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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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langärmeliges Lycra-T-Shirt, einen schwarzen Ledermantel und schwarze Turnschuhe der Marke Adidas (natürlich mit schwarzen Kaschmirsocken). Ihr Haar band sie zum Pferdeschwanz. Da es dunkel war, machte sie sich um das Make-up keine Gedanken. Auf dem Weg nach draußen berührte sie den Knauf von Franks Tür. Sie wird stolz auf mich sein, dass ich das alles allein in den Griff kriege, dachte Amanda und lächelte. Seit Mutter und Vater tot waren, suchte Amanda die elterliche Bestätigung bei ihrer großen Schwester, obwohl diese sie ihr selten zuteil werden ließ.
    Die morgendliche Kälte fuhr Amanda in den bloßen Nacken. Von außen war im Erdgeschoss alles still. Keine Bewegung. Nichts. Amanda rüttelte am metallenen Gitter vor den Caféfenstern, um zu überprüfen, ob es abgeschlossen war. Die Gitterstäbe fühlten sich an wie Eiszapfen, aber die Frontfenster waren in Ordnung. Sie schloss das Gitter auf und betrat das Café durch die Haupttür. Abgesehen von der Neonbeleuchtung in den Vitrinen brannte kein Licht. Sie überprüfte die Toiletten und den Bereich hinter der Theke. Nichts. Sie spürte, wie die Erleichterung sich wärmend in ihrem Körper ausbreitete. Sie hatte sich ein Ziel gesetzt und es erreicht. Frank würde beeindruckt sein.
    Krrrr. Diesmal war es kein lautes Geräusch, sondern ein Knarren von altem Holz, ein Krächzen, doch es traf Amanda fast wie ein Schlag. Das Geräusch kam aus dem Keller. Sie griff nach dem Telefonhörer, um die Polizei zu verständigen, doch es ertönte kein Freizeichen, die Leitung war tot. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Was sollte sie nun tun? Amanda holte tief Luft und schloss die Augen. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, schnappte sich ein Brotmesser und ging auf die Kellertreppe zu. So leise wie möglich öffnete sie die Tür zum Keller und spähte hinunter. Irgendwo da unten brannte ein Licht. Sie lauschte. Gedämpfte Geräusche drangen zu ihr, wie die Schritte von Füßen in Turnschuhen auf Zement.
    Noch konnte sie umkehren, Frank verständigen. Sie brauchte die Sache nicht selbst zu regeln. Doch Amanda entschied sich weiterzugehen, endlich einmal etwas Begonnenes zu Ende zu bringen. Es war höchste Zeit, an sich zu arbeiten, in kleinen Schritten, dachte sie. Während sie die Treppe hinunterschlich, beglückwünschte sie sich zur Wahl ihrer Schuhe — Turnschuhe, ein cleverer Griff. Sie tastete sich vorwärts, eine Hand auf dem Geländer. In dem schwachen Licht konnte sie fast nichts sehen. Als sie auf der untersten Stufe angelangt war, durchflutete sie ein Gefühl des Stolzes. Ein Ziel hatte sie bereits erreicht. Vielleicht war es ja gar nicht so schwer, sich auf das zu konzentrieren, was man sich vorgenommen hatte, dachte sie. Clarissa würde ihr eine Eins plus geben für ihre Bemühung. Sollte sie sich weiter vor in den Keller wagen? Sie hielt kurz inne, um tief durchzuatmen, und lauschte, wie die Luft durch die Nasenlöcher hereinströmte und durch den Mund wieder hinausrauschte. Dann blickte sie sich um. Nichts war zu sehen, keine Spur, kein Schatten. Sie spähte in den L-förmigen Raum. Doch keine zwei Schritte weiter fühlte Amanda plötzlich eine kalte, tote Hand auf ihre Schulter fallen. Ihre Haut gefror. Sie schloss die Augen und schrie auf. Mit einem Mal schwebten ihre Füße nur mehr über dem schmutzigen Boden, baumelten in der Luft. Jemand hatte sie hochgehoben, ein kräftiger Arm umfasste ihre Taille. Sie schrie und eine breite Hand legte sich auf ihren Mund, die Nase und die Augen. Sie kämpfte und trat mit den Füßen um sich, in der Hoffnung, die Knie ihres Gegners zu treffen. Im Eifer des Gefechts hätte sie fast das klirrende Geräusch von Metall überhört, das auf einem Schädelknochen landete.
    Amanda spürte, wie sich die Umklammerung löste und sie zu Boden glitt. Schnell rappelte sie sich auf, drehte sich um und entdeckte Matt, den Kellner. Er hielt die kaputte Cappuccino-Maschine im Arm und beugte sich über den regungslosen Körper eines riesigen Mannes, der eine Bäckerschürze trug. Sein blutender Kopf lag auf der untersten Stufe der Kellertreppe.
    »Matt, du hast mich gerettet!«, schnaufte Amanda.
    Matt errötete. »Ich habe getan, was ich konnte«, sagte er und scharrte mit den Füßen.
    Amanda betrachtete den Bewusstlosen. Auf seiner Schürze stand: Patsie’s Breadstuffs. »Er hätte mich töten können. «
    »Nie und nimmer«, sagte Matt. »Nicht, wenn ich da bin.« Matt stellte die Cappuccino-Maschine ab und zog einen

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