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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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schaute wie von Dick zu Doof. Dann fragte sie: »Hat Patsie gesagt, dass er Anzeige erstattet?«
    »Er hat ausdrücklich bemerkt, dass er dergleichen nicht zu tun gedenkt.« Amanda hatte wieder das Wort ergriffen.
    Frank nickte. »Matt, du kannst nicht in dem Keller bleiben. Tut mir Leid, aber du musst dich woanders einquartieren. Du kannst« — sie machte eine Pause, da sie selbst nicht wusste, warum sie so großzügig war — »dich notfalls auf unserer Couch einquartieren, wenn dir gar nichts anderes einfällt.«
    »Du schmeißt mich nicht raus?«, fragte er.
    »Noch nicht.«
    Die Bedienung kam zurück, und sie bestellten alle das Frühstück Spezial Nummer eins für zwei Dollar fünfzig: zwei Eier, Bratkartoffeln, Toast, Saft, Kaffee.
    »Warum hat Chick sich im Keller versteckt, wo er doch eine eigene Wohnung hatte?«, fragte Frank.
    Amanda presste ihr Buttermesser derart in die Tischdecke, dass kleine Schnittspuren zurückblieben. »Ich glaube nicht, dass Chick wirklich eine Wohnung hatte«, sagte sie. »Ich glaube, er hat bei Benji Morton gewohnt.«
    »Benji?«, wiederholte Frank.
    »Ich habe gestern Nacht Benji Morton aus Chicks Haus kommen sehen. Chicks angeblichem Haus«, korrigierte sich Amanda.
    »Gut beobachtet, Amanda«, bemerkte Matt. »Vielleicht sollten wir irgendwann einmal etwas zusammen unternehmen. Außerhalb der Arbeit, meine ich. Keine übliche Verabredung. Eine Verabredung ist nur wieder ein von der Gesellschaft zelebriertes Ritual, bei dem sich die Menschen anhand oberflächlicher Begriffe von fragwürdiger Bedeutung gegenseitig beurteilen. Also zum Beispiel nach der von den Medien aufgezwungenen Definition von Attraktivität oder der Fähigkeit, leicht zu verdauende Plattitüden auszutauschen, die nichts damit zu tun haben, was jemand wirklich denkt oder fühlt.«
    »Werde ich verrückt, oder ergibt das wirklich einen Sinn, was er sagt?«, bemerkte Frank. Natürlich führte jede Kette von Ereignissen unausweichlich zu einer Verabredung für Amanda. Bilder von Walter tauchten vor Franks Augen auf.
    »Viele Leute überrascht das, aber die Wahrheit ergibt nun mal einen Sinn«, erklärte Matt. »Und noch öfter verursacht die Wahrheit Schmerzen.«
    »O Gott«, stöhnte Frank.
    »Du kannst stöhnen, so viel du willst. Aber du weißt genau, was ich meine. Heutzutage ist es schwer, einer Sache zu trauen. Man kann kaum noch dem trauen, was man direkt vor Augen hat. Ich verdächtige alles und jeden, denn jeder hat sich irgendetwas vorzuwerfen.«
    »Jeder?«, fragte Frank. Wenn Clarissa sie für paranoid hielt, dann sollte sie erst einmal Matt zuhören.
    »Richtig«, fuhr er fort. »Ich habe mir vorzuwerfen, dass ich mir eure Gastfreundschaft erschlichen habe. Und ich bin bereit, die Folgen zu verantworten. Aber anscheinend gibt es ja keine.«
    »Noch nicht«, sagte Frank.
    »Und was habe ich mir vorzuwerfen?«, mischte sich Amanda ein.
    Matt lächelte. »Nichts. Du, Amanda, bist rein.«
    »Du, Matt, bist auch rein — reiner Mist«, sagte Frank. Ihr fielen Millionen Dinge ein, die Amanda sich vorzuwerfen hätte: Impulsivität, Selbstsucht, Eitelkeit, Geltungssucht, um nur einige anzuführen.
    »Was hast du dir vorzuwerfen, Frank?«, fragte Matt. »Ich habe da so eine Ahnung.«
    »Welche?«
    »Dass du dein eigenes Urteil zurücksteckst und dich vollkommen von Clarissa unterbuttern lässt, nur damit sie deine Freundin wird. Das ist Selbstvernichtung.«
    Frank rang nach Atem. Sah es wirklich so aus? »Clarissa will meine Freundin sein. Und ich stecke nicht zurück. Ich füge mich ihrer professionellen Meinung.« Wie demütigend, dass es für jemanden so aussah, als würde sie nach Clarissas Pfeife tanzen. Es war beleidigend. Sie weigerte sich, Matts Interpretation gelten zu lassen. Sie warf dem gammelig wirkenden Kellner einen prüfenden Blick zu. In seiner Gegenwart fühlte sie sich alles andere als selbstbewusst. Seltsam, er war ein Mann. Noch dazu ein junger.
    »Ich sehe schon, du hast sehr großes Vertrauen zu Clarissa«, sagte Matt. »Aber solange du kein Vertrauen zu dir selbst hast, wirst du nie bekommen, was du wirklich willst. Du wirst nicht einmal wissen, was du wirklich möchtest. «
    Einen sehr jungen Mann, dachte Frank.
    Amanda spielte noch immer mit ihrem Besteck. »Ich will etwas über Chick hören. Du hast mehr Zeit mit ihm verbracht als sonst irgendwer, Matt. Wie war er?«
    »Er war ein Nomade«, erklärte Matt. »Hatte keine Wurzeln. Keinerlei Bindungen. Er erzählte mir, er habe keine

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