Blondine ehrenhalber
kürzer der Orgasmus bevorsteht. Langes, gleichmäßiges Streicheln mit der Zunge, rauf und runter oder manchmal auch kreisend, das kommt viel besser.«
»Bei mir auch«, sagte Amanda.
»Sei morgen Abend um 19 Uhr wieder hier«, sagte Clarissa. »Herzlichen Glückwunsch. Du bist in der Endrunde.«
Er verließ das Café, und Amanda wünschte, der Parka wäre hinten nicht so lang, damit sie heimlich einen Blick auf sein Hinterteil werfen könnte. Auf der Stelle fing sie an herumzuphantasieren, wann sie ihn wohl wiedersehen würde, was sie dann sagen oder tragen würde. Wie er reagierte, wenn ihr Finger der Länge nach über seinen nackten Arm streichen würde, rauf und runter. Die bloße Vorstellung ließ ihr die Haare auf den Armen zu Berge stehen.
»Komm wieder runter, Amanda«, mahnte Clarissa und boxte sie mit dem Ellbogen in die Rippen. »Denk daran, was ich gesagt habe: keine Verabredungen mit den Kandidaten. Nummer 18.«
Der Nächste war schön, aber ausdruckslos mit einer viereckigen Kinnlade und dunklem, glänzendem Haar. Seine Koteletten retteten ihn gerade noch davor, zu konventionell auszusehen. Er trug einen Anzug und einen Mantel von Hugo Boss, den Amanda befühlte: »Kaschmir«. So ein Mantel kostete über zweitausend Dollar. »Was will ein schicker Typ wie du bei so einem Kaffee-Wettbewerb?«, fragte sie.
»Das ist hier nicht der VH-1 Fashion Award?«, fragte er zurück. Clarissa kicherte, und Amanda fand, dass ihre Reaktion nach mehr klang als nach bloßer Heiterkeit.
Clarissa las die Karte: »Walter Robbins. Alter: 29. Beruf: Dressman für Kataloge.«
»Für welche Kataloge?«, wollte Amanda wissen.
»J. Crew hauptsächlich, aber mein Agent versucht mich bei Eddie Bauer und L. L. Bean unterzubringen.«
»Du kommst mir irgendwie bekannt vor.«
»Hast du einen Typen im Nylonoutfit gesehen, hast du alle gesehen.«
»Mal im Ernst«, sagte Amanda, »du siehst nicht gerade wie jemand aus, der sich tagsüber ins Café setzt.«
Walter Robbins schenkte ihr ein makelloses Lächeln. »Ich stecke gerade zwischen zwei Aufträgen und als eingebildeter Egoist bin ich ständig auf der Suche nach positivem Feedback.«
»Wartest du dort drüben für eine Sekunde?«, forderte Amanda ihn auf. Sie wollte für einen Augenblick ungestört sein, um sich mit Clarissa zu beraten, und sobald er sich außer Hörweite befand, flüsterte Amanda: »Das ist ein Profi.«
»Na und?«, flüsterte Clarissa zurück. »Die Gäste werden ihn lieben.«
»Es ist unfair, einen schrulligen Typen wie Chick Peterson gegen einen Profi-Dressman antreten zu lassen.«
»Amanda, sie kämpfen doch nicht in einer Arena um Leben und Tod.«
Clarissa winkte Walter wieder herüber. »Herzlichen Glückwunsch! Du bist in der Endrunde. Finde dich morgen Abend um 19 Uhr wieder hier ein.« Er lüftete einen imaginären Hut und verschwand.
Es zog sich noch eine Stunde hin, bis auch die letzten drei Kandidaten für den Wettbewerb feststanden: ein bezaubernder 24-jähriger Redaktionsassistent einer Männerzeitschrift, ein vierzigjähriger, frisch geschiedener Bauarbeiter, der seine Gemütslage als »im Augenblick sehr verletzlich« beschrieb sowie ein affektierter Typ mit spitzem Kinn und runder Brille.
Amanda hatte darauf bestanden, dass der Affektierte die Anforderungen erfülle. Es war eine selbstlose Geste, eine Gegenleistung für seine Höflichkeit. Clarissa erklärte sich einverstanden, vermutlich mehr aus Erschöpfung, dachte Amanda, als aus Großherzigkeit.
Gut 24 Stunden später würde das Café wieder eröffnet werden. Der Wettbewerb würde beginnen und der Laden gerettet oder endgültig ruiniert sein. Wie auch immer, Amanda konnte es kaum erwarten, Chick Peterson wiederzusehen.
Kapitel 5
Die Nacht der Nächte stand bevor: Frank hatte sich hinter der Kasse postiert und beobachtete den Ansturm der Gäste. Mit Ausnahme des affektierten Typs, der sich in eine Ecke verzogen hatte und einen starken Kaffee nach dem anderen hinunterkippte, liefen die fünf Mr Coffee-Kandidaten durch die Menge. Jeder der Kandidaten trug ein Romancing the Bean-T-Shirt, das Claude als Abschiedspräsent entworfen und bedruckt hatte. Frank hatte Clarissa mehr als einmal gefragt, wie viel Geld sie nun eigentlich in die Renovierungsarbeiten gesteckt hatten, aber nie eine genaue Antwort bekommen. Das bereitete ihr Kopfzerbrechen und nicht einmal das Gedränge der zahlenden Gäste in ihrem aufpolierten Laden beruhigte sie. An Optimismus gewöhnte man sich
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