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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Hausbewohner vorbeigegangen war. Sie drückte sich so weit unter die Treppe, wie sie nur konnte, und beobachtete, wie eine eindeutig männliche Person die Stufen hinunterstieg und die Straße entlanglief. Sie betrachtete den Mann von hinten und bemerkte, dass ihr die Holzfällerjacke bekannt vorkam. Ebenso sein Gang und das rote Haar. Er stand unter einer Straßenlaterne in der Mitte des Blocks, als sie einen lauten Knall hörte. Der Kopf des Mannes flog in Richtung des Geräuschs und Amanda sah ihn im Profil.
    Benji Morton. Als sie spürte, dass sie noch lebte, holte sie tief Luft.
    Amanda wartete, bis er weit genug entfernt war, bevor sie aus ihrem Versteck herauskletterte. Sie ließ sich auf die nächste Treppe fallen und wartete, bis ihr klopfendes Herz sich wieder beruhigt hatte. Benji und Chick wohnten im gleichen Haus. Vielleicht hatten sie sich kennen gelernt oder waren befreundet? Das schien merkwürdig — sie konnten nicht verschiedener sein.
    Nach einigen Minuten war ihr Puls wieder normal und sie hatte sich wieder unter Kontrolle. Amanda musste sich irgendwohin zurückziehen, um alle Neuigkeiten in Ruhe zu überdenken. Außerdem drängte es sie sehr nach einem I-Ging-Wurf. Überzeugt, dass sie das alles am besten zu Hause machen konnte, lief sie in die Montague Street zurück.
    In diesem Moment hörte sie die Polizeisirene.

Kapitel 9

    Der laute Knall hatte so viel Ähnlichkeit mit einem Schuss aus einer Handfeuerwaffe, dass sich die Gäste unter die Tische flüchteten. Frank hingegen fiel nicht darauf herein. Sie hatte ihr Leben lang in Brooklyn gelebt, nur eine Meile entfernt von Cobble Hill, der italienischen Enklave, die berühmt-berüchtigt für die Tonnen von Leuchtraketen war, die man dort am 4. Juli in die Luft jagte — verbunden mit der höchsten Fingerverlustquote in der ganzen Stadt. Sie erkannte einen Knallkörper am Geräusch.
    Als der Feuerwerkskörper draußen auf dem Gehsteig explodierte, gingen alle in Deckung außer Frank und Matt. Frank war stolz, dass kein Meter freie Fläche mehr zu sehen war.
    Einmal in ihrem Leben — damals, auf dem College, für etwa fünf Minuten — hatte sie erlebt, wie aufgestaute Aggression in willkürliche Gewalt überging: anonyme Anrufe, Vandalismus, Feuerwerkskörper. Aber jeglicher Rest Rücksichtslosigkeit in ihr war zusammen mit ihren Eltern gestorben. Oder vielleicht auch zusammen mit ihrer Jungfräulichkeit. Der Vorfall damals war so tragisch, chaotisch und trostlos gewesen, dass ihr jede Art von Rücksichtslosigkeit für immer fremd wurde.
    Matt holte Frank wieder in die Realität zurück. »He, Leute! Es ist alles in Ordnung! Keiner hat eine Bombe auf das Café geschmissen!«
    Eine Frau in einem Overall und einer Strickjacke mit Zopfmuster rappelte sich wieder auf. »Was war das?«, fragte sie nervös.
    »Nur ein Knallkörper«, beruhigte Matt die Anwesenden. »Keine Angst!« Dann fragte er Frank: »Gratiskaffee für die am Boden zerstörten Massen?«
    »Gute Idee«, antwortete sie. »Aber gib ihnen Kolumbia.« Wer tat so etwas? Es hätte jemand verletzt werden können, dachte Frank. Sie vermutete, dass ein Kind dahinter steckte, das ihnen einen Streich spielen wollte.
    »Wahrscheinlich war es Benji Morton vom Moonburst aus Neid, dass wir ihm seine Gäste abspenstig machen«, sagte Clarissa und klopfte sich den Staub von der Hose. Auch sie hatte sich in den Dreck geschmissen, als der Feuerwerkskörper explodiert war.
    Matt schüttelte den Kopf. »Benji Morton war es nicht.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Frank.
    »Der würde es nie fertig bringen, eine Zündschnur anzuzünden«, antwortete er.
    »So viel Mut gehört nun auch wieder nicht dazu, um kleine Knallkörper loszulassen«, meinte Frank.
    Matt schüttelte den Kopf. »Nicht, um sie loszulassen. Er hätte viel zu viel Angst, gegen die Regeln zu verstoßen und geschnappt zu werden. Sein Rückgrat ist aus Butter, in seinem ganzen schwammigen Körper ist nichts, was einem Risiko standhalten würde. Woher ich das weiß? Ist er nicht der Manager des Moonburst? Das ist im Augenblick der am wenigsten riskante Job auf der ganzen Welt, oder nicht? Dieser Mann wird sein ganzes Leben lang ruhig und in Sicherheit dahinvegetieren, bis er eines Morgens mit neunzig aufwacht und sich fragt, wie er all die Jahre so vergeuden konnte, indem er nichts tat, nichts ausprobierte, nichts darstellte.«
    »Okay«, sagte Frank. »Ich schenke jetzt eine Runde frischen Kaffee aus.«
    »Gut zu wissen, Matt.

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