Blondine ehrenhalber
atmete schnell, als wäre sie von New Jersey hierher gesprintet. Frank beruhigte sie, dass nichts passiert sei und sie sich nicht aufzuregen brauche. Der kleinere Polizist erkannte Amanda, er hatte ihr Bild in der Zeitung gesehen und bat sie nun schmeichelnd um ein Autogramm. Offensichtlich wäre ihm ihre Telefonnummer lieber gewesen. Zwar trug er keinen Ehering, doch bei Polizisten wusste man nie.
Frank blieb nichts anderes übrig, als Amanda später über die Gefahren eines Rendezvous mit einem Polizisten aufzuklären. Sie ließ ihre Schwester stehen, denn sie hatte bemerkt, dass der Mann im Trenchcoat sie noch immer anstarrte, die Kamera im Anschlag. Sie lief wieder hinein, gefasst auf die trockene Heizungsluft, die ihr entgegenblasen würde.
Entschlossen ging Frank auf den Fotografen zu: »Sie haben schwarze Flecken an der Hand — wie von schwarzem Schießpulver. «
»Sehr gut beobachtet, Miss Marple.« Der gnomenhafte, zerzauste Mann rümpfte etwas die Nase und — klick — hatte er sie auch schon abgelichtet.
Frank staunte über seine Unverschämtheit. »Bitte gehen Sie«, forderte sie ihn auf. Dann überlegte sie einen Moment. »Wer sind Sie?«
»Ich heiße Piper Zorn«, erklärte er. Frank war sich sicher, dass sie den Mann noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Und ihr Gedächtnis war zuverlässig.
»Sagt Ihnen der Name nichts?«, fragte er ungeduldig.
»Sie sind der Journalist von der Post, der diese Lügengeschichte über meine Schwester zusammenphantasiert hat«, sagte Frank. »Ich kann nicht behaupten, ein Fan Ihrer Schreibkunst zu sein.«
»Piper!«, flötete Clarissa und schob sich zwischen Frank und den Mann im Trenchcoat. »Heute hatte ich dich gar nicht erwartet.« Clarissa und Piper Zorn umarmten sich. Seine Hand streifte ihr Hinterteil, doch sie schob sie beiseite. Ihre Augen wanderten zu Walter, der Bestellungen entgegennahm und Wechselgeld herausgab.
»Ich kümmere mich nur um die Fortsetzung. Das sollte doch keine einmalige Story werden.«
»Du bist so gut zu mir«, säuselte Clarissa. Frank staunte, wie dieser Mann ihr aus der Hand fraß. Obwohl sie sich damit einverstanden erklärt hatte, dass Clarissa tat, was sie für richtig hielt, war ihr immer noch unwohl, wenn sie an die Berichterstattung in diesem Revolverblatt dachte.
»Vielleicht können Sie in der morgigen Ausgabe berichten, was tatsächlich vorgefallen ist, anstatt alles als Sensation aufzublähen«, schlug Frank vor.
»Francesca«, fing Clarissa an, »ich dachte, wir hätten das besprochen.«
Piper Zorn unterbrach sie. »Gerade Sie wollen mir einen Vortrag über journalistische Standards halten?«, schnaubte er. »Ich brauche einige Fotos. Gehen Sie aus dem Weg.« Er stieß Frank zur Seite und lief auf einige aufgeregt wirkende Gäste zu. Einen Moment lang dachte Frank daran, ihn zu bremsen, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass sie damit alles nur noch verschlimmern würde.
Die beiden Frauen folgten Piper mit ihren Blicken. »Als du gesagt hast, du könntest einen Journalisten aus dem Ärmel schütteln, hatte ich nicht gedacht, dass er da auch hineinpassen würde.«
»Klein bezieht sich aber nur auf seine Körpergröße«, versicherte Clarissa. »Piper ist ein erfahrener Journalist und Autor. Er hat, soweit ich weiß, einige Preise gewonnen.«
»Er ist verantwortlich für die Feuerwerkskörper vor dem Café und hat dann die Polizeistreife alarmiert«, bemerkte Frank. »Bist du wirklich sicher, dass er vertrauenswürdig ist?«
»Er würde nie etwas tun, was meine Pläne gefährdet«, sagte Clarissa. »Ich habe alles voll unter Kontrolle.«
Frank hatte zwar ihre Zweifel, aber sie wollte das neue Einvernehmen nicht aufs Spiel setzen. Ihr kam der Gedanke, dass Leute, die immer alles voll unter Kontrolle zu haben glaubten, wahrscheinlich sowieso nur einer Illusion nachjagten, sie selbst inklusive. »Bei Piper könnte man meinen, dass er ein Problem mit mir persönlich hat«, sagte sie.
»Das ist doch lächerlich«, entgegnete Clarissa. »Mag sein, er ist etwas seltsam, aber für uns ist er viel wert als erstklassiger Journalist der größten Tageszeitung der Stadt. Er hat bereitwillig über euer Café berichtet. Jeder Absatz in der Zeitung kommt einem teuer bezahlten Werbeinserat gleich. Das ist Gold wert, Francesca.«
Frank nickte. »Ich weiß, ja. Und ich weiß es auch zu schätzen. Aber er wirkt so feindselig.«
»Du bist paranoid.«
»Es ist keine Paranoia, wenn tatsächlich jemand hinter einem her ist.« Eine
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