohl funktionierte. Sie stellte sich vor, was passierte, wenn in einigen Wochen der Mr Coffee-Wettbewerb nicht mehr neu sein würde. Das Moonburst würde sie wieder überrollen, als ob nichts gewesen wäre. Vielleicht könnten sie und Clarissa sich zusammensetzen und etwas Neues ausbrüten. Sie könnten ein Brainstorming veranstalten, so wie sie es früher immer bei der Zeitschrift gemacht hatten, um neue Ideen auszutüfteln. Im Team kann man sich zu größeren Taten inspirieren. Und vielleicht könnten sie sich hin und wieder einen Film zusammen ansehen.
    Schließlich riss eine Berührung an ihrer Schulter sie aus ihrer Träumerei. Er trug eine grüne Chinos mit einem braunen Ledergürtel und ein Jeanshemd. Wie bei fast allen Rothaarigen schimmerte seine glatt rasierte Haut im Gesicht kalkig und fleckig. Unter seinem lockigen Haar machten sich erste Anzeichen drohender Kahlheit bemerkbar. Um den Bauch herum hatte er ein paar Pfund zu viel, kaschierte es aber geschickt mit der Kleidung. Als ob Frank das in irgendeiner Weise interessierte. »Einsam heute Abend?«, fragte sie den Mann.
    »Eigentlich nicht«, log er, und das bewölkte Grau seiner Augen wurde noch dunkler.
    »Armer Benji«, sagte sie. »Habe ich dich ausnahmsweise einmal geschlagen. Normalerweise würde ich mich dafür feiern lassen, aber heute

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