Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
solltest dir Jeans kaufen, die passen, Frank.«
    »Ich brauche einen starken Kaffee.«
    »Ich könnte etwas essen.«
    »Frühstück?«
    »Gehen wir.«
    Wenig später brachen Matt, Frank und Amanda zu einem Café auf, das sechs Blocks entfernt war und ruhig dalag. Sie passten sich der morgendlichen Stille an. Die Stadt fing an, sich langsam zu beleben, als sie sich dem Restaurant näherten. Es befand sich in der Straße gegenüber der Cadman Plaza, einem Fleckchen Grün außerhalb der Auffahrtsrampe zur Brooklyn Bridge, das die Stadt als »Park« be-zeichnete.
    Bevor es Restaurant wurde, war das »Park Plaza Diner« ein Supermarkt gewesen. Die Regale wurden noch genutzt, um darin Küchenvorräte zu lagern. An den Wänden hingen Spiegel mit abgeschliffenen Kanten, der Teppich, ungewöhnlich für Restaurants so weit entfernt von Long Island, war kastanienbraun mit einem flirrenden orangen Muster. Die Tische waren so dick mit Lack überzogen, dass man mit seiner Gabel stundenlang an der Oberfläche kratzen konnte, ohne auf echtes Holz zu stoßen. Das rote Vinyl auf den Sitzpolstern war mit kleinen Nägeln befestigt. Die Nischen waren ebenfalls mit rotem Vinyl und Lacktischen ausgestattet und in jeder hing eine kleine Jukebox an der Wand. Für einen Dollar konnte man zwei Lieder auswählen, die Palette reichte von Whitney Houston bis zu den späten Doobie Brothers. Die Lautstärkeregler funktionierten nicht. Wenn in dem Restaurant von der Größe eines Fußballfeldes ein Gast das Verlangen verspürte, »The Greatest Love of All« zu hören, nahm jeder andere Gast — in Dezibel, die es mit der Lautstärke in einer Flugzeughalle aufnehmen konnten — an dem Vergnügen teil. Trotz des großen Angebots an Restaurants in ihrem Viertel kamen Frank und Amanda mindestens ein- bis zweimal in der Woche zum Essen ins Park Plaza. Das gemeinsame Essen war das Zeichen für Waffenstillstand, das Restaurant neutraler Boden.
    Harry, der Sohn des Besitzers, war noch nicht eingetroffen. Ein Mann, den sie noch nie gesehen hatten, führte sie zu einer Nische, die zur Court Street hinausging. Selbst zu dieser Tageszeit war der Verkehr Richtung Brücke wegen der vielen Trucks und Taxis beachtlich. Das Restaurant, das rund um die Uhr geöffnet hatte, war mit vielleicht dreißig Frühaufstehern zu einem Viertel besetzt. Frank konnte kaum fassen, dass um diese Zeit schon so viele Leute auf den Beinen waren. Die eigentliche Bedienung war auch noch nicht da. Eine müde aussehende Frau mit einem Mopp schwarz gefärbter Haare verteilte Speisekarten.
    »Das ist eine total andere Welt um halb sechs. Da fragst du dich, ob du bisher vielleicht etwas verpasst hast«, sagte Amanda.
    »Vielleicht fragst du dich ja, ob du bisher nicht etwas verpasst hast«, bemerkte Frank.
    »Sage ich ja.«
    »Du hast gesagt, >Da fragst du dich<, und unterstellst dabei die Frage mir. Wenn du von dir geredet hättest, hättest du >da frage ich mich< gesagt.«
    »Ich habe das kollektive >du< gemeint.«
    »Halt mich aus dem Kollektiven heraus«, knurrte Frank.
    »Mit Vergnügen«, gab Amanda zurück. »Unglaublich, wie eklig du bist, bevor du Kaffee bekommen hast.«
    »Menschenskinder, so sind also Schwestern?«, mischte sich Matt ein. »Ihr werft euch die gemeinsten und gehässigsten Dinge an den Kopf, ohne mit der Wimper zu zucken, und erwartet dann von der anderen noch bedingungslose Liebe?«
    Amanda und Frank tauschten Blicke aus. Die jüngere Schwester antwortete: »Ja, so ähnlich.«
    »Cool«, bemerkte er.
    »Du hast also bei uns kampiert«, sagte Frank zu Matt. »Ich verabscheue es, nicht zu wissen, was in meinem Laden geschieht. Stell dir vor, dir wäre da unten etwas passiert, Matt. Wildcamper sind bei uns nicht mitversichert. Du könntest uns anzeigen und wir würden alles verlieren. Nicht dass wir noch viel zu verlieren hätten.«
    »Jetzt ist es vielleicht an der Zeit, dir von Patsie Stromboli zu erzählen«, sagte Amanda und ergänzte die Vorkommnisse des Morgens: »Der Bäcker hat heute Morgen dort unten einen Schlag auf den Kopf bekommen.«
    Das Spannungsknötchen unterhalb von Franks linker Augenbraue pulsierte. »Großartig. Jetzt werden wir angezeigt. Immer wenn es so ausschaut, als ob es bergauf geht, passiert etwas Unerwartetes. Habe ich das nicht schon mindestens zehnmal innerhalb der letzten Tage gesagt? Mit diesem Café komme ich mir vor wie Sisyphus.«
    »Wie wer?«, fragte Amanda.
    »Du meinst den mit dem Felsbrocken, richtig?«, sagte Matt.
    Frank

Weitere Kostenlose Bücher