Blondine ehrenhalber
Danke«, sagte Clarissa. »Oh, Francesca, leihst du mir mal kurz dein Ohr?«
»Klar, such dir eines aus«, antwortete Frank und bereute sofort ihren Sarkasmus. »Tut mir Leid, Clarissa. Was gibt es?« Sie fürchtete sich vor dem, was die Blondine zu sagen hatte. Immerhin war es praktisch zu Handgreiflichkeiten gekommen. Gut, vielleicht nicht direkt zu Handgreiflichkeiten, aber böse Worte waren gefallen. Vielleicht nicht direkt böse Worte, aber sie waren immerhin so hart, dass Frank sich vorkam, als hätte sie jegliche Chance für eine Freundschaft mit diesem Wesen verspielt.
Clarissa räusperte sich. »Du, ich fühle mich schauderhaft, seitdem das vorhin passiert ist. Ich hätte dir meine Ziele deutlicher machen sollen. Ich habe einfach das getan, wovon ich dachte, dass es helfen würde. Ich gebe zu, dass meine Methoden extrem sind. Ich glaube, ich bin das Gegenteil von Benji Morton: Ich nehme gerne Risiken in Kauf. Aber ich brauche deine Anerkennung, Francesca. Du bist so schnell und intelligent. Du bist jemand, der beim Schachspiel fünf Züge vorausdenkt. Ich fürchte, du hältst mich für leichtsinnig. Hoffentlich tust du das nicht, denn ich will dir nur imponieren.« Clarissa schaute Frank mit großen feuchtblauen Augen an.
Franks Brust schwoll an vor Stolz, gleichzeitig rutschte ihr das Herz in die Hosentasche. »Ich versuche doch, dir zu imponieren«, sagte sie. »Du bist alles. Eine Luxusausgabe.« Und ich bin nichts, dachte Frank. Kleine Brüste und Bürstenhaare. Wozu sollte diese Walküre ihre Anerkennung benötigen?, fragte sie sich ehrfürchtig. Ihr war, als wenn das tollste Mädchen der Schule den Bücherwurm um Hilfe bittet. »Du machst deine Sache großartig«, sagte Frank. »Ich hoffe nicht, dass du es dir wegen meiner Unentschlossenheit anders überlegt hast.«
»Bin ich erleichtert!«, erwiderte Clarissa mit einem einnehmenden Lächeln. »Ich fürchtete schon, ich hätte es mir ganz mit dir verdorben.«
Unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte, legte Frank Clarissa die Hand auf die Schulter. Sie hatte tatsächlich ihren Arm ausgestreckt und sie berührt. Frank konnte ihre Dreistigkeit nicht fassen, aber die Lobeshymne hatte eine narkotisierende Wirkung. Unsicher tätschelte sie Clarissas Schulter und sagte: »Ich denke, wir sollten die Gäste beruhigen. Sie sehen immer noch recht mitgenommen aus.«
Clarissa legte ihre kalte, trockene Hand auf die von Frank. »Du hast Recht. Klar«, entgegnete sie. Und Frank fragte sich, ob Clarissa Amanda respektierte. Das war das Wichtigste, dachte Frank. Amanda sprach vielleicht Clarissas Jungmädchen-Seite an, aber Frank konnte vielleicht ein richtiger Freund werden. Sie lächelte Clarissa an und versuchte, ihr zu signalisieren, dass sie verstand: Amanda war nur ein Spielzeug.
Frank hatte sich wieder beruhigt und servierte frischen Kaffee. Währenddessen beschwichtigte Clarissa die Gäste und Matt wischte kleine Bäche von verschüttetem Kaffee auf. Auch Walter putzte über einige Tische und füllte die Serviettenbehälter nach. Als alle wieder auf ihren Plätzen saßen, bedankte sich Frank bei Matt und Clarissa. Walter erschien mit einigen mit Kaffee vollgesogenen Wischlappen bei Frank hinter der Kuchentheke. Sie deutete auf die kleine Spüle neben den Kaffeebehältern und sagte: »Aufwischen geht über deine Pflichten als Mr Coffee.«
»Kein Problem.« Er lächelte schüchtern.
»Nein, ehrlich. Ich möchte mich bei dir bedanken«, sagte sie, immer noch beflügelt durch Clarissa.
»Ist schon gut, Francesca.«
Frank musste ihn einfach fragen: »Abgesehen von deiner Beziehung zu Clarissa und deinem angeblich grenzenlosen Bedürfnis nach Feedback — sag, warum machst du das hier?«
Er wrang einen Lappen aus. »Was meinst du?«
»Wenn du ein großer J. Crew-Dressman bist, warum bist du dann an kostenlosem Kaffee interessiert? Hast du keine Engagements, keine Sitzung, kein Probeläufen? Wie auch immer das heißen mag, was ein Dressman so zu tun hat, warum tust du es nicht?«
»Sagen wir einfach, ich bin kein Fan von Amerikas Vereinheitlichung, zu der das Moonburst eine Menge beigetragen hat.«
»Ganz im Gegensatz zu J. Crew?«, fragte sie.
Er lachte. »Ich könnte schlimmer dran sein. Es könnte GAP sein. Außerdem ist J. Crew in erster Linie ein Versandgeschäft.«
»Ja, in unserem Block würden die wohl kaum ein Geschäft eröffnen.« Sie nickte. »Aber der Katalog kostet jährlich zwanzig Millionen Bäume das Leben. Und warum muss ich jeden
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