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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Tag einen davon in der Post haben?«
    Walter lachte — schon wieder. Er denkt, ich bin witzig, dachte Frank. Ja, witzig aussehen tue ich vielleicht. Kein gut aussehender Mann hatte ihr so viel Aufmerksamkeit geschenkt seit... Erinnerte sie sich überhaupt noch daran, wie lange das her war? Vielleicht war es Clarissas stillschweigender Anerkennung zu verdanken, dass alle Frank für unwiderstehlich hielten.
    »Ich habe gesagt, ich hätte ein Problem mit der Vereinheitlichung, nicht mit der Abholzung von Wäldern.«
    »Dann könnten also Tausende von Graueulen, die nicht wissen wohin, bei dir zu Hause einziehen?«
    »Ehrlich gesagt ist mir das piepegal.« Er machte eine Pause, als wartete er auf ihr Lachen, doch sie hielt sich zurück. Dann fuhr er fort: »Ich habe noch nie so eine vergraulte Eule aus der Nähe gesehen, aber ich bin sicher, ihre Federn gäben eine gute Füllung für Steppjacken ab.« Erneut entstand eine Pause. »Mensch, bist du hart. Wenn du nicht wenigstens bei meinen Witzen lächelst, fange ich an zu heulen.«
    »Ich lächele, wenn du etwas Lustiges sagst«, entgegnete sie. Er spülte seine Hände ab und Frank betrachtete sein Profil. Er hatte eine Knollennase. Das hasste sie bei einem Mann. Aber sie bewunderte die winzigen Poren seiner Haut und seine Koteletten — sie reichten fast bis an das markant geschnittene Kinn. Auch bemerkte sie positiv, dass er nicht diese seltsame, nach vorne geneigte, beinahe feminine Haltung hatte wie die meisten Dressmen.
    Er tastete nach der Seife und sagte: »Eigentlich bin ich in den Wettbewerb hineingerutscht, weil ich gesehen habe, dass jemand in Schwierigkeiten steckt und ich ihm gerne heraushelfen möchte.«
    »Auf mich hat Clarissa am Anfang bestimmt keinen hilflosen Eindruck gemacht«, sagte Frank.
    Walter beugte sich vor und holte sich ein trockenes Handtuch aus dem Regal. »Dir wollte ich helfen, Francesca«, erklärte er. »Ich mag dich. Ich habe dich vom ersten Tag an gemocht, als ich hier hereinschneite, um am Wettbewerb teilzunehmen. Du hast dich so an mir vorbeigedrängelt, als hättest du mich gar nicht wahrgenommen. Da schwor ich mir, mich bemerkbar zu machen, so wie ich dich bemerkt hatte.« Während er seine Unterarme trocken rieb, blickte er zu Frank hinunter, und sie spürte, wie ihr plötzlich sehr heiß wurde.
    »Mein Gott, du bist so ernsthaft«, stellte Walter fest. »Es scheint so, als wären deine Züge alle miteinander gekoppelt, als würden sie sich gegenseitig halten. Ich wette, wenn du lachst, verändert sich dein ganzes Gesicht vollkommen. Tu es, Francesca. Ich möchte es sehen.«
    Sirenen heulten, Lichter flammten auf.
    Frank drehte sich zu den Fenstern des Cafés. Auf der Straße hielt ein Polizeiauto an, im nächsten Moment stürmten zwei Polizisten herein, die Pistolen im Anschlag, bereit, einzugreifen und das Café unter Kontrolle zu bringen. Sie bemerkten schnell, dass die zirka vierzig Frauen durch Gratiskaffee und Adrenalin schon derart aufgewühlt waren, dass sie keinen zusätzlichen Kick mehr brauchten. Noch bevor die beiden ihre Waffen wieder weggesteckt hatten, stürmte ein zerzauster Mann in einem abgetragenen, braunen, gürtellosen Trenchcoat in das Café und schoss mit einer 35-mm-Kamera hastig einige Fotos von den Polizisten, zum Teil mit Frank im Hintergrund.
    Frank trat einen Schritt vor und sagte zu den Männern in Uniform: »Das ist mein Café. Was wollen Sie hier?« Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Matt die Polizisten giftig anvisierte. Aus seinem Blick sprach Misstrauen den Leuten gegenüber, die Gesetz und Autorität verkörperten.
    »Da drüben, Officers!«, sagte der Mann im Trenchcoat. Frank und die Polizisten blickten in die angedeutete Richtung und wurden dabei sofort fotografiert.
    Einer der Polizisten, mit ungefähr 198 Zentimetern der kleinere von beiden, erklärte: »Wir haben eine Meldung bekommen, dass hier Schüsse abgegeben worden sind.«
    »Schüsse?«, fragte Frank. »Nein, nein. Irgendein Verrückter hat auf der Straße billige Knallkörper losgelassen. Verletzt wurde niemand.« Der Mann im Trenchcoat starrte Frank an, während sie redete, und sie spürte, wie seine Blicke ihr folgten, als sie mit den Polizisten nach draußen ging, um ihnen die Überbleibsel des Feuerwerkskörpers zu zeigen. Der zweite Polizist, ein Riese von zwei Metern, holte ein Klemmbrett aus der Ablage des Einsatzwagens und bat sie, ein Formular zu unterschreiben.
    In diesem Moment kam Amanda die Straße entlanggerannt. Sie

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